Die Redline Challenge für ambitionierte Hobbyfotografen, die ihre Kreativität ausleben und ihr technisches Know-how testen wollen, geht nun in die Bewertungsphase über. Eine Jury aus Profifotografen und Branchenexperten sucht nach Bildern, die die von Canon Botschafter Lorenz Holder vorgegebene Aufgabe mit dem Titel „Licht im Dunkeln“ am besten umgesetzt haben. Kreativität, Wirkung und technisches Können spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
Jede gültige Einreichung wird intensiv und streng geprüft. Über die Bilder wird in einem dreistufigen Bewertungsprozess in jeder Runde einzeln abgestimmt. In der letzten Phase wählt die Jury gemeinsam den Gesamtsieger aus einer Vorauswahl von 20 Beiträgen aus.
Wie setzt sich die Jury zusammen und worauf achtet sie bei den Einreichungen? Was zeichnet ein preisgekröntes Bild aus?
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Den Preis im Blick: Lernen Sie die Redline Challenge-Jurymitglieder kennen
Lorenz Holder ist ein ehemaliger Halbprofi im Snowboarding, der auf eine erfolgreiche Karriere als professioneller Actionsportfotograf mit künstlerisch-ästhetischem Anspruch blickt. Seine innovativen Kompositionen haben ihm zahlreiche Auszeichnungen eingebracht. Er gewann zweimal den Hauptpreis bei den Red Bull Illume Awards, dem renommierten internationalen Fotowettbewerb für Abenteuer- und Actionsportarten.
Holders origineller Stil hat sich auch im kommerziellen Bereich durchgesetzt, sodass er heute Automobilhersteller und Sportbekleidungsmarken zu seinen Kunden zählt.
Lorenz Holder
Holder legt nicht nur die Aufgabenstellung fest und ist Jurymitglied, sondern betreut auch den Gesamtsieger der Redline Challenge bei einem persönlichen Fotoauftrag.
Worauf achtet er bei der Bewertung der Redline Challenge? Holder gibt eine einfache Antwort: „Auf den Wow-Faktor“.
Kreativität und technisches Geschick stehen ebenfalls ganz oben auf seiner Wunschliste. „Es muss nichts sein, das ich noch nie gesehen habe. Es geht nicht darum, das Rad neu zu erfinden. Ich möchte einfach Fotos sehen, die kreativ sind, mit guter Komposition, und natürlich Bilder, bei denen die Fotografen zeigen, dass sie sehr gut mit Licht umgehen können.“
„Ich finde es auch sehr gut, wenn zu sehen ist, dass die Fotografen die Funktionsweise ihrer Kamera verstehen. Das ist aus den gewählten Einstellungen ersichtlich. Vor allem möchte ich als Jurymitglied ein Foto ansehen und davon begeistert sein.“
Die Redline Challenge
Holder hat den Ruf, bei der Actionsportfotografie die Grenzen der Kreativität zu überschreiten. Er verrät uns jedoch, dass er bei der Aufnahme einer ruhigen, herbstlichen Landschaft vor seiner eigenen „roten Linie“ stand. „Ich wollte eine perfekte Reflexion der Farben in einem See aufnehmen, aber ich war ein paar Tage zu spät dran und es waren bereits einige Blätter der Bäume am Ufer ins Wasser gefallen. Also zogen mein Freund und ich Anglerhosen an und verbrachten drei Tage im See, um die Blätter zu entfernen. Erst dann konnte ich die Aufnahme machen.“
Laura El-Tantawy ist eine britisch-ägyptische Dokumentarfotografin, die in London und Kairo lebt. Sie konzentriert sich auf unverwechselbare soziale und umweltbezogene Dokumentarprojekte, die zum Nachdenken anregen sollen. Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgestellt und in Le Monde, Time, The New Yorker und National Geographic veröffentlicht. Ihr im Selbstverlag erschienener Fotoband „In the Shadow of the Pyramids“ (Im Schatten der Pyramiden, 2015) wurde für den Preis der Deutsche Börse Photography Foundation nominiert.
Für die Fortsetzung von „I'll Die for You“ (Ich werde für dich sterben), einer Langzeitserie über die Beziehung zwischen Landwirten und dem Land, zu der sie von ihrem Grossvater väterlicherseits inspiriert wurde, erhielt El-Tantawy 2020 den Eugene Smith Fund Grant. Derzeit arbeitet sie neben einer Serie von Blaupausen mit dem Titel LULL, mit der sie während des Lockdowns 2020 begann, an zwei neuen Auftragsarbeiten.
Laura El-Tantawy
El-Tantawy sagt, dass sie zwar in erster Linie nach Fotos Ausschau halten wolle, die am besten die „Licht im Dunkeln“-Vorgabe von Holder erfüllen, aber sie sei auch daran interessiert, „Arbeiten zu entdecken, die mich in irgendeiner Weise überraschen, sei es dadurch, wie die Fotografen mit Licht umgehen oder wie sie die Welt wahrnehmen.
„Für mich ist ein Bild interessant, wenn es Fragen aufwirft, ein Bild, das nicht alles verrät, ein Bild, das mir als Betrachterin Rätsel aufgibt und mir erlaubt, es auf meine Weise zu interpretieren. Ich suche also nach einem Foto, das in diesem Sinne zum Nachdenken anregt, das aber gleichzeitig auch technisch gelungen ist. Ich interessiere mich auch für Leute, die Licht auf eine Art und Weise einsetzen, die sehr provokativ und bewegend und auch emotional ist.“
Dieser Ansatz ist ein Markenzeichen von El-Tantawys eigener Arbeit. „Bei jedem Bild überlege ich tatsächlich, was ich in dem Moment fühle und versuche, das Gefühl im Bild auszudrücken. Ich bin zwar eine Dokumentarfotografin, doch meine Bilder sind ziemlich impressionistisch, und sie sagen mehr über das Gefühl aus als über das, was ich sehe. Bei allen Aufnahmen versuche ich, dorthin zu gelangen, diesen Punkt zu erreichen, also ist jedes Bild in gewisser Weise eine Redline Challenge für mich.“
Monica Allende arbeitet freiberuflich als künstlerische Leiterin, Kuratorin und Pädagogin. Sie ist in Spanien aufgewachsen, aber seit 34 Jahren in London zu Hause.
Von 2002 bis 2015 war sie Fotoredakteurin für das Sunday Times Magazine und Teil des Teams, das den preisgekrönten Fotografieteil Spectrum ins Leben rief. Von 2017 bis 2019 war sie ausserdem künstlerische Leiterin des GetxoPhoto International Image Festivals und ist derzeit künstlerische Leiterin des Landskrona Foto Festivals.
Allende war für mehrere Fotopreise nominiert, unter anderem für den Preis der Deutsche Börse Photography Foundation. Ausserdem kuratierte und produzierte sie das Blue Skies Project, ein multidisziplinäres Projekt des Künstlers Anton Kusters und des Musikers Ruben Samama zum Gedenken an den Holocaust. Sie ist Gastdozentin sowohl am London College of Communication als auch am EFTI International Centre of Photography and Film in Madrid und hat gerade ihre Lehrtätigkeit an der VII Academy in Arles, Frankreich, beendet.
Monica Allende
„Ich arbeite am liebsten als Jurymitglied bei Fotowettbewerben“, sagt Allende. „Das ist für mich eine sehr gute Möglichkeit, neue Trends zu erkunden. Da ich in internationalen Jurys arbeite, sehe ich, wie verschiedene Teile der Welt mit Fotografie und visuellem Geschichtenerzählen umgehen.“
Allende hat beträchtliche Erfahrung in der kritischen Beurteilung von Fotografien, da sie viermal Mitglied der World Press Photo-Jury war, sowie bei Visa pour l'Image, dem Taylor Wessing Photographic Portrait Prize der National Portrait Gallery und einer Reihe anderer internationaler Fotowettbewerbe. „Es gefällt mir, dass ich nicht nur eine Art von Arbeiten sehe, wie zum Beispiel Fotojournalismus oder Kunstfotografie“, sagt sie. „Ich decke ein breites Spektrum an Kategorien ab und bin in der Lage, einen Querschnitt der Arbeiten zu beurteilen.“
„Es wird sehr interessant sein zu sehen, wie die Fotografen die Aufgabe „Licht im Dunkeln“ umsetzen, denn ich halte sie für eine sehr schwierige Herausforderung. Wir sprechen in der Fotografie viel über Licht, aber ich denke, es wird manchmal als selbstverständlich angesehen. Für ein perfektes Bild braucht man das perfekte Zusammenspiel von Licht, Bildkomposition und Inhalt, und ich meine, es ist sehr schwierig, das gut hinzubekommen.“
Ihr beruflicher Weg führte Gabrielle Fonseca Johnson von der Tate Galerie und der Zeitung The Times zur Nachrichtenagentur Reuters in London, wo sie ein Jahrzehnt lang eng mit einigen der besten Fotojournalisten der Welt zusammenarbeitete. Derzeit ist sie Redakteurin von The Wider Image, einem Multimedia-Nachrichtenanbieter, der Reuters-Kunden und -Lesern fundierte Multimediageschichten liefert. Sie ist dafür verantwortlich, diese bei Fotografen auf der ganzen Welt zu Themen und den Topnachrichten des Tages in Auftrag zu geben.
Einer der Höhepunkte der Arbeit, sagt Fonseca Johnson, sei die Zusammenarbeit mit Fotografen und anderen Journalisten. Sie wolle Geschichten finden, entwickeln und erzählen, die die Probleme, mit denen die Welt konfrontiert ist, verdeutlichen und Millionen von Menschen weltweit ansprechen. Sie ist auch Mentorin für junge Fotografen des Yannis Behrakis Fotojournalismus-Stipendiums, das sich auf die Verbesserung der Vielfalt in der Branche konzentriert.
Gabrielle Fonseca Johnson
Mit ihrer umfangreichen Erfahrung bei Nachrichtenagenturen bringt Fonseca Johnson eine einzigartige fotojournalistische Perspektive in die Redline Challenge-Jury ein. „Beim Fotojournalismus geht es darum, einen Moment, der die Geschichte auf die ästhetischste und kraftvollste Art und Weise erzählt, akkurat einzufangen“, sagt sie.
Obwohl sich ihre Rolle bei The Wider Image in erster Linie auf den Aufbau von Arbeitsgruppen konzentriert, die zeitgenössische Themen tiefer erforschen, betont Fonseca Johnson die Wirkung, die ein einzelnes Bild haben kann. „Die nachhaltigsten und unvergesslichen Nachrichtenfotos mit Kultcharakter erzählen eine Geschichte in einem einzigen Bild. Das ist das Wesen des Fotojournalismus.“
Daher hofft sie auf Redline Challenge-Einreichungen, die „uns einen Einblick geben, wie die Fotografen die Welt sehen“, und auf Bilder, die sowohl „einfallsreich als auch überraschend“ sind. Natürlich wird auch ein hoher technischer Standard erwartet. „Damit ein Bild erfolgreich ist, muss es technisch korrekt sein, auch wenn es mit der Technik spielt, um einen künstlerischen Effekt zu erzielen.“
Für Fonseca Johnson ist es nichts Neues, in Jurys zu sitzen, und sie ist bereit, zugunsten von Bildern zu argumentieren, von denen sie überzeugt ist. „Ich bin mir sicher, dass das alle in der Jury so sehen“, sagt sie, „und so habe ich es in der Vergangenheit auch immer erlebt. Man muss sich für das einsetzen, was man für eine starke Arbeit hält.“
Susie Donaldson arbeitet seit 14 Jahren bei Canon und war in dieser Zeit Mitglied in vielen Wettbewerbsjurys. Sie sagt, das Thema „Licht im Dunkeln“ für die erste Redline Challenge sei absichtlich breit gefächert gewesen, damit alle Fotografen, unabhängig von ihrem bevorzugten Genre oder ihrem Können, inspiriert wären, ihre Fotografie weiterzuentwickeln und ihre Bilder einzureichen.
„Egal, ob die Teilnehmer eine detaillierte Makroaufnahme oder eine epische Landschaft, eine rasante Actionaufnahme oder ein atemberaubendes Porträt einreichen wollen, wir glauben, dass die Vorgaben erfüllt werden können“, sagt sie.
Susie Donaldson
„Seit vielen Jahren sprechen wir über Fotografen, die bei wenig Licht Grosses leisten. Bei dieser Aufgabe geht es jedoch um eine aktive Nutzung des Lichts, nicht nur als etwas, das eine Szene oder ein Motiv beleuchtet, sondern um ein Gefühl, eine Stimmung, ein Drama, eine Aktion, eine andere Perspektive, eine herausfordernde Sicht oder um das Verborgene hervorzuheben – was auch immer der Fotograf damit erreichen möchte.“
„Für Canon mag die ‚rote Linie‘ der rote Faden sein, der eine erstaunliche Auswahl an Kameras, Objektiven und Druckern miteinander verbindet, aber für unsere Fotografen steht sie für die Zugehörigkeit zu einer kreativen Gemeinschaft. Mit diesem Wettbewerb können wir die Leistungen von Tausenden im gesamten EMEA-Raum feiern.“
„Für herausragende und unverwechselbare Bilder kommt es auf die Vorstellungskraft an“, schliesst Donaldson, „und ich freue mich auf die einzigartigen Sichtweisen unserer Fotografen in diesem Wettbewerb.“
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