High Dynamic Range (HDR) Video bietet viel mehr als bloss ein strahlenderes Weiss und tieferes Schwarz. Da du eine höhere Spitzenhelligkeit von bis zu 10.000 nits und einen grösseren Farbraum, der den BT.2100 Standard erfüllt, erzielen kannst, und zudem weichere Verläufe zwischen Farben und Schatten in 10-Bit schaffen kannst, bietet HDR-Video eine deutlichere Verbesserung deiner Videodarstellung als der Wechsel von Full HD Auflösung zu einer 4K-Auflösung.
Obwohl du zum Grading, zur Bearbeitung und zum Ansehen von HDR-Videoinhalten ein HDR-kompatibles Display benötigst, hast du mehr Freiheit beim Aufnehmen von Videomaterial für eine HDR-Produktion. Du kannst entweder mit Canon Log einen beeindruckenden Dynamikumfang festhalten und die Aufnahmen in der Postproduktion in HDR umwandeln, oder Aufnahmen direkt in HDR machen. Mit einer Reihe von professionelle Camcordern von Canon und Canon Cinema EOS Kameras kannst du praktischerweise intern in HGL- und PQ-Formaten Aufnahmen machen, wodurch du Zeit und Geld in der Postproduktion sparst.
Welche Canon Kameras eignen sich also am besten für HDR-Video? Wie solltest du das Aufnehmen mit HDR gestalten? Und was musst du bei einer Planung eines HDR Workflows beachten? Paul Atkinson, Pro Video Product Specialist bei Canon Europe, geht diesen Fragen gemeinsam mit Sonny Sheridan, Senior Colorist beim besten Postproduktionsstudio des Vereinigten Königreichs, The Farm, nach.
Filmen und Grading für HDR-Video
HDR Aufnahmeoptionen
Es gibt zwei Wege, um zu HDR-Ausgaben zu gelangen: entweder direkt in der Kamera oder in der Postproduktion. „Normalerweise wird eine Datei mit dem grösstmöglichen Dynamikumfang aufgenommen, und durchläuft später einen HDR Workflow“, erklärt Atkinson. „Wenn du einen HDR Workflow bei einem Bild mit geringerer Bitrate und mit geringerem Farbmuster anwenden würdest, wäre das Ergebnis nicht sehr gut. Aus diesem Grund solltest du von Beginn an so viele Informationen wie möglich haben. Und deshalb profitierst du, wenn du deine Aufnahmen in Canon Log machst.“
Mit Canon Cinema EOS Kameras ebenso wie mit ausgewählten EOS Systemkameras und Spiegelreflexkameras sowie professionellen Camcordern von Canon einschliesslich dem Canon XF705 und dem Canon XA55/ XA50 kannst du Aufnahmen in Canon Log machen. Canon Log wurde entwickelt, um den grösstmöglichen Dynamikumfang zu erfassen, und bietet dir in Bezug auf Colour Grading und Postproduktion ein Maximum an Flexibilität. Die beliebte Canon Log 3 Funktion kann beispielsweise abhängig von der Kamera einen Dynamikumfang von bis zu 14 Stufen bieten.
Selbst die neusten Canon PTZ Remote-Kameras verfügen über einen Wide Dynamic Range Modus mit angewandtem BT.709 oder BT.2020 Farbraum, welcher sich als nützlich erweisen könnte, wenn du eine knappe Deadline und keine Zeit für das Grading hast. Es gibt einen zweistufigen Unterschied zwischen Wide DR und Canon Log 3, weshalb sich die Leistung in hellen Bereichen stark unterscheidet. Wenn du unbedingt HDR benötigst, „können die Canon CR-N500 und Professionelle PTZ Kameras auch in Canon Log 3 aufzeichnen“, sagt Atkinson. „Selbst unsere PTZ Kameras können Aufnahmen dieses grossen Dynamikumfangs für das Grading machen, damit du sie in ein HDR-Ausgabeformat und einen HDR Workspace verwandeln kannst.“
Andernfalls kannst du eine HDR-Ausgabe auch direkt in der Kamera erzeugen. „Mit der Canon XF705, der EOS C70, der EOS C300 Mark III und der EOS C500 Mark II kannst du mit den benutzerspezifischen Optionen direkt in der Kamera Aufnahmen im PQ- oder HLG-Format machen“, erklärt Atkinson. „Das ist ideal für Produktionen, bei denen es schneller gehen muss, und du nicht die Zeit oder das Geld für zusätzliche Postproduktion hast.
„Es kann durchaus der Fall sein, dass Auftraggeber die Aufnahmen nicht akzeptieren, wenn diese nicht mit Canon Log 3 gemacht wurden und dann einen HDR Workflow durchlaufen haben. Aber dadurch, dass du direkt in der Kamera über PQ und HGL verfügst, hast du einfach noch etwas in petto und einsatzbereit, solltest du es tatsächlich benötigen.“
Besitzt du eine Canon Ausrüstung?
HDR vs. SDR: Überlegungen zur Belichtung
In vielerlei Hinsicht unterscheiden sich Aufnahmen für High Dynamic Range nicht von Aufnahmen für Standard Dynamic Range. „Selbst wenn du eine der Voreinstellungen nutzt, musst du deine Aufnahmen immer noch auf dieselbe Art und Weise machen“, sagt Atkinson. „Deine Ausgaben werden etwa für HDR höchstwahrscheinlich ein 4K-Auflösung haben, deshalb muss dein Fokus exakt sein und natürlich haben wir etwas, das dir dabei helfen kann, egal ob der Dual Pixel CMOS AF oder der Fokusassistent für den manuellen Fokus.“
Die Belichtung in der Kamera für HDR und SDR kann ebenfalls auf relativ ähnliche Weise erfolgen. Bei beiden ist es beispielsweise wichtig, dass die Belichtung in Mitteltonbereichen korrekt ist. Helle Bereiche erfordern jedoch einige Überlegungen. Im Vergleich zu SDR kann die Helligkeitsobergrenze bei HDR unnatürlich und unfassbar störend erscheinen. Es ist wichtig, die Helligkeitsobergrenzen beim Filmen für HDR zu reduzieren oder zu vermeiden, damit du mehr Flexibilität hast, um die höchsten Weissgrade aufnahmeübergreifend abzugleichen. Ein Verringern des ISO-Werts kann ebenso wie die ND-Filter in vielen Canon Cinema EOS Kameras und professionellen Camcordern helfen.
Die Belichtung, Messung und Überwachung für HDR am Set ebenso wie eine regelmässige Überprüfung des SDR, um sicherzustellen, dass deine beabsichtigte Balance von Licht und Schatten beibehalten wird, ist meist die unkomplizierteste Option. Die Verwendung eines Canon Referenzdisplays mit HDR-SDR Splitscreen-Modus, wie das Canon DP-V2421, erleichtert das sogar noch.
„Bei HDR muss der Tonwertbereich noch stärker erweitert werden, damit du ein tieferes Schwarz und ein strahlenderes Weiss erzielen kannst“, sagt Atkinson. „Das bedeutet, dass du bei der Postproduktion etwas mehr Spielraum benötigst, obwohl dein Ansatz hierfür von deinem Workflow abhängt. Canon Log Aufnahmen müssen leicht überbelichtet werden, um beispielsweise das Bildrauschen gering zu halten, wohingegen deine Entscheidung für HDR-Aufnahmen von der Helligkeitsskala bestimmt wird.“
Wenn deine Ausgaben sowohl im HDR- als auch im SDR-Format erfolgen müssen, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten, dies zu tun: Mach die Aufnahmen direkt in HDR und lass sie dann einen Workflow durchlaufen, der eine SDR-Ausgabe erzeugt, oder mach die Aufnahmen in Canon Log 2 oder Canon Log 3 und führe zwei Workflows durch – einen für HDR und einen für SDR.
Der DGO-Sensor erklärt
„Der Canon XF705 bietet noch etwas mehr“, fügt Atkinson hinzu, „da du damit HDR direkt auf der Kamera aufnehmen, und gleichzeitig eine SDR-Ausgabe an einen externer Recorder senden kannst. Du kannst der Kamera mitteilen, welche Aufnahme korrekt belichtet ist, und diese wird bei der anderen Ausgabe automatisch eine Anpassung der Signalverstärkung durchführen, damit du auch dort ein korrekt belichtetes Bild erhältst. Danach erhältst du deine HDR-Ausgabe und deine SDR-Ausgabe und diese sind mit Ausnahme einiger kleiner Änderungen, die du normalerweise in der Bildbearbeitung und nicht im Grading vornimmst, einsatzbereit.“
Richtige Bearbeitung von HDR – Sicht des Benutzers
Bei HDR werden die Postproduktion und das Grading etwas komplizierter, allerdings ermöglicht es auch mehr Freiheit. „Du erhältst mehr Details in hellen Bereichen und kannst dich dort austoben“, meint Sonny Sheridan, den man vor allen aufgrund seiner Arbeit als Kolorist bei den britischen Fernsehserien Lucky Man und 24 Hours in A&E kennt, und der einen RTS Craft & Design Award in der Kategorie „Beste Bildverbesserung“ gewonnen hat. „Wenn du Aufnahmen von jemandem machst, der sich in der Nähe eines Fensters befindet, kannst du die Bildinformationen der Szene draussen vor dem Fenster behalten und die Person drinnen dennoch gut belichten. Mit SDR könnte das nur sehr schwer erzielt werden. So hast du mehr Details und Personen im Bild, die dir beim Erzählen der Geschichte helfen.
„Die grössten Herausforderungen beim Grading von HDR sind für mich der Umgang mit hellen Bereichen, wenn ich praktische Lichtquellen benutze, und Situationen, bei denen Schauspieler zum Beispiel neben einem hellen Fenster stehen“, fährt Sheridan fort. „Ich muss einen Fensterheber verwenden, um die Person anzuheben und einen Luminanz-Key, um die Helligkeit des Fensters zu reduzieren. Das mache ich, damit das Gleichgewicht stimmt und die Person im Vordergrund nicht von der hohen Luminanz des Fensters überschattet wird. Das Gleichgewicht in Bezug auf die Helligkeit muss stimmen – nur weil du 1.000 nits erreichen kannst, bedeutet das nicht, dass du das auch tun solltest. Manchmal ist es am besten, HDR nur dezent zu nutzen.“
„Es gibt noch weitere Aspekte, die du berücksichtigen solltest, wenn du einen HDR Workflow planst“, fügt Sheridan hinzu. „Die wichtigsten Faktoren sind die Aufnahmeformate der Kamera, mit der die Aufnahmen gemacht werden, und die Lieferspezifikationen – zum Beispiel ob die Lieferung in Rec 2020 oder DCI-P3, Dolby Vision, HDR10, HLG und so weiter erfolgt.
„Das Farbmanagement ist besonders wichtig. Scripted-Drama-Sendungen nutzen meist nur eine einzige Kamera, weshalb ich eine LUT durchführen muss, um von meinem ursprünglichen Farbraum zum gewünschten Farbraum zu gelangen. Wenn jedoch zwei oder mehr Kameras verwendet werden, kann ich einen ACES Workflow nutzen, um alles meinem Zeitplan entsprechend zu vereinheitlichen und um gleichzeitig den grösstmöglichen Spielraum beizubehalten.“
Mehrere Cinema EOS Kameras, einschliesslich der EOS C300 Mark III und der EOS C500 Mark II unterstützen ACES nativ, weshalb der Workflow noch effizienter wird.
Sheridan sagt, dass für einige Workflows das HDR Grading vor dem SDR Grading durchgeführt werden muss – „Bei Dolby Vision zum Beispiel, da das SDR-Format vom HDR-Format abgeleitet wird. Es gibt einige Standards bei denen der SDR Workflow zuerst ausgeführt wird, aber meistens geht es um die Präferenz und darum, worauf sich Regisseure primär konzentrieren möchten.“
„Wenn du mehrere HDR-Formate aus einem Original ableiten musst, wirkt sich das auch auf den Workflow aus“, fügt Chris Spearman, Technical Operations Manager bei The Farm, hinzu. „Es hängt teilweise davon ab, für wen die primäre Aufnahme bestimmt ist und welche HDR-Standards verlangt werden“, sagt er. „Wir können zum Beispiel HDR10-Aufnahmen ganz einfach aus einem Dolby Vision Workflow ableiten. Wenn die verschiedenen Aufnahmen jedoch unterschiedliche Farbräume haben, müssen wir darauf achten, dass die Reihenfolge stimmt. Wir führen zuerst den Standard mit den grössten Spielräumen durch und ACES eignet sich hervorragend für Multi-Standard-Aufnahmen.
„Obwohl zunehmend mehr Plattformen HDR unterstützen, denke ich, dass es zu einer vermehrten Standardisierung der Methoden kommen wird“, fährt Spearman fort. „Einige Standards werden wichtiger werden, während andere verschwinden werden. Ausserdem werden HDR-Werkzeuge leichter zugänglich werden, wodurch HDR zum neuen „SDR“ werden wird.“
Die Zukunft von HDR-Video verspricht viel – mindestens 1.000 nits.
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