Unter der Oberfläche: Die Geschichte des Artenschutzes im Meer in Bildern und Videos erzählen

Der FineArt-Wildlife-Fotograf Chris Fallows und der Unterwasserfilmer Nicolai Deutsch erläutern, wie sie mit ihrem jeweiligen Medium aufzeigen, was mit den Lebewesen in den Weltmeeren geschieht und wie sie sich für deren Schutz einsetzen.
Unterwasserfilmer Nicolai Deutsch hält sein Unterwasser-Filmgerät, während ein grosser Fischschwarm direkt über ihm erscheint und Kreise zieht.

Der Unterwasserfilmer Nicolai Deutsch hat seinen Beruf aus Liebe zum Tauchen und zu den Ozeanen gewählt. Er gibt zu, dass er kein grosser Umweltschützer war. Durch seine Arbeit hat er jedoch mit eigenen Augen gesehen, was in den Weltmeeren passiert, und engagiert sich nun dafür, die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Meereslebewesen und ihre Lebensräume zu dokumentieren.

Wenn du die Natur liebst, ist es nur logisch, dass du sie auch schützen willst. Es ist also kein Zufall, dass Wildlife-Fotografen zwangsläufig auch leidenschaftliche Naturschützer sind, die sich der Dokumentation, Veröffentlichung und Verbesserung des Zustands der Natur verschrieben haben.

Hier sprechen wir mit einem renommierten Wildlife-Fotografen und einem jungen, preisgekrönten Unterwasserfilmer, die beide Kunst und Engagement miteinander verbinden. Sie nutzen ihre Arbeit, um das Publikum zu informieren und für den Umweltschutz zu sensibilisieren.

Canon Ambassador Chris Fallows ist für seine FineArt-Wildlife-Fotografie bekannt. Die Kreation schöner Bilder ist für ihn jedoch kein Selbstzweck, wie er sagt. „Ich konzentriere mich auf Authentizität und versuche zu erzählen, was gerade mit einigen der beeindruckendsten Arten unseres Planeten passiert.“ Durch das Ausstellen und den Verkauf von Abzügen seiner Fotos macht Chris diese Geschichte einem internationalen Publikum zugänglich. Nicolai Deutsch, ebenfalls Canon Ambassador, ist ein Unterwasservideospezialist für alle möglichen Aufträge wie Werbe- und Dokumentarfilme. Vor allem aber macht er in Zusammenarbeit mit Umwelt- und Naturschutzorganisationen Videos über das Leben im Meer. Seine Videos werden hauptsächlich in den Social-Media-Accounts der NGOs sowie auf seinen eigenen Accounts gepostet und erreichen Tausende und in einigen Fällen Millionen von Aufrufen.

Ob mit Fotos oder Videos, beide möchten ein breiteres Verständnis für die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Lebewesen in den Ozeanen der Welt schaffen und durch ihre Bilder Veränderungen bewirken.

FineArt-Wildlife-Fotos für einen guten Zweck

Chris Fallows plant jede seiner Aufnahmen akribisch, um seine Vorstellungen von Jahreszeit, Ort und sogar Wolken- und Wetterbedingungen umzusetzen und so die dramatischste Leinwand für seine Motive zu erhalten. Bei diesen Motiven handelt es sich jedoch immer um wilde Tiere, und zwar potenziell sehr gefährliche. Daher ist es wichtig, zuvor so viel wie möglich über sie zu erfahren, die richtige Position für eine grossartige Aufnahme zu finden und sich zu schützen.

„Ich würde sagen, dass unabhängig von der Art von Wildlife-Fotografie das Kennenlernen des Motivs wahrscheinlich das Wichtigste ist“, sagt Chris. „Die technischen Aspekte einer Kamera kannst du aus einem Handbuch erlernen, oder du besuchst einen Kurs. Aber das Wichtigste für meine Arbeit habe ich in der Zeit vor Ort gelernt, wo ich die Motive genauer studieren konnte, um zu wissen, wie sie sich wahrscheinlich verhalten werden.“

Wildlife-Fotograf Chris Fallows in der Wüste mit einer Canon EOS R5 und einem Canon RF 70-200mm F2.8L IS USM Objektiv.

Chris Fallows

Der in Südafrika geborene FineArt- und Wildlife-Fotograf Chris Fallows blickt auf mehr als 25 Jahre Erfahrung zurück. Er ist besonders für seine ausdrucksstarken Bilder von Weissen Haien und intimen Naturfotografien an Land, auf dem Meer und in der Luft bekannt.

Lieblingsausrüstung: EOS R5, RF 70-200mm F2.8L IS USM Objektiv

Geduld und auch Glück spielen ebenfalls eine Rolle. Einige der berühmtesten Bilder von Chris stammen aus seiner Air-Jaws-Serie. Diese Reihe zeigt Aufnahmen von Weissen Haien, wie sie an die Oberfläche kommen, um ihre Beute zu fangen. Von diesem Verhalten gab es bis zu diesem Zeitpunkt nicht nur keine Aufnahmen, sondern es wusste auch niemand davon. Chris filmte von einem kleinen Boot aus, das auf dem offenen Meer trieb, und zwar bei wenig Licht, wie es in den bewölkten Wintermonaten in Südafrika häufig vorkommt. Die Robben, die Beute der Haie, waren kaum zu erkennen, selbst wenn sie an der Oberfläche waren, und die Hälfte der Zeit waren sie unter Wasser. Die Haie selbst waren selbstverständlich erst zu sehen, wenn sie angriffen, und selbst dann, so verrät Chris, dauert ein Haiangriff nur 7/10tel einer Sekunde.

In einem kontrastreichen Schwarzweissbild, das Chris Fallows mit einer Canon EOS R5 aufgenommen hat, springt ein Wal fast vollständig aus dem Wasser und hebt sich als Silhouette vor dicken Wolken ab.

„Im Unterschied zur typischen Wildlife-Fotografie versuche ich, Bilder zu schaffen, bei denen sich der Betrachter fragt, ob es sich um ein Gemälde, eine Zeichnung oder tatsächlich um ein Foto handelt“, verrät Chris Fallows. „Ich versuche, mit meinen Bildern die unglaublich kostbaren Lebewesen unseres Planeten zu zeigen, ihre Geschichte im Guten wie im Schlechten zu erzählen und hoffentlich Menschen visuell zu inspirieren, sich für die Natur einzusetzen.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 und einem Canon RF 70-200mm F2.8L IS USM Objektiv bei 70 mm, Verschlusszeit 1/2.000 Sek., Blende 1:3,5 und ISO 160. © Chris Fallows

Der FineArt-Wildlife-Fotograf Chris Fallows liegt flach auf dem Boden und richtet seine Canon Kamera auf zwei Krokodile am Ufer direkt vor ihm.

Die meisten seiner Meeresfotos macht Chris vom Boot aus mit einer speziell konstruierten Plattform auf Wasserhöhe, aber an Land geht er meist genauso vor. „Wenn immer möglich“ sagt er, „verwende ich kürzere Objektive und gehe näher an meine Motive heran. Anstatt diese beeindruckenden Geschöpfe von oben zu fotografieren, versuche ich, sie aus einem Winkel aufzunehmen, bei dem ihre Herrlichkeit herausgestellt wird.“

Das Wesentliche, so fand Chris heraus, war es, sich auf die Robben zu konzentrieren, und hier erwies sich das Wissen über seine Motive als unschätzbar. Er lernte die Bereiche rund um die Insel kennen, in denen die Robben am anfälligsten für Angriffe waren, und beobachtete sie auf ungewöhnliches Verhalten. „Sobald sie etwas Auffälliges zeigten, begann ich, Aufnahmen zu machen. Da hatte ich den Hai noch gar nicht gesehen.“

Die Lektion: Wenn du einzufangen willst, was wirklich passiert, kannst du nicht mit einer vorgefertigten Story an die Sache herangehen. Die authentische Geschichte offenbart sich dir von selbst.

So beeindruckend ihr Verhalten auch war, so erstaunlich ist es, zu erfahren, dass die „fliegenden“ Weissen Haie Südafrikas jetzt verschwunden sind. „Als ich sie 1996 zum ersten Mal entdeckte, wusste die Welt nichts von diesem Verhalten, und wir haben mehr als 100 grosse Dokumentarfilme mit ihnen gedreht“, berichtet Chris. „Aber seit 2018 sind diese Tiere aufgrund von Haifischnetzen, Hai-Langleinen und anderen menschlichen Einflüssen verschwunden. Ich hatte das Privileg, das spektakulärste Verhalten dieses eindrucksvollen Meeresraubtiers zu zeigen, das unseren Planeten seit 15 Millionen Jahren bewohnte. Und im Jahr 2022 haben wir es verloren. Das ist eine sehr starke Botschaft.

„Andererseits“, fährt Chris fort, „sahen wir zu Beginn der Arbeit mit Weissen Haien nie Buckelwale. Ende der 1960er Jahre, am Ende der Ära des industriellen Walfangs, gab es kaum noch welche auf unserem Planeten. Aber dank leidenschaftlicher Menschen und aufgeklärter Regierungen, die die Jagd auf Wale gestoppt haben, nimmt ihre Zahl langsam wieder zu. Jetzt können wir Supergruppen von mehr als 150 Tieren in einem Gebiet beobachten, das nicht grösser als zwei Fussballfelder ist.“

Ein Techniker mit lilafarbenen Handschuhen arbeitet an einem Tisch an der Schaltung einer Canon Kamera.

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Eine kontrastreiche Schwarzweissaufnahme einer Gruppe von gleichzeitig auftauchenden Walen, aufgenommen von Chris Fallows mit einer Canon EOS R5. Die Wale selbst sind kaum zu sehen, nur die Gischt hebt sich vom stürmischen Himmel ab.

Eine Gruppe von Walen, die zum Atmen gleichzeitig an der Wasseroberfläche auftauchen. Die Erholung der Walpopulationen ist nicht nur wegen der Schönheit dieser Tiere wichtig. „Wale produzieren mehr Ausscheidungen pro Tier als jede andere Spezies auf dem Planeten“, erklärt Chris, „und diese Ausscheidungen werden von winzigen Organismen, dem Phytoplankton, als Nährstoff verwertet. Phytoplankton setzt durch Photosynthese 50 % des Sauerstoffs in der Atmosphäre frei. Ohne die Wale und das kleine Phytoplankton fehlte uns vielleicht jeden Tag die Luft zum Atmen.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 und einem Canon RF 70-200mm F2.8L IS USM Objektiv bei 70 mm, Verschlusszeit 1/1.250 Sek., Blende 1:5 und ISO 50. © Chris Fallows

Auf einem kontrastreichen Schwarzweissbild, das Chris Fallows mit einer Canon EOS R5 aufgenommen hat, ragt der Schwanz eines Wals senkrecht aus der Meeresoberfläche heraus.

„Ich liebe meine EOS R5“, sagt Chris. „Für den Druck dieser riesigen Fotoleinwände sind die hochauflösenden Dateien grossartig. Aber als spiegellose Kamera hat sie auch die Möglichkeit, den Fokuspunkt überall im Bild zu platzieren und ihn sehr schnell zu verschieben. Diese Möglichkeit hat aus künstlerischer Sicht für mich den Unterschied gemacht.“ Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 mit einem RF 70-200mm F2.8L IS USM Objektiv bei 200 mm, Verschlusszeit 1/8.000 Sek., Blende 1:7,1 und ISO 250. © Chris Fallows

Die Einnahmen aus dem Verkauf der FineArt-Fotografien werden von Chris und seiner Frau Monique für den Erwerb von Land im südlichen Afrika verwendet, um wilde Lebensräume zu schützen und Korridore für Wildtiere zu schaffen. „Aber letzten Endes“, so sagt er, „ist das Grösste, was wir durch unser sehr privilegiertes Leben tun können, diese unglaublichen Bewohner unseres Planeten vorzustellen und anderen Menschen ihre Geschichte zu erzählen, im Guten wie im Schlechten.“

Zu diesem Zweck hat Chris eine einjährige Ausstellung am internationalen Flughafen von Dubai (DXB) eingerichtet. Reisende, die durch DXB reisen, können nun in eine eindrucksvolle Ausstellung eintauchen, die sich über mehr als 50 Meter Wandfläche erstreckt und die dringende Notwendigkeit von Naturschutzmassnahmen zum Schutz der bedrohten Arten unseres Planeten hervorhebt. „Der DXB ist der am stärksten frequentierte Flughafen der Welt“, sagt Chris, „und diese Ausstellung könnte 90 Millionen Passagiere erreichen. Das ist eine fantastische Plattform.

Natürlich versuche ich, schöne Fotos zu machen, aber letztendlich geht es darum, die Geschichte unserer einzigartigen Tiere zu erzählen, und klar zu machen, wie wichtig ihr Schutz ist.“

Eine Wand mit grossen Abzügen der Wildlife-Fotos von Chris Fallows. Die Wand erstreckt sich über die gesamte Länge einer Halle des Flughafens von Dubai.

Die Ausstellung von Chris Fallows am Flughafen Dubai besteht aus zwei Teilen: Moments in Time präsentiert „die einzigartigen wilden Motive und Orte, die ich fotografieren durfte“ und The 11th Hour zeigt, wie stark die Natur unter Druck ist und wie dringlich „die beiden Entscheidungen sind, die wir als Teil der Tierwelt dieses Planeten jetzt treffen können.“

Der Wildlife-Fotograf Chris Fallows steht vor einer Wand mit grossen Drucken seiner Wildlife-Fotos am Flughafen von Dubai, und spricht mit einer Gruppe von Menschen.

Chris sagt, dass er bei seinen Projekten versucht, mit Organisationen zusammenzuarbeiten, die eine ähnliche Vision teilen. „Der Flughafen Dubai hat die Buckingham Palace Declaration unterzeichnet und ist Mitglied der United for Wildlife Transport Taskforce“, sagt Paul Griffiths, CEO des Flughafens Dubai. „Wir unterstützen die weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung des illegalen Wildtierhandels und zur Gewährleistung einer sichereren Zukunft für die Wildtiere und der biologischen Vielfalt der Erde. Diese beeindruckende Ausstellung unterstreicht das Engagement des Flughafens Dubai für Naturschutz und Nachhaltigkeit.“

Das Bild im Kontext zeigen

Anders als die meisten Wildlife-Fotografen bevorzugt Chris eher Weitwinkel- als Teleobjektive. „Ich möchte näher an die Motive herankommen. Und wenn ich von einem Boot aus fotografiere, möchte ich keine langen Objektive verwenden, weil sie die Bewegung über die Entfernung übertreiben. Auf dem Boot und im Busch fotografiere ich also immer noch zu 80 % mit einem Canon RF 70-200mm F2.8L IS USM Objektiv. Unter Wasser fotografiere ich immer noch mit einem EF 8-15mm Objektiv.“

Unterwasseraufnahmen, egal ob Fotos oder Videos, sind aufgrund der optischen Eigenschaften des Wassers kompliziert, und Weitwinkelobjektive sind eher eine Notwendigkeit als eine Option, wie Nicolai Deutsch weiss. „Wegen der Dichte des Wassers musst du normalerweise ziemlich nah an dein Motiv heran“, erklärt er. „Ausserdem hat Wasser einen verzerrenden Effekt. Um diesen zu vermeiden, musst du eine Kuppel oder spezielle Unterwasserobjektive verwenden. Um die beste Bildqualität zu erzielen, verwende ich ein preiswertes Canon RF 24-50mm F4.5-6.3 IS STM Kit-Objektiv, das quasi die Rückseite des Unterwasserobjektivs filmt. Es ist ein bisschen kompliziert, aber die Kombination der Objektive liefert mir die besten Ergebnisse, vor allem in der Wildlife-Fotografie.“

Unterwasserfilmer Nicolai Deutsch hält eine Canon EOS R5 C in der Hand, um sie in ein Unterwassergehäuse zu stecken.

„Wenn ich sowohl Fotos als auch Videos aufnehmen muss, verwende ich eine Canon EOS R5 C“, sagt Nicolai Deutsch. „Ihre Videofunktionen sind fantastisch, die Qualität ist grossartig, und mit nur einem Knopfdruck kann ich Fotos mit 45 MP in 14-Bit-RAW aufnehmen. Da ich aber zu 90 % Videos drehe, verwende ich neben der EOS R5 C auch eine EOS C200 und jetzt auch die neuere EOS C400 sowie eine EOS R5, alle mit Nauticam-Unterwassergehäusen.“

Der Videofilmer Nicolai Deutsch schwimmt in Taucherausrüstung über einem Korallenriff und hält eine komplexe Ausrüstung mit Lampen und einer Canon Kamera in einem Unterwassergehäuse.

Im Rahmen seiner Naturschutzprojekte hat Nicolai einen Film gedreht, der den legalen und illegalen Handel mit exotischen Fischen aus Korallenriffen dokumentiert. „Die Leute holen sie aus dem Ökosystem heraus und verschiffen sie nach Europa, China, in die ganze Welt.“

Meereslebewesen unter Wasser filmen

„Ich begann vor 20 Jahren als Kind mit dem Tauchen und sehe, dass die Orte, die ich vor 10 oder 15 Jahren besucht habe, heute in Schwierigkeiten sind“, sagt Nicolai. „Das Ausbleichen der Korallenriffe ist sichtbar, auch die Zahl der Fische geht zurück. Es gibt viele Faktoren, aber den grössten Einfluss hat der Mensch, oft durch exzessiven Tourismus.

„Da Menschen nicht nach dort unten sehen können, fällt es schwer zu verstehen, dass da tatsächlich noch kleine intakte und gesunde Gebiete sind. Wenn man aber nur ein bisschen weiter geht, dahin, wo viel gefischt wird und so weiter, dann verändert sich die Unterwasserlandschaft komplett und es gibt kein Leben mehr.

Selbst im Mittelmeer gibt es Meeresschutzgebiete oder Nationalparks, die gesund sind und in denen es viele Fische gibt. Wenn du dort filmst, bekommst du wunderschöne Bilder von Korallen, Fischen und Meereslebewesen. Das ist, was die Leute sehen, und wenn sie nicht vom Fach sind oder nicht tauchen, denken sie, oh, so gut sehen die Ozeane aus. Aber tatsächlich gibt es nur wenige Stellen auf der Welt, die noch so aussehen.“

Nicolai Deutsch

Der deutsche Filmemacher Nicolai hat sich auf Unterwasserfilme spezialisiert, in denen er die Natur auf der ganzen Welt in Szene setzt und in eindrucksvollen Videos eine neue Sichtweise auf das Leben in Gewässern vermittelt.

Lieblingsausrüstung: EOS C400, RF 24-50mm F4.5-6.3 IS STM Objektiv, Nauticam-Gehäuse
In einem Foto aus einem Unterwasservideo von Nicolai Deutsch schwimmt eine vom Aussterben bedrohte Echte Karettschildkröte über ein felsiges Riff.

Nicolai beschreibt sich selbst als „sehr technisch“ und betont, wie wichtig ihm optimale Einstellungen sind. Er vertieft sich in die Menüs seiner Kamera und experimentiert mit den Funktionen – als er zum Beispiel zum ersten Mal eine EOS R5 in einem Unterwassergehäuse mitnahm, probierte er den Autofokus zur Erkennung von Tieraugen aus und war begeistert, als der Autofokusrahmen auf das Auge eines Hechts sprang. „Das funktioniert nicht bei allen Fischen oder Tieren“, sagt er, „aber ich dachte, das ist das nächste Level!“

Ein Standbild aus einem Unterwasservideo von Nicolai Deutsch zeigt einen Bullenhai in der Mitte des Bildes, mit einigen spindeldürren Korallen im Vordergrund.

Haie sind weithin gefürchtet, doch es werden im Jahr weniger als zehn Menschen von Haien getötet. Dahingegen werden schätzungsweise 100 Millionen Haie im Jahr von Menschen getötet, vor allem in Teilen der Welt, wo sie als Nahrungsquelle angesehen werden. Tatsächlich, so Nicolai, „sind Haie eine Art Gesundheitspolizei für die Riffe und sorgen dafür, dass das natürliche Gleichgewicht erhalten bleibt.“

Ein Grossteil von Nicolais Arbeit besteht darin, den Menschen aufzuzeigen, wie es unter der Wasseroberfläche aussieht. So möchte er die Zerstörung der Lebensräume unter Wasser, den Rückgang von Wildtierpopulationen und andere Auswirkungen menschlichen Handelns auf das Meeresleben dokumentieren.

„Ich arbeite hier in Deutschland bei der NGO Mission Erde. Sie wurde von Robert Marc Lehmann – ebenfalls Canon Ambassador – gegründet. Robert macht normalerweise die Fotos, während die meisten der Videos von mir sind. Mission Erde geht es darum, das Bewusstsein für Themen wie Meeresverschmutzung, Plastikmüll und Überfischung zu schärfen.

In Indonesien gibt es beispielsweise jedes Jahr weniger Haie, wegen der Überfischung. Die Fischer müssen jetzt weiter hinausfahren und riskieren länger ihr Leben auf der gefährlichen See. Wir dokumentieren das und zeigen, dass es bessere Lösungen gibt, z. B. die Nutzung von Haien für den Tourismus. Dadurch können auch die Riffe geschützt werden, denn, wie wir erklären, spielen Haie eine grosse Rolle im Ökosystem.“

Unterwasserfilmer Nicolai Deutsch hält eine Unterwasserkamera in der Hand und filmt einen kleinen Fischschwarm, während Licht in das ansonsten verlassene Wasser um sie herum einfällt.

„Ich nehme immer im RAW-Format auf“, sagt Nicolai. „Beim Filmen im Wasser geht mit zunehmender Tiefe und Entfernung viel Farbe verloren. Daher ist es für mich absolut wichtig, die höchste Bit-Tiefe und die meisten Bildinformationen zu haben. Das Color Grading ist mitunter knifflig, denn wenn du mehrere Aufnahmen in verschiedenen Tiefen machst, weicht der Weissabgleich ab. Er ändert sich sehr schnell. Auch die Farbe des Wassers variiert: Morgens kann es blau sein und nachmittags grün. Auf den Malediven hängt es von der Strömung ab – kommt sie vom offenen Meer, ist das Wasser klar und blau, aber wenn sie abfliesst, hat es eher einen Grünton und alles ist verwaschener. Für den Abgleich der Aufnahmen ist RAW eine grosse Hilfe.“

Unterwasserfilmer Nicolai Deutsch manövriert seine Unterwasserkamera zwischen bunten Korallenstöcken.

Selbst bei Wildlife-Dokumentarfilmen setzen ethisch orientierte Videofilmer keine Köder ein und versuchen nicht, das Verhalten der Tiere in irgendeiner Weise zu beeinflussen. Auch wenn man weiss, welches Motiv man festhalten will, erklärt Nicolai, „muss man geduldig auf den richtigen Moment warten. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Ich benutze eine Top-Tauchausrüstung mit einem Kreislaufgerät, mit dem ich drei oder vier Stunden unter Wasser bleiben kann. Allerdings kann es Wochen, Monate oder Jahre dauern, bis ich das gewünschte Motiv erwische.“

Nicolai setzt sich vehement gegen die Verschmutzung durch Plastikmüll ein. „Heutzutage findet man bei jedem Tauchgang Plastik. Hingegen findet man an Tauchplätzen in Indonesien nicht so viel – weil es ein Tauchplatz ist und die Leute den Müll aufsammeln. Die Guides wollen das Riff sauber halten, und es ist eine gute Erfahrung für die Besucher. Aber wir haben ein paar Säuberungstauchgänge nur ein paar hundert Meter von den Tauchplätzen entfernt gemacht: Alles voller Müll.

Da der Müll unter Wasser liegt, sieht man nicht so viel davon. Würde er auf der Strasse liegen, würde er uns viel mehr auffallen. Deshalb ist das Filmen dort so wichtig, um auf die Situation aufmerksam zu machen. Mit einer anderen NGO hier in Deutschland habe ich Filme gemacht, um die Verschmutzung von Flüssen zu dokumentieren. In den letzten vier Jahren wurden aus einem sehr kleinen Abschnitt dieses Flusses über 10 Tonnen Müll herausgeholt. Ich war jetzt schon dreimal dort und jedes Mal finden wir beim Tauchen wieder Müll an der gleichen Stelle. Einer meiner Kollegen sagte: Stell dir vor, der Fluss wäre so klar wie Luft und wir könnten das alles sehen. Die Leute würden ausrasten. Aber was man nicht sieht, das existiert nicht. Und das in Deutschland, wo wir ja auch viel recyceln und so.“

Nicolai glaubt, dass Videos der ideale Weg sind, um diese Themen in die Köpfe der Menschen zu bringen. „Ein Foto ist eine tolle Art der Kommunikation, aber ich glaube, dass ein Film noch ein bisschen mehr bewirken kann. Er fängt nicht nur einen oder ein paar Momente ein. Einen Film kann ich mit Musik unterlegen, und ich kann Dinge im Voiceover erklären. Durch die Musik kommen die Atmosphäre und die Emotionen richtig gut rüber.“

Nicolai merkt an, dass Mission Erde seit ihrer Gründung im Mai 2021 fast 205 Millionen Aufrufe auf YouTube hatte, und betont, welch enorme Reichweite die NGO durch den Einsatz von Videos erreicht.

„Ich wünschte, ich könnte jeden dorthin mitnehmen, um diese Haie in Indonesien in natura sehen zu können, aber das ist nicht möglich. Mit Videos kann man diese Erfahrung aber allen zugänglich machen. Du kannst die Schönheit zeigen und auch die Dinge, die nicht so gut sind. Video kann das Bewusstsein auf einzigartige Weise schärfen.“

Mit dieser zusätzlichen Komponente, so betont er, können soziale Plattformen nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch zu positiven Veränderungen beitragen. „Die Nachfrage nach Videoinhalten im Internet ist im letzten Jahr geradezu explodiert, und es ist grossartig, Teil dieses Trends zu sein. Aber noch wichtiger ist es, keine albernen oder oberflächlichen Inhalte zu erstellen, sondern tatsächlich Aufklärung zu betreiben und zu versuchen, etwas Gutes zu tun.“

In dieser Folge des Canon Podcasts „Shutter Stories“ mit Nicolai Deutsch und Robert Marc Lehmann erfährst du mehr über das Fotografieren und Filmen von Ökosystemen im Wandel:

Mit Foto- und Videoaufnahmen von sowohl unter Wasser als auch über der Wasseroberfläche widmen sich leidenschaftliche Profis wie Chris und Nicolai der Dokumentation des Lebens im Meer und des Zustands der marinen Lebensräume. Beide zeigen, wie die Macht der Bilder – sei es in den sozialen Medien oder in Ausstellungen – das Bewusstsein für den Zustand der Artenvielfalt in den Weltmeeren schärfen und damit den Naturschutz fördern kann.

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