Licht ist wohl der wichtigste Bestandteil der Fotografie – aber der Spass muss nicht aufhören, wenn die Sonne untergeht. Mit einer Taschenlampe oder einer anderen Lichtquelle kannst du nach Einbruch der Dunkelheit hinausgehen und deine eigenen Bilder malen. Du bewegst dafür die Lichtquellen so, dass sie alle Formen bilden, die dir gefallen. Du kannst diese Formen zwar nicht in Echtzeit sehen – aber mit einer Langzeitbelichtung kannst du sie mit deiner Kamera aufnehmen und als einzigartige Bilder festhalten. Diese Technik wird oft als „Lichtmalerei“ oder „Malen mit Licht“ bezeichnet.
TECHNIKEN ZUR BELICHTUNG
Leitfaden in die Fotografie „Malen mit Licht“ für Einsteiger
Was ist Lichtmalerei?
In der Bewegung liegt die Magie. Du hast wahrscheinlich schon Fotos mit Lichtspuren gesehen. Diese zeigen in der Regel den nächtlichen Strassenverkehr, bei dem die auf der Strasse fahrenden Autos und andere Fahrzeuge rote und weisse Lichtspuren im Bild hinterlassen. Die Lichtmalerei basiert auf dieser Idee, hebt sie aber auf eine kreativere Ebene und lässt dich selbst das Steuer in die Hand nehmen.
Wie bei den Lichtspuren musst du eine lange Belichtungszeit verwenden, um den gesamten Bewegungsablauf der Lichtquelle einzufangen. Die Bewegung selbst kann alles sein, was du willst. Du kannst weisse oder farbige Lichtquellen verwenden, um dein Bild zu malen.
Was brauchst du für eine erfolgreiche Lichtmalerei?
Obwohl es bei der Lichtmalerei vor allem um Bewegung geht, solltest du in der Regel einen schwach beleuchteten Hintergrund wählen, damit dein Motiv scharf wird. Deshalb musst du deine Kamera auf einem Stativ befestigen oder auf eine andere stabile Unterlage stellen. Wenn dein Objektiv über einen optischen Bildstabilisator (IS) verfügt, ist es in der Regel am besten, diesen bei Langzeitbelichtungen zu deaktivieren. Die neuesten Kameras können erkennen, wenn sie auf einem Stativ befestigt wurden und schalten dann den IS automatisch aus.
Wie jede fotografische Technik erfordert auch die Lichtmalerei etwas Übung. Es ist hilfreich, mögliche Aufnahmen vor Sonnenuntergang zu planen, damit du sehen kannst, welche Bildkompositionen am besten aussehen. Wenn es dunkel wird, setzt du deine Kamera auf das Stativ und aktivierst den Live View Modus, damit du eine Vorschau der Aufnahme auf dem rückseitigen LC-Display sehen kannst.
Verschiedene Umgebungen geben den Lichtbildern eine andere Stimmung und Aussage. Wenn du eine relativ kurze Belichtungszeit von etwa 10 Sekunden vor einem dunklen Hintergrund verwendest, bleibt dieser im endgültigen Bild eher dunkel, sodass die Formen, die du mit deiner Lichtquelle erzeugst, besser zur Geltung kommen. Eine längere Belichtung mit einer nächtlichen Stadtlandschaft oder vor einem anderen beleuchteten Hintergrund verleiht der Bildkomposition einen interessanten Kontext und ein Gefühl von Ort und Raum.
Es ist ratsam, die Kamera – auch wenn sie auf einem Stativ montiert ist – bei Langzeitbelichtungen nicht zu berühren, um durch Vibrationen verursachte Unschärfen im Bild zu vermeiden.
Wie solltest du deine Kamera einstellen?
Normalerweise sind bei Nachtaufnahmen eine offene Blende mit einer kleinen Blendenzahl und ein hoher ISO-Wert vorzuziehen, damit du jede Bewegung mit einer kurzen Belichtungszeit einfrieren kannst. Bei der Lichtmalerei gilt jedoch das Gegenteil, denn die Bewegung ist der wichtigste Faktor, den du einfangen willst.
Wähle an der Kamera den manuellen (M) Aufnahmemodus und verwende einen niedrigen ISO-Wert von etwa 100 bis 200. Wähle eine kleine Blendenöffnung von etwa F11 und eine Belichtungszeit zwischen 10 und 30 Sekunden, je nachdem, wie viel Zeit du für deine Lichtmalerei brauchst.
Du musst auch den Fokus manuell einstellen, dafür wählst du den MF-Modus. Konzentriere dich vorab auf den Bereich, in dem du die Lichtquelle für das Bild bewegen wirst. Bei vielen Kameras kannst du auch das manuelle Fokus-Peaking (MF-Peaking) aktivieren. Dies ist eine visuelle Hilfe, um zu zeigen, welche Elemente im Bild am schärfsten sind.
Ein guter kreativer Tipp ist die manuelle Einstellung des Weissabgleichs. Wenn du zum Beispiel die Einstellungen Tageslicht, Bewölkt, Schatten oder Kunstlicht wählst, wird die Farbtemperatur an die des Umgebungslichts angepasst, und das Bild wirkt dann entsprechend wärmer oder kälter. Wenn dir deine Kamera die Möglichkeit gibt, nimmst du im RAW-Aufnahmemodus auf. So kannst du den Weissabgleich bei der nachträglichen Bearbeitung des Bildes in einer Software wie Canon Digital Photo Professional ändern.
Starte ganz einfach mit den Kameraeinstellungen, die wir vorgeschlagen haben, und benutze eine Taschenlampe oder das Licht deines Smartphones, um einfache Formen oder vielleicht sogar deinen Namen mit Licht zu schreiben. Es kann sein, dass du eine kürzere oder längere Belichtungszeit oder eine grössere oder kleinere Blendenöffnung brauchst, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Experimentiere mit den Einstellungen und du bekommst bald ein Gefühl dafür, was am besten funktioniert.
Welches Motiv und welche Lichtquelle soll ich wählen?
Nutze deinen Garten als Übungsplatz, um eine Aufnahme von Blumen, Bäumen oder anderen attraktiven Pflanzen zu machen. Wenn du kreativ sein willst, klebst du bunte Plastikbecher oder Seidenpapier an eine Taschenlampe. Diesen Lichtstab schwenkst du dann während der Belichtung, um bunte Streifen und Formen zu „malen“.
Leuchte mit einer Taschenlampe auf das Hauptmotiv und stelle den Autofokus darauf ein. Sobald das erledigt ist, schaltest du in den MF-Modus um, damit der Fokus fixiert wird. Wenn die Belichtung länger als 30 Sekunden dauern soll, wähle den Modus Langzeitbelichtung (B), sofern er in deiner Kamera vorhanden ist.
Beginne mit der Belichtung und schwenke deine Taschenlampe oder eine andere Lichtquelle um dich herum. Bunte, festliche Lichterketten setzen einen kreativen Akzent. Es funktioniert auch gut, diese oder eine andere Lichtquelle hinter Objekten zu schwenken, damit sie als Silhouetten erscheinen. Wenn du einem bestimmten Teil der Szene zusätzliches Licht geben willst, richtest du die Taschenlampe einfach für ein paar Sekunden darauf, bevor du zu den Blumenbeeten und anderen Bereichen im Bild weitergehst, um eine farbenfrohe Kulisse zu schaffen.
Manchmal ist weniger mehr. Die Verwendung einer sehr hellen Taschenlampe mag interessant sein, aber weniger starke Lichtquellen eignen sich oft besser. Wenn starke Lichter direkt auf das Objektiv gerichtet werden, kann Streulicht entstehen – mit einer weniger hellen Taschenlampe wird dieses Risiko vermieden. LED-Teelichter und mehrfarbige LEDs sind ebenfalls sehr interessant, und blinkende LEDs erzeugen einen alternativen Effekt von unterbrochenen Strichen.
Es macht Spass, Freunde und Familie mit einzubeziehen, wobei jeder eine Lichtquelle benutzt, um interessante Bildbereiche in zusätzliches Licht zu tauchen. Eine einzelne Taschenlampe muss nicht ein ganzes Objekt abdecken, denn du kannst sie während der Belichtung bewegen, um verschiedene Bereiche gezielt anzustrahlen. Das funktioniert sehr gut, um interessante Punkte in nächtlichen Landschaften zu beleuchten.
Zusätzliche Taschenlampen und andere Lichtquellen sind gut, um dich selbst oder andere Personen ins Bild zu setzen. Du kannst auch versuchen, Wörter zu schreiben oder Formen wie Sterne und Herzen zu malen. Eine andere Möglichkeit ist die Kombination einer lange Belichtung mit einem kurzen Lichtimpuls von einem Canon Speedlite. So bekommst du eine korrekte Belichtung für ein Porträt oder ein anderes Motiv im Vordergrund und kannst gleichzeitig dessen Bewegung einfrieren, während du mit dem Rest der Belichtung immer noch mit Licht malst.
Die Lichtmalerei macht Spass und ist eine schöne Technik, deine Kreativität auszudrücken. Du brauchst keine teuren Kameras, Objektive und Zubehör. Alles, was du brauchst, ist ein bisschen Zeit, um die Grundlagen zu lernen. Du wirst bald feststellen, dass du ganz besondere Bilder mit einem wirklich persönlichen Stil machst.
Verfasser: Matthew Richards
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