Die freiberufliche Sportfotografin und ehemalige Canon Botschafterin Molly Darlington ist ein relativ neues Gesicht im Bereich der Sportfotografie, doch die 23-Jährige kann bereits einen Lebenslauf vorweisen, der alte Hasen vor Neid erblassen lässt. Sie hat hochkarätige Motorsportmeisterschaften sowie nationale und internationale Fussballtournieren dokumentiert und wird in diesem Jahr auf der weltweit grössten internationalen multidisziplinäre Sportveranstaltung fotografieren.
Molly Darlington: Der Weg zum Erfolg in der Sportfotografie
Darlington stammt aus Northwich, dem Wohnsitz vieler Fussballstars, und ihre Ambitionen beschränken sich nicht auf ihren eigenen Erfolg. In der Sportfotografie dominieren erfahrene, ältere Fotografen. Viele Studierende und junge Amateure halten es daher für unmöglich, sich in diesem Bereich einen Namen zu machen. Darlington möchte das ändern und Newcomer dazu ermutigen, in ihre Fussstapfen zu treten – auch im Interesse des Genres, das ihr am Herzen liegt.
„Sportfotografie ist der beste Job der Welt. Es sollten sich mehr junge Menschen dafür engagieren“, schwärmt sie. „Wer erfolgreich sein will, muss das Handwerk meistern und Feedback von erfahrenen Fotografen einholen. Wenn du hart genug arbeitest, kannst du es schaffen.“
Hier gibt Darlington sechs wertvolle Tipps für aufstrebende Sportfotografen.
Besitzt du eine Canon Ausrüstung?
1. Nutze deine Jugend und Unerfahrenheit zu deinem Vorteil
Unerfahrenheit ist keine Schande. Ganz im Gegenteil bedeutet sie, dass du eine frische Perspektive mitbringst. Knüpfe Kontakte in der Branche, damit du um Hilfe bitten und Feedback zu deiner Arbeit einholen kannst. So kannst du dich stetig verbessern.
„Das hat mir auf meinem Weg geholfen“, bestätigt Darlington. „Es gibt viele Fotografen, die dir Ratschläge geben können. Der Anfang kann schwierig sein, aber es gibt Menschen, die bereit sind, dir zu helfen.
„Stelle ein Portfolio zusammen, und baue dir ein Netzwerk an Kontakten auf“, fährt sie fort. „Die meisten Sportfotografen werden dir antworten, wenn du um Hilfe bittest. Vielleicht nicht sofort, weil Kommunikation nicht unbedingt unsere Stärke ist, aber du wirst irgendwann eine Antwort und gute Ratschläge erhalten. Auch wenn du nur möchtest, dass sich jemand deine Fotos ansieht – es gibt einige, die das gern machen.“
2. Investiere viel Arbeit
Man sollte meinen, dass jemand, der so jung ist wie Darlington, nur mit viel Glück so viel erreichen kann. Aber Darlington hat fast ein Jahrzehnt an harter Arbeit investiert. Bereits mit 16 Jahren begann sie, den lokalen Fussballverein zu fotografieren.
„Ich sah eine Werbeanzeige des örtlichen Non-League-Fussballvereins: Der 1874 Northwich F.C. suchte einen Fotografen, der Erfahrung sammeln wollte“, erklärt sie. „Das habe ich fast vier Jahre lang gemacht – sowohl bei Heim- als auch bei Auswärtsspielen. Es hat mir sehr gefallen. Deshalb habe ich mit dieser Art von Arbeit weitergemacht. Ich glaube, dass ich heute an diesem Punkt stehe, weil ich hart und entschlossen dafür gearbeitet habe.“
Deshalb ist Darlingtons wichtiger Rat, viel Zeit zu investieren und viel zu üben. „Wenn mich junge Menschen um Rat bitten, sage ich nur: ,Mach einfach weiter Fotos.‘ Ich war am Anfang richtig schlecht. und hatte keine Ahnung, was ich tat. Ich habe viele Fehler gemacht, aber immer weiter mit den Einstellungen experimentiert.“
3. Setze dir realistische Erwartungen
„Angehende Fotografen sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie bei Sport auf allen Ebenen viel lernen können“, sagt Darlington. „Niemand erwartet, gleich im ersten Jahr im Job Aufnahmen bei Spielen in der Premier League Aufnahmen zu machen. Erst musst du dein Handwerk lernen, und mit der Zeit darfst du dann auch auf hochkarätigeren Sportveranstaltungen fotografieren. Du musst ausserdem bereit sein, zu lernen und Ratschläge anzunehmen.“
„Stelle dich darauf ein, zunächst nur Amateur-Fussball zu fotografieren“, sagt Darlington, „und sei nicht geknickt, wenn es sich so anfühlt, als würdest du nur langsam Fortschritte machen.“ Sie hat jahrelang kleinere Spiele fotografiert, bevor sie zu den grossen eingeladen wurde.
Darlington räumt allerdings ein, dass kleinere Clubs selten Geld für Fotografen haben. „Mache einfach weiter Fotos“, rät sie. „Sieh es als Übung an, und nutze die Zeit, um zu lernen, wie du deine Ausrüstung in dem Tempo einsetzt, das im Bereich der Sportfotografie verlangt wird.“
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4. Schaffe Emotionen, auch wenn es keine gibt
„Du musst die Story jedes Spiels vermitteln. Das ist besonders in der Mitte der Saison schwierig. Wenn es um Aufstieg, Abstieg oder Play-offs geht, gibt es viel mehr Emotionen als bei Spielen, von denen eigentlich nichts abhängt. Du musst Emotionen schaffen, mit denen sich die Menschen identifizieren können. Die Fans denken dann: ,Genau so fühlt es sich bei den Spielen an.‘“
Darlington rät, die Umgebung des Spiels zu nutzen, z. B. das Stadion und die Zuschauer, um deine Bilder vielschichtiger zu gestalten und Emotionen herüberzubringen. Hierbei betont sie noch einmal, dass sich niedrigere Ligen perfekt zum Üben eignen. „Mache jedes Spiel zu einer individuellen Reportage. Vor Kurzem war ich bei einem Spiel der League Two in Carlisle. Das ist ein altes Fussballstadion mit einer ganz besonderen Atmosphäre, die ich für meine Aufnahmen nutzen konnte. Die grossen neuen Stadien sehen alle gleich aus. Da es sich um ein Spiel in der League Two handelte, musste ich mir zudem nicht den Druck machen, es unbedingt in jede Zeitung zu schaffen. Deshalb konnte ich kreativer arbeiten.“
5. Kenne dich mit dem Sport aus
Fundierte Kenntnisse des Sports sind eine Grundvoraussetzung für erfolgreiche Sportfotografie. Nur so kannst du laut Darlington die entscheidenden Momente eines Spiels erfassen, die oftmals nur einen Sekundenbruchteil dauern.
„Ich bin Fussball-Fan. Mein Vater ist Fussball-Fan. Und mein Bruder ist auch Fussball-Fan“, erklärt sie. „Da ich schon immer Fussball geguckt habe, weiss ich, wie das Spiel funktioniert. Wenn ein Spieler am äusseren Spielfeldrand entlangläuft, muss du dir die Frage stellen: ,Wird er den Ball in diese Richtung schiessen oder in eine andere Richtung abgeben?‘ Dir muss bewusst sein, was gerade geschieht, du musst die Sportart kennen und einschätzen können, was als Nächstes passiert.“
„Die Funktionen deiner Kamera für schnelle Reihenaufnahmen eignen sich gut für den Sport, aber sie werden nicht immer benötigt“, so Darlington. „Wenn mir ein Spieler mit dem Ball entgegenläuft, warte ich manchmal, bis er zu mir kommt, und nehme erst dann das Foto auf, wenn er den Bildrahmen ausfüllt. Ich nehme lieber eine kürzere Sequenz auf, bei der der Rahmen ausgefüllt ist, als den Spieler aus zu grosser Entfernung zu fotografieren.“
Darlington empfiehlt, einen Rahmen für jeden Winkel oder festen Punkt festzulegen, von dem aus du Fotos aufnehmen möchtest. Dafür musst du die Sportart gut kennen, und es kann einige Zeit dauern, bis du dein Timing perfektioniert hast. Letztendlich erhältst du dadurch aber besser durchdachte endgültige Bilder.
„Ich mache nur dann Fotos ausserhalb dieses Rahmens, wenn sich eine entscheidende Situation oder ein Tor anbahnt“, sagt sie.
6. Gehe deinen eigenen Weg
„Ein Studium kann eine tolle Möglichkeit sein, um Fotografiewissen zu erlangen und fachliche Anleitung von Experten zu erhalten. Du kannst aber definitiv auch erfolgreich sein, wenn du einen anderen Weg einschlägst“, sagt Darlington.
„Viele Kurse an Universitäten sind nicht auf Sportfotografie ausgelegt“, erklärt sie. „Meine Universität hatte am Ende nichts dagegen, dass ich in dem Bereich tätig war. Meine Fakultät passte den Studiengang und die Module für mich an, weil ich bereits viel ausserhalb des Kurses arbeitete.
„Denke aber daran, dass es auch andere Wege gibt. Wen du kennst und von wem du lernst, kann eine grosse Rolle spielen. Es wird etwas beängstigend sein, den Weg alleine zu gehen, aber eigentlich ist es gar nicht so schlimm. Als ich 16 war, fand ich die Branche furchterregend. Heute weiss ich, dass sie vollkommen okay ist.“
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