Canon EOS R
Die wegbereitende spiegellose Vollformat-Kamera, die neue Standards setzt. „Die Canon EOS R hatte die perfekte Grösse für dieses Projekt – klein, leicht und schnell“, sagt Sessini.
ARTIKEL
Vor zwanzig Jahren kam Jérôme Sessini im weitläufigen, dicht besiedelten Mexiko-Stadt an. Ohne es damals zu wissen, folgte er den Spuren von Henri Cartier-Bresson, der dort vor mehr als 60 Jahren im Alter von 26 Jahren Zeit verbracht hatte. „Man kann sagen, dass er in Mexiko zum Fotografen geworden ist, und für mich gilt dasselbe“, so Sessini.
Der französische Fotojournalist und Canon Botschafter hat wichtige Nachrichtenereignisse im Nahen Osten, in Afrika und im Balkan abgelichtet, aber es ist seine laufende Arbeit über mexikanische Drogenkartelle mit dem Titel „So far from God, too close to the USA“, die seine Karriere seit 2008 prägt. Als er die Gelegenheit bekam, am Projekt „Magnum Retold“ teilzunehmen, mit dem das 70. Jubiläum der Agentur gefeiert wurde, indem es die aktuellen Magnum-Fotografen dazu einlädt, die Arbeit ihrer Vorgänger erneut zu betrachten, entschied er sich für die Mexiko-Serie von Cartier-Bresson.
Wenn Sessini jedoch nach seinen Einflüssen gefragt wird, nennt er nicht Cartier-Bresson, sondern die amerikanischen Dokumentarfotografen der 1950er und 60er Jahre, wie Mark Cohen und Diane Arbus. „Seine Bilder aus Mexiko stellen eine Ausnahme [in seinem Werk] dar, aber gerade darum mag ich sie“, sagt er. „Cartier-Bresson rückte damals noch nicht den entscheidenden Moment in den Vordergrund. Daher sind die Arbeiten freier. Ich fühle eine dunkle Poesie in diesen Bildern, die ich bei seinen späteren Arbeiten vermisse, die klassischer, sauberer und kontrollierter sind.“
Vor allem ein Bild inspirierte Sessini dazu, sich auf Cartier-Bressons Mexiko zu konzentrieren. Es zeigt eine schwarz gekleidete Frau mit einem schlafenden Baby, das unter dem transparenten Stoff eines schleierartigen Schals, den sie über ihren Oberkörper gezogen hat, gerade so erkennbar ist. „Es erinnert mich an den Tod, aber das Baby auf ihrem Arm scheint den Widerspruch zwischen Leben und Tod darzustellen“, erklärt Sessini.
„In diesem und anderen Bildern fängt Henri Cartier-Bresson die Stimmung der Stadt treffend ein. Mexiko-Stadt ist ein seltsamer und surrealer Ort. Einige Viertel haben sich seit 50 Jahren nicht verändert und scheinen in der Vergangenheit festzustecken – nicht nur in der Architektur, sondern auch in der Atmosphäre.“
Diese Zeitlosigkeit wollte Sessini in seinen eigenen Fotos festhalten. „Ich wollte nicht an die gleichen Orte gehen, ich wollte nicht zeigen, wie sich die Stadt verändert hat“, sagt er. „Ich wollte die Essenz eines bestimmten Teils der Stadt zeigen, die sich für mich nie ändern wird.“
Sessini hat bisher zwei Reisen nach Mexiko unternommen, um an diesem Projekt zu arbeiten, einmal einige Wochen Ende 2018 und dann noch einen weiteren Monat. Er plant, im Dezember 2019 für einen abschliessenden Besuch in die Stadt zurückzukehren. Er hat sich entschieden, die Serie mit der Canon EOS R aufzunehmen, da diese Kamera seiner Meinung nach am besten für die Aufgabe geeignet ist.
„Die Canon EOS R hatte die perfekte Grösse für dieses Projekt – klein, leicht und schnell“, sagt er. „Ich arbeitete hauptsächlich auf der Strasse, ging zu Fuss oder fuhr mit der U-Bahn, also musste ich sehr diskret bleiben. Diebstahl ist in Mexiko-Stadt ein grosses Problem, daher muss man darauf achten, seine Ausrüstung nicht offen zu zeigen.“
In den letzten sechs oder sieben Jahren bevorzugte Sessini das Seitenverhältnis 4:3. Mit der EOS R konnte er den gewünschten Look im mittleren Format direkt in der Kamera erzielen, ohne die Bilder später zuschneiden zu müssen.
Seine Kameratasche enthält drei Objektive: ein Canon RF 35mm F1.8 Macro IS STM, ein Canon RF 24-105mm F4L IS USM und ein Canon EF 100mm f/2.8L Macro IS USM in Kombination mit einem Canon Mount Adapter EF-EOS R. Ausserdem hatte er einen Blitz und ein Album mit 20 Bildern von Cartier-Bresson als Inspiration dabei.
Neben einer Liste von Orten, die er entdecken wollte, wusste Sessini, dass er Boxer fotografieren wollte. „Boxen hat mich schon immer fasziniert, vor allem in Mexiko, weil es dort wie eine Religion behandelt wird“, fährt er fort. „Die Boxer repräsentieren für mich die Gewalt und den Kampf der mexikanischen Bevölkerung. Mexiko war schon immer ein gewalttätiger Ort, und es wird immer schlimmer. Vor zehn Jahren war es nur an der Grenze im Norden [gewalttätig], während Mexiko-Stadt ein sicherer Bereich war, doch nun steht die ganze Stadt unter dem Einfluss der Kartelle.“
Seine Aufnahmen von Boxern aus Mexiko-Stadt bei wenig Licht spiegeln diese düstere Stimmung wider. Ein Bild zeigt einen Boxer, der auf einen Sandsack einschlägt. Die Konturen seines Gesichts heben sich im starken Licht von dem pechschwarzen Hintergrund ab. Mit ihrem 30,3-Megapixel-CMOS-Sensor und der schnellen Fokussierung hat sich die Canon EOS R in solchen Umgebungen bewährt. „Da war kein Licht, aber der Kerl schlug auf einen Sack ein. Es war eine echte Action-Aufnahme“, sagt Sessini. „Dennoch lieferte die Kamera gestochen scharfe und präzise Bilder.“
Cartier-Bresson, der später für seinen dokumentarischen Ansatz bekannt war, nahm in Mexiko gestellte Porträts von Dichtern, Malern, Prostituierten und anderen Mitgliedern der sozialen Unterschichten auf. Sessini entschied sich ebenfalls für formelle Porträts, darunter ca. 15 Fotos, die um die Plaza Garibaldi herum entstanden – einem Platz im historischen Kern der Stadt, an dem sich die Mexikaner an den Wochenenden versammeln, um Mariachi-Musik zu hören. Er verwendete ein Canon EF 100mm f/2.8L Macro IS USM Objektiv sowie einen Blitz, der von einem Assistenten gehalten wurde.
„Ich bitte die Leute, in das Objektiv zu schauen. Ich versuche nicht, so zu tun, als würde ich sie nicht fotografieren“, sagt er. „Ich verwende einen Blitz, weil ich so umfassende Details auf der Haut einfangen kann, und das 100-mm-Objektiv, weil ich damit eine Nahaufnahme des Gesichts bekomme, aber gleichzeitig einen guten Abstand zu der Person einhalten kann, die ich fotografiere. Menschen fühlen sich nicht wohl, wenn man ihnen das Objektiv direkt vor die Nase hält. Ausserdem fand ich auch die Qualität des Makros grossartig.“
Im Gegensatz dazu siedeln sich Sessinis Fotos über das Rosenkranzbeten zu Ehren von Santa Muerte irgendwo zwischen Strassenfotografie und Reportage an. Der Gottesdienst, der am ersten Sonntag jedes Monats in Tepito, Mexiko-Stadt, stattfindet, ist der Heiligen des Todes gewidmet. „In Mexiko gab es schon immer eine Kultur des Todes, doch seit etwa 2008 ist das nach einem grossen Krieg mit dem Kartell noch stärker geworden“, erklärt Sessini.
„Als Reaktion haben einige Menschen begonnen, den Tod zu verehren. Das ist ein echtes Problem für die katholische Kirche. Bei dieser Zeremonie sind viele Menschen berauscht von Haschisch, Crystal Meth oder Alkohol und fast in Trance.“
Um die Zeremonie bei wechselnden Lichtverhältnissen aufzunehmen, kombinierte Sessini die Canon EOS R mit einem Canon RF 35mm F1.8 Macro IS STM Objektiv. „Diese Veranstaltung beginnt am Morgen und geht bis spät in die Nacht“, sagt er. „Tagsüber war das Licht zu stark, und meine Aufnahmen haben mir nicht gefallen, also beschloss ich, später zwischen 20 und 22 Uhr zurückzukehren. Die Atmosphäre in der Nacht ist viel ausdrucksstärker. Normalerweise ist dies eine gefährliche Gegend, aber die Menschen sind so auf die Zeremonien konzentriert, dass man sie problemlos fotografieren kann. Ich habe die Empfindlichkeit von ISO 3200 auf 6400 erhöht, um meine Motive aufzunehmen.“
Obwohl er Mexiko-Stadt mehr als 20 Mal besucht und 2001 sogar seine Frau dort kennengelernt hat, hatte Sessini bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht dort gearbeitet. „Es ist eine riesige, sehr wilde Stadt“, erklärt er. „Als ich zum ersten Mal nach Mexiko ging, war ich von der Grösse der Stadt beeindruckt und eingeschüchtert. Ich empfand eine Mischung aus vielen Gefühlen. Danach bin ich immer aus Mexiko-Stadt geflüchtet, weil mir dieser Ort einfach zu gewalttätig war.“
Bei der Arbeit an diesem Projekt ging ihm durch den Kopf, wie viel Freiheit Cartier-Bresson vor vielen Jahren genoss, als die Kartelle noch nicht die Oberhand gewonnen hatten, die Menschen nicht so misstrauisch gegenüber Fotografen waren und Reisen etwas Besonderes war.
„Den Atlantik zu überqueren, um Lateinamerika zu besuchen, war wie eine Reise zum Mond“, sagt er. „Es muss unglaublich gewesen sein. Ich kannte den Ort, also hatte ich nicht den gleichen Blick darauf, und ich musste alles im Voraus vorbereiten. Cartier-Bresson arbeitete auf der Strasse und fotografierte alles, was er fotografieren wollte. Das ist ein völlig anderer Ansatz.“
Verfasst von
Die Ausrüstung, die Profis für ihre Fotos verwenden
Die wegbereitende spiegellose Vollformat-Kamera, die neue Standards setzt. „Die Canon EOS R hatte die perfekte Grösse für dieses Projekt – klein, leicht und schnell“, sagt Sessini.
Ein Weitwinkel-Festbrennweiten-Objektiv mit hoher Lichtstärke von 1:1,8 und Makro-Eigenschaften.
Das extrem vielseitiges 24-105mm-Zoomobjektiv bietet engagierten Fotografen und Filmemachern die perfekte Balance aus Leistung, Handhabung und Abbildungsqualität.
Dieses vielseitige Objektiv ermöglicht grossartige Ergebnisse bei Porträt- und Videoaufnahmen aus der Hand, da es den Einsatz einer attraktiven Hintergrundunschärfe ermöglicht und einen Hybrid Bildstabilisator bei geringem Gewicht bietet.
Die Adapter des EOS R Systems ermöglichen die volle Kompatibilität mit dem gesamten Sortiment von Canon EF und EF-S Objektiven. So können Besitzer einer Canon EOS R und Canon EOS RP diese voll in ihr bestehendes Objektiv-Lineup integrieren.
ARTIKEL
Über mehr als ein Jahrzehnt besuchte Maciek Nabrdalik die Sperrzone der Stadt und nahm mit einer Reihe von Canon Kameras, einschliesslich der EOS R, Bilder auf.
ARTIKEL
Die furchtlose französische Fotojournalistin spricht über ihre Motivation und die erforderlichen Fähigkeiten und Techniken beim Fotografieren gefährlicher Personengruppen.
Artikel
Patrick Zachmann, Fotojournalist und Mitglied von Magnum Photos, teilt die wichtigsten Ratschläge, die ihm bei seiner Karriere geholfen haben.
ARTIKEL
Fotojournalist Daniel Etter fotografierte mit dem spiegellosen Vollformatsystem Canon EOS R die düsteren, archaischen Bedingungen in rumänischen Kohlebergwerken.
Klicken Sie hier, um inspirierende Geschichten und interessante Neuigkeiten von Canon Europe Pro zu erhalten.