DoP Anthony Dod Mantle spricht von seinen Kameras und Objektiven als „Pinsel“, denn „einige sind breiter als andere, manche sind ölig, andere fettig und manche sind auch wässrig“. Ausserdem muss man so „nicht ständig die Nummern und Namen der Kameras sagen und auswendig lernen.“
Die limitierte Serie von FX, „Pistol“, feiert den Punk-Rock der 1970er Jahre und den kometenhaften Aufstieg der Sex Pistols. Der mit dem Academy Award® ausgezeichnete Filmemacher benötigte dafür eine breitere Palette als gewöhnlich; für verschiedene Momente der Dreharbeiten wurden mehr als sechs Bilderfassungssysteme gleichzeitig eingesetzt. „Man könnte sagen, dass die verschiedenen [Kamera-]Formate einzelnen Musikinstrumenten entsprechen, mit einem ganz charakteristischen Beat, Klang und potenziellen Geräuschpegel. Die Instrumente werden dann bei der Nachbearbeitung zusammengemischt“, erklärt er.
Bei den Dreharbeiten wurde Mantle von seinem langjährigen Partner am Set, dem Regisseur Danny Boyle unterstützt, der ebenfalls Oscar-Preisträger ist. Die beiden erläutern hier, warum sie die Kameras und Objektive von Canon bei dieser einzigartigen Produktion für die beste Wahl hielten.
Die Canon Ausrüstung, die hinter der Serie „Pistol“ von FX steckt
Canon EOS R5
„Um mit Bar Cams die Zeit einzufangen [worauf wir in unserem Making Of näher eingehen], haben wir uns für die Canon EOS R5 entschieden. Als robuste, kleine, leichte und leistungsfähige Bildkamera ist sie ein nützliches Werkzeug“, erzählt Mantle.
„Wir brauchten eine Kamera, die so wenig Platz wie möglich einnimmt und das Rig nicht zu schwer macht – die EOS R5 bietet genau die richtige Kombination: ein leichtes, kleines Gehäuse mit einem kleinen Objektiv. Wenn ich 12 Canon EOS-1D X Mark III Kameras auf ein Rig montiere, erhalte ich ein echtes Monster von Bilderfassungssystem, aber ich kann es nicht mehr hochheben, und die Stange am Kran biegt sich durch.
„Ich musste eine Kamera mit leichtem Gehäuse finden, dazu mit einem zuverlässigen USM Objektiv, der richtige Millimeterzahl, den richtigen Fähigkeiten und solider Bildverarbeitung“, fährt Mantle fort. „Sie musste vor allem zuverlässig sein – weshalb ich mich für die EOS R5 entschieden habe."
Neben der EOS R5 setzen wir wegen Grösse, Gewicht und Geschwindigkeit ausserdem auf Canon EF 24mm f/2.8 IS USM Objektive – die über EF-EOS R Adapter mit EOS R Systemkameras gekoppelt werden können, einschliesslich mit dem Bajonettadapter mit Einsteckfilter EF-EOS R. Schliesslich haben wir Diffusionsfilter darübergelegt, um einen weichen Vintage-Look zu erhalten.
„Durch die Entscheidung für das System mit 24 Frames und kontinuierlicher Aufnahme mussten wir bei Tiefenqualität und Möglichkeiten schon Kompromisse eingehen. Doch Danny erhielt genau, was er wollte, und das merkt man dem Film auch an. Das war unbezahlbar“, sagt Mantle.
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Canon EOS-1D X Mark III
Die Canon EOS-1D X Mark III, so Mantle, „ist eine richtige Bestie – ein unglaubliches Stück Technologie. Ich habe bei vielen Filmen die Vorgängermodelle verwendet, um Burst-Bilder aufzunehmen. In „Slumdog Millionaire“ kommt eine Menge Material von Kameras der EOS-1D Series vor, und die Leute denken, es stammt aus der Nachbearbeitung – doch eigentlich bewege ich nur die Kamera und nutze den Burst-Modus. Bei „Slumdog“ ging es um den Speicherplatz; bei „Pistol“, geht es um die Zeit bzw. darum, die Zeit anzuhalten. Mit einer Burst-Aufnahme lassen sich 20 Frames pro Sekunde erreichen [in hochauflösenden 20MP-Fotos] – eine kleine Anpassung dessen, wie wir konventionell die Realität wahrnehmen. Ich konnte mich bewegen und entweder mit Zoomobjektiven oder mit Festbrennweiten physisch nah um die Schauspieler herumtanzen.
„Zunächst dachte ich, die Kamera wäre vielleicht gut für Konzerte geeignet“, fährt Mantle fort, „doch bald verwendete ich sie an jedem einzelnen Drehort: Ob Requisiten oder Bilder, ich konnte damit Unterwäsche in der SEX-Boutique von Vivienne Westwood aufnehmen, oder eine drehende Schallplatte in einer Jukebox. Ich habe keine Szene mehr beendet, ohne nach der EOS-1D X Mark III zu greifen und ein kleines Bild zu zeichnen... daraus wurden dann sehr klare und sehr wichtige Montageelemente für den Film.
„Danny und ich hatten so viel Spass damit – die Kamera ist so schnell und leistungsstark. Als wir mit einer kleinen Crew nach Amerika geflogen sind, um eine Folge aufzunehmen, haben wir gut 60 % des Filmmaterials mit der Canon EOS-1D X Mark III aufgenommen. Dort begann ich damit, die Szenen konventionell und mit laufendem Ton aufzunehmen, und später haben wir das Ganze dann synchronisiert. Doch ich nehme gerne auch Sequenzen und sogar Dialoge auf, bei denen der Sound nicht konventionell mit dem Bild synchron läuft – das wurde zu unserem Look.
„Es war sehr wichtig, dass wir diese Bursts mit 20 Frames leise aufnehmen konnten – einfach beeindruckend“, so Mantle weiter. „Oftmals hatte ich zwei Operatoren im Einsatz und ich filmte mit meiner EOS Kamera durch die Beine der Schauspieler oder über die Schulter des Regisseurs, um meine eigenen Einstellungen zu erhalten.“
Währenddessen bezeichnet Danny Boyle, Regisseur von „Pistol“, die Canon EOS-1D X Mark III als wahres „Monster“, da er die gewaltige Auflösung der Kamera liebt. Dazu hatte er folgendes zu sagen: „Wir haben Kameras der Canon EOS-1D Series bereits zuvor in ‚Slumdog Millionaire‘ verwendet. Die Erfahrung in Indien weckte in mir den Wunsch, eine viel grössere Auflösung zu verwenden als gewöhnlich – denn wenn man Indien hautnah erlebt, ist das einfach atemberaubend. Bewegte Fotografien werden dem nicht ganz gerecht.“
Hinter den Kulissen: Punk-Biopic „Pistol“ von Danny Boyle
Canon EOS C70
„Wir hatten die Canon EOS C70 dabei, und ich hoffte darauf, sie als Übergang zwischen der Bar Cam und unseren anderen Studiokameras zu verwenden, mit PL-Objektiven und älteren Vintage-Objektiven“, so Mantle. „Das konnte ich mir jedoch abschminken, da es zeitlich zu kompliziert wurde. Doch ich behielt die Kamera und half damit dem FX-Team, Plates aufzunehmen.
„Die Kamera ist unglaublich leistungsstark und hat einen guten Sensor sowie gute Objektive, Belichtungsspielraum, Empfindlichkeit und Speed.“
Canon XL H1
„Die Canon XL H1 ist ein wunderschöner Dinosaurier, den wir bei ‚28 Days Later‘ verwendet haben“, erzählt Mantle. „Wir haben sie für diese Serie wieder ausgegraben. Das war witzig und lief nicht ganz glatt, da man plötzlich wieder mit MiniDV-Kassetten arbeiten muss usw. Aber wir wollten auf dieses Werkzeug nicht verzichten – auch wenn es keine Kamera aus den 70er Jahren ist, kann man damit doch Bilder in einer Auflösung aufnehmen, die für mich plötzlich eine grosse Rolle gespielt hat.
„Ich konnte die Qualität der Bilder mischen, um die Montage wie einen Flickenteppich zusammenzunähen“, fährt er fort. „Eine Idee wie nach ‚Rauschenberg‘, in der Pop Art, Punk, Entertainment und Rockgeschäft aufeinanderstossen. So kam es zu diesen Formaten."
Canon K35 Objektive
Die Serie „Pistol“ entstand in Zusammenarbeit zwischen ARRI Rental und Canon Europe. Dabei kam hauptsächlich die ARRI ALEXA Mini LF zusammen mit Canon K35 Vintage-Glass zum Einsatz, um den authentischen Look der 1970er einzufangen, der sich gut in die Archivaufnahmen der Serie einfügt. „Ich arbeitete mit Canon K35 Objektiven [heute abgelöst durch die Canon Sumire Prime Series], mit denen ich bereits seit 15 Jahren verheiratet bin“, sagt Mantle. „Und jeder, der in dieser Branche bei Verstand ist, sollte sich ebenfalls mit den Canon K35ern verheiraten, da sie einfach bezaubernde Glasstückchen sind, die zu Recht respektiert werden.
„Am Ende des Tages wünschen sich alle ehrlichen Filmemacher und Geschichtenerzähler, etwas Unvorhergesehenes und zugleich Unvergessliches zu erschaffen“, so Mantle zum Abschluss. „Jede Geschichte benötigt ein ganz eigenes Alphabet.“
Ab 31 Mai ist die Serie „Pistol“ in den USA exklusiv auf Hulu zu sehen, im Vereinigten Königreich sowie in Irland, Kanada, Australien, Neuseeland und Singapur wird sie dann auf Disney+ ausgestrahlt.
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