Mit 100 Stundenkilometern eine sich windende Strasse hinabrasen, um den todesmutigen Manövern eines Skateboarders zu folgen; sich in die bewegte See stürzen, um einzufangen, wie ein Surfer den Wellenkamm bezwingt; standhaft die Konzentration wahren, selbst bei Temperaturen weit unter Null.
All das ist Action-Sportfotografie – eine Kunstform, die eine einzigartige Kombination aus Können, Mut und Präzision erfordert. Die Red Bull Illume Image Quest 2023 steht sowohl Amateuren aus Leidenschaft als auch routinierten Profis offen. Sie soll als Plattform diese mutigen Künstler ehren, und welche Mühen sie auf sich nehmen, um athletische Tapferkeit zu verewigen.
Im Jahr 2023 hiess der Wettbewerb Canon als offiziellen Sponsor der Kategorie „Emerging with Canon“ willkommen, und Canon Ambassador Richard Walch trat der Jury bei, die Beiträge bewertet.
„In der Fotografie habe ich schon viele Rollen gespielt, aber ich war noch nie Preisrichter und fand es richtig aufregend, dazu zu gehören“, sagt Richard.
Richard erzählt, dass er und die anderen Preisrichter kritisch zu einem Konsens darüber gekommen sind, welche die fantasievollsten und fesselndsten Bilder in jeder Kategorie waren. Die erste Phase fand im September 2023 statt. Dabei wurde jedes Foto für sich genommen betrachtet, ohne Details zum Fotografen, zum Standort oder sonstige Informationen zu berücksichtigen.
Die Preisrichter berieten sich lange und wählten dann 50 Finalisten, einen Gesamtsieger sowie einen Sieger für jede Kategorie aus. Die besten 50 Bilder wurden in das Red Bull Illume Photobook aufgenommen und werden jetzt im Rahmen der Red Bull Illume Exhibit Tour in ganz Europa ausgestellt.
„Es ist erfrischend, zu sehen, wie jede Generation neue Kreativität entwickelt, und wie die neue Technologie die Umsetzung dieser Kreativität ermöglicht“, sagt Richard.
„Die Künstler sind verspielt und haben ganz neue Gedankengänge. Dadurch wurde es aber auch sehr schwierig, sich auf einen Gewinner zu einigen.“
In Aktion eingefroren: 5 aufregende Bilder von Finalisten der Red Bull Illume
Nachdem die Finalisten im November 2023 bekannt gegeben wurden, mussten sich die Preisrichter – und damit auch Richard – der kniffligen Aufgabe stellen, die Gewinner der einzelnen Kategorien für Red Bull Illume zu krönen. In der Kategorie „Emerging with Canon“ ging die Auszeichnung an den Fotografen Gonzalo Robert Parraguez aus Chile. Prämiert wurde er für sein Bild eines reissenden Stroms durch eine Schlucht (über diesem Artikel zu sehen).
„Um zu gewinnen, muss man sich etwas Neues ausdenken. Und man muss sich einfach trauen. Man muss an seine Grenzen gehen und so extrem sein, wie die Athleten, die man filmt und fotografiert“, sinniert Richard. „Man sieht bereits am Setting dieser heftigen Szene, dass man an diesen Ort nur schwer herankommt, insbesondere mit einem Kamera-Kit.“ (Tatsächlich hat sich Gonzalo dafür abgeseilt und machte seine Aufnahme, während er an Haken und Seil über den sprudelnden Wassern hing).
Besitzt du eine Canon Ausrüstung?
Man kann diesen Fotos wirklich eine Menge abgewinnen, insbesondere, wenn man sich für Aufnahmen eindrucksvoller Sportfotografie interessiert. Hier eine Auswahl der bevorzugten Finalisten Richards, und welch wertvolle Tipps man von ihnen lernen kann.
1. Luca Salisbury (Finalist in der Kategorie „Emerging with Canon“)
Diese Surferaufnahme zeigt eine brutale, surreale und schäumende Röhre (auch Tube genannt) vor der Küste von Cape Solander in Australien. Aufgrund eingeleiteter Verunreinigungen zeigt sich das Wasser in schlammigen Farbtönen, es war also sonst niemand in den normalerweise hellblauen Brandungswellen.
Laut Richard liegen die Stärken des Bildes nicht in der klassischen Komposition. „Bei einer typischen kommerziellen Surfaufnahme würde man das Bild entfernen, da man das Brett nicht sehen kann, der Surfer relativ aufrecht steht und die Welle grösstenteils nicht im Frame zu sehen ist.“
„In vielerlei Hinsicht geht das Bild gegen das, was man als ‚klassische Surfaufnahme‘ betrachten würde. Andererseits ist es dem Fotografen hier gelungen, die schiere Kraft der Welle auf einzigartige Weise einzufangen. Die Welle ist unglaublich kraftvoll und explosiv, wie man am Schwall des Wassers sehen kann“, sagt Richard.
Alles an diesem Foto, so sagt er, ist gewagt.
„Man kann sehen, wie er mit einem Arm über der Wasserlinie baumelte, als er das Foto aufnahm. Ganz kurz, bevor er untertauchte. Er ging mit dem Bild also so weit wie irgendwie möglich. Dazu gehört Mut.“
PRO-TIPP: In Action und Sport ist die Energie wichtiger als alles andere. Um diese Energie einzufangen, muss man selbst Energie aufwenden. Physisch an extreme Grenzen zu gehen, ist häufig nötig, um originelle Fotografien wie diese hier aufnehmen zu können.
2. Lucas Tiefenthaler (Finalist in der Kategorie „Creative“)
„Dies ist ein berühmter Ort, aber man kommt nur schwer dorthin“, erzählt Richard.
Der Beitrag von Lucas wurde in Zürs am Arlberg in Österreich aufgenommen, in eisiger Kälte. Aber die Mühe hat sich gelohnt.
„Meiner Meinung nach ist das eine ganz neue Ebene der Ausführung. Ok, er hat Langzeitbelichtung eingesetzt, um diese beiden Farben zu erhalten. Aber das Einzigartige ist, wie er bei diesem Bild den Blitz verwendet hat. Der Blitz ist hier sehr nah am Athleten. So entsteht ein Scheinwerfer-Effekt, und Dunkelheit umgibt das Motiv.“
Das hier gezeigte Bild ist ein sog. „Slash Shot“, bei dem ein Skifahrer in der letzten Phase einer Drehung aufgenommen wurde, bei der er Pulverschnee in die Luft wirbelt. Wie auch hier wird das häufig beim Umschwenken auf einem Gipfel gezeigt.
Lucas gelang es meisterhaft, frischen Wind in diese klassische Aufnahme zu bringen.
„Er setzt den Skifahrer sehr traditionell in Szene. Der Twist liegt darin, wie er auf neue Weise das Blitzlicht anwendet – und die Ausführung ist einfach toll gelungen. Es schafft eine schöne Atmosphäre, und hat es meiner Meinung nach deshalb in die Top 50 geschafft, durch dieses aussergewöhnliche Ambiente.“
PRO-TIPP: Um sich in der Sportfotografie aus der Masse hervorzuheben, kann es sich häufig lohnen, mit einem klassischen Framing zu beginnen, wie dem hier gezeigten „Slash Shot“ – um dann einen neuen Twist ins Spiel zu bringen. Meistere die altbekannte Formel, und verziere das Bild mit neuen Schnörkeln.
3. Delphin Montessuit (Finalist in der Kategorie „Creative“)
Die digitale Kollage von Delphin ist Richard noch gut im Gedächtnis. Die Aufnahme eines Bergsteigers wurde in L‘Usine aufgenommen, einer Höhle in der Nähe einer alten Fabrik in Grenoble, Frankreich. Delphin sagt dazu, das helle Licht aus der Höhle und die Silhouette des Bergsteigers hätten ihn zu der minimalistischen Kollage inspiriert.
„Im Grunde hat er zwei Fotografien kreiert. Die erste mit Gegenlicht und dem Bergsteiger in klassischer Pose – mit der zweiten Fotografie hat er den Bergsteiger in diesen gezackten Eisblock gebracht“, beschreibt Richard.
In seinen Augen überwindet dieses Werk gleich mehrere Grenzen. Zum Beispiel werden Fotografie und Bearbeitung kunstvoll verbunden, indem ein exquisites Bergsteigerfoto mit einem digital erstellten Bild verknüpft wird.
PRO-TIPP: Aufkommende Technologien eröffnen ganz neue Wege, die eigene Kreativität zu entfalten. Erkunde und nutze diese – denn wenn du ein grossartiges Foto aufnimmst, kann das heute nur der Anfang einer wunderschönen Idee sein.
4. Todd Glasser (Finalist in der Kategorie „Creative“)
Die Schwarz-Weiss-Unterwasseraufnahme von Tod Glasser fängt exakt den Moment ein, in dem der Surfer Kelly Slater mit dem Wasser in Kontakt kommt.
„Das Besondere daran ist die Hand", sagt Richard.
Wie die Hand des Surfers in die Welle gepresst wird, ist eine scheinbar kleine Geste, die jedoch eine Menge Überlegungen erfordert.
„Zunächst musst du die technischen Parameter festlegen. Und dann heisst es: vor Ort sein, unter Wasser, bereit auf den Auslöser zu drücken, wenn die Hand von Kelly und die Welle sich begegnen.“
Den richtigen Moment zu kennen, heisst Richard zufolge, das Motiv zu kennen.
„Ich habe Kelly bereits vorher aufgenommen, und musste die Verschlusszeit immer um 1/3 oder 2/3 einer Stufe verlängern, um die Aktion einzufrieren – verglichen mit den meisten anderen Surfern. Er ist einfach so schnell.“
PRO-TIPP: Richard zufolge müssen Sportfotografen unbedingt lernen, Synchronizität zwischen sich selbst und dem Motiv herzustellen. Du musst den Athleten und den Sport gut genug kennen, um jede Bewegung vorhersehen und den perfekten Moment abpassen zu können.
5. Felix Pirker (Finalist in der Kategorie „Energy“)
Richard sagt, diese Aufnahme eines Skateboarders, der einen holprigen Hang aus Asphalt im Kaunertal, Österreich, herunterfährt, zeigt fotografisches und athletisches Können.
„Man benötigt eine lange Verschlusszeit, um das Momentum dieser Sportart einfangen zu können, bei dem die Athleten zwischen 60–100 km/h erreichen. Ich bin diese Strasse noch nie mit dem Skateboard herunter gefahren, aber mit dem Auto. Selbst wenn es keinen Verkehr gibt und man keinen Kühen begegnet – eine kleine Unebenheit, man verliert die Bodenhaftung und es ist ganz schnell vorbei.“
Richard ist nicht nur vom Mut des Skaters beeindruckt, sondern auch von dem des Fotografen, der gegen die Sonne fotografiert hat und einen Linsenreflex im Bild gelassen hat, eine kleine Unvollkommenheit.
Richard zufolge ist es auch toll, dass der Fotograf sich für ein Schwarz-Weiss-Bild entschieden hat.
„Ich denke, Farbe hätte dieser Aufnahme nichts gegeben. Das Weiss leuchtet, und das Dunkle ist ein starker Kontrast. Die Aufnahme ist rauer – und erhält mehr Intensität. Sie wird auf das beschränkt, was wirklich wichtig ist: Geschwindigkeit. Der Betrachter wird von dem Bild förmlich mitgerissen.“
PRO-TIPP: Kleine Unvollkommenheiten können einer Aufnahme Charakter verleihen. Und manchmal steuert Farbe nichts Sinnvolles bei. Lege genau fest, was die Essenz deiner Fotografie sein soll, um die Komposition um diesen Angelpunkt herum aufzubauen.
Du bist jetzt besser mit den Feinheiten der Actionfotografie vertraut, warum also nicht Richards Expertise nutzen und mit deiner eigenen Action-Aufnahme beim nächsten Red Bull Illume mitmachen?
Natürlich ist gewinnen dabei nicht alles; Richard ermutigt jeden dazu, sich für die Red Bull Illume 2025 anzumelden und Menschen zu treffen, welche die gleiche Leidenschaft teilen – die Fotografie.
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