Was sind die Nachteile von elektronischen Verschlüssen?
Das grösste potenzielle Problem mit elektronischen Verschlüssen ist der Rolling-Shutter-Effekt. Da die Bildinformationen Stück für Stück von den Sensorpixeln abgelesen werden, kann sich ein sehr schnell bewegendes Motiv während der Zeit, die es braucht, um den gesamten Sensor auszulesen, verschieben. Dadurch erscheint das Motiv auf dem finalen Bildergebnis verzerrt. Ein schneller Zug kann sich beispielsweise zur Hälfte im Bildausschnitt befinden, wenn die obere Pixelzeile ausgelesen wird, aber am Rand des Bildausschnitts, wenn die unterste Zeile ausgelesen wird. Folglich erscheint der Zug im Bild verzerrt. Die Verschlusszeit (oder, genauer gesagt, die Belichtungszeit) beträgt nach wie vor 1/8000 s oder je nach Einstellungen eine andere; es ist nur so, dass jede Zeile des Bildes eine ganz andere 1/8000-Sekunde ist.
Entwicklungen in der Sensortechnologie, sowie die Stacked-Architektur des CMOS-Sensors mit rückwärtiger Belichtung (Backside Illumination, BSI) in der EOS R3, ermöglichen bedeutend schnellere Auslesegeschwindigkeiten als zuvor, wodurch die Rolling-Shutter-Verzerrung massgeblich reduziert wird. Eine weitere technologische Neuheit ist der Global Shutter (oder Total Shutter), der alle Bildinformationen vom gesamten Sensor auf einmal abliest, anstatt sie Zeile für Zeile auszuwerten. Diese Technologie ist jedoch sehr komplex, erhöht sowohl das Bildrauschen als auch die Kosten und kann bisher noch keine besonders hochwertigen Ergebnisse liefern. Obwohl die Technologie für einige Videoaufnahmen verwendet wird, ist sie noch nicht ausgereift genug für Videos oder Fotos, bei denen die Bildqualität von wesentlicher Bedeutung ist.
Das Flackern einiger Lichtquellen, wie Leuchtstofflicht und LED-Beleuchtung, kann Streifen – so genanntes Banding – verursachen, wenn ein elektronischer Verschluss verwendet wird. Das liegt daran, dass sich die Helligkeit und Farbtemperatur der Umgebung während des Zeitraums, in dem der Sensor ausgelesen wird, verändern. In ähnlicher Weise kann es mit einem elektronischen Verschluss schwierig sein, einen Blitz zu synchronisieren, weil die meisten Blitzgeräte ein sehr helles und kurzes Licht erzeugen. Das heisst, die Intensität der Beleuchtung kann über die Dauer der Sensorauslesung nicht aufrecht erhalten werden. Diese Probleme können allerdings unter bestimmten Umständen auch mit mechanischen Verschlüssen auftreten. Und die aktuellen Technologien in der EOS R3 umfassen die hochfrequente Flacker-Erkennung sowie die Blitzsynchronisierung mit elektronischem Verschluss – bei Verschlusszeiten von bis zu 1/180 s (was sehr nah an den 1/200 s ist, die mit einem mechanischen Verschluss möglich sind) und entweder mit Canon Speedlites oder Blitzgeräten von Drittanbietern.