Die Makro- und die Beauty-Fotografie werden oft als getrennte Bereiche betrachtet – aber für die in London ansässige Beauty- und Modefotografin Tina Eisen gehört beides zusammen. Für sie ist Makro ein spannender, kreativer Bereich ihrer Arbeit, mit dem sie vor rund vier Jahren begann.
„Ich habe ein Shooting gemacht, bei dem ein paar glänzende Käfer auf das Auge des Models gesetzt wurden“, erklärt Tina. „Ich machte die Aufnahme und stellte fest, dass alles andere in ihrem Gesicht – ihre Lippen, ihre Nase, ihr Haar – nichts mit dem zu tun hatte, was ich zeigen wollte. Ich wollte den Ausschnitt auf einen kleinen Bereich reduzieren, weil der Rest ihres Gesichts nur von der Geschichte ablenkte. Ich wollte nur ihr Auge als Leinwand benutzen – mehr brauchte das Bild nicht. Ich habe eine Schwäche für Details und nachdem ich mit den Makroaufnahmen angefangen hatte, wusste ich, dass ich mehr davon machen wollte. Ich liebe diese Makro-Details einfach.“
Anfangs waren Tinas Models und Kunden nicht an der Makro-Beauty-Fotografie interessiert und sie musste diese Arbeiten in anderen Shootings unterbringen. „Bevor Social Media populär wurde, waren die Markenhersteller noch nicht damit vertraut, dass ihre Produkte mit kreativen Makrobildern präsentiert werden“, erklärt sie. „Und die Agenturen und Models waren ebenfalls nicht interessiert an solchen Makro-Arbeiten, da man sie darin nicht wiedererkennen konnte. Das macht solche Aufnahmen in ihrem Portfolie nutzlos – es sei denn, es handelt sich um ein spezialisiertes ,partielles Model‘ für Lippen oder Augen. Es war also immer eine Art Nebenprojekt. Wenn ich z.B. viele Ganzgesichtsaufnahmen machte, habe ich immer schnell auch ein paar Makroaufnahme dazwischen geschoben.“
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Bereit für die Nahaufnahme: Die Makro-Beauty-Fotografie
Als die weltweite Covid-19-Pandemie den Model-Shootings ein Ende setzte, begann Tina mit einer Selbstporträt-Makro-Serie. „Ich spürte sofort eine grosse Erleichterung, als ich meiner Kreativität nachgeben konnte“, sagt sie. „Bis dahin habe ich nie daran gedacht, mich selbst aufzunehmen, um meine Ideen oder Lichtkonzepte auszuprobieren. Mein erstes Bild hat so viel Aufsehen erregt, dass es sogar im Fernsehen gezeigt wurde. Auf diese Weise kreativ zu sein, hat mir etwas eröffnet, was ich jederzeit tun kann. Ich muss dafür niemanden fragen oder gar bezahlen.“
Nachdem sie jahrelang die Makro-Beauty-Fotografie zwischen andere Arbeiten schieben musste, sieht Tina jetzt dafür eine steigende Nachfrage. „Die Markenhersteller sind jetzt auf den Geschmack gekommen, denn die Nahaufnahmen ihrer Produkte bieten eine grossartige Möglichkeit, Farben zu präsentieren. Ich habe das Gefühl, dass sich die Beauty-Fotografie in den letzten fünf Jahren von der Modefotografie abgekoppelt hat. Sie hat sich zu einem eigenen Genre entwickelt und Makro-Beauty etabliert sich nun als Subgenre. Es gibt inzwischen Kunden, die Models nur wegen ihrer Gesichtszüge buchen – alles andere ist nicht relevant, solange sie zum Beispiel schöne Lippen oder Augen haben.“
Tina ist ausserdem der Meinung, dass die Makrofotografie von einer veränderten Wahrnehmung von Schönheit und Vielfalt in der heutigen Gesellschaft profitiert. „Makro-Beauty fängt jedes Detail eines Gesichts ein, jedes einzigartige Merkmal und jeden wahrgenommenen Makel“, erklärt sie. „Das zeigt den Betrachtern Vielfalt und Details, und kleine Adern und Poren werden plötzlich als schön wahrgenommen – Details, die früher eher als Unvollkommenheiten angesehen wurden. Seit dem Aufkommen von Makro-Beauty hat die Echtheit über die Perfektion gesiegt und die Betrachter schätzen die Normalität echter menschlicher Züge.“
Über die Makrofotografie konnte Tina ihren eigenen, einzigartigen Stil entwickeln, der ihre Arbeit in dieser enorm dynamischen Branche hervorhebt. Das hat sich direkt in mehr Arbeit niedergeschlagen. „Als ich während des Lockdowns anfing, mehr Makroaufnahmen zu machen, baten Auftraggeber darum, dass ich meine eigenen Lippen fotografiere“, sagt sie. „Die Makrofotografie gab mir die Möglichkeit, Kunst auf kleiner Fläche zu präsentieren. Während der Zeit der Kontaktbeschränkung kam ich auch ohne Team gut über die Runden.“
Besitzt du eine Canon Ausrüstung?
Tina kann sich selbst jederzeit mit Makro-Beauty fotografieren – das gibt ihr sehr viel Freiheit. Sie musste aber auf die Tipps und Tricks zurückgreifen, die sie im Laufe der Jahre gelernt hat, um ihre Selbstporträts zu perfektionieren. Sie hat einige nützliche Ratschläge für jeden, der die Makro-Beauty-Fotografie selbst ausprobieren möchte.
1. Wann es besser ist, das Stativ wegzulassen
Für die meisten Fotografen, selbst für erfahrene Profis, mag es selbstverständlich sein, dass man für die Makrofotografie ein Stativ braucht. Für eine ausreichende Schärfentiefe, um z.B. eine ganze Lippe in naturgetreuer Vergrösserung scharf abzubilden, wählt man in der Makrofotografie eine kleine Blendenöffnung. Das wiederum erfordert eine längere Belichtungszeit, die bei der Aufnahme aus der freien Hand das Risiko von Verwaklungsunschärfe birgt.
Überraschenderweise würde Tina nicht einmal auf die Idee kommen, ein Stativ zu verwenden, wenn sie ein Model fotografiert. „Ich bin sehr mobil“, erklärt sie. „Ich weiss genau, aus welchem Winkel ich jemanden fotografieren möchte. Bei Makroaufnahmen kommt es auch auf die Blickrichtung des Models an. Ich gebe viele Anweisungen und hocke meist auf dem Boden und fotografiere jemanden mit dem Kopf zum Licht gewandt.“
Techniken der Modefotografie
Wenn Tina sich selbst fotografiert, ist das natürlich eine ganz andere Situation. Dann findet sie, dass ein Stativ der beste Weg ist, um ihre Kamera perfekt ruhig zu halten. Ausserdem nutzt sie die Canon Camera Connect App, um ihr Smartphone mit der Kamera zu verbinden und diese aus der Ferne auszulösen.
Da Tina inzwischen so viele Selbstporträts macht, überlegt sie, ob sie die Canon EOS R5 in ihre Ausrüstung übernehmen soll, vor allem wegen ihres dreh- und schwenkbaren Touchscreens, der so gedreht werden kann, dass er in ihre Richtung zeigt, wenn sie vor dem Objektiv steht und sie dann eine direkte Kontrolle über die Kamera hat. Wenn Tina aus der freien Hand mit längerer Belichtungszeit fotografieren will, könnte sie mit der Kamera auch das Vollformatobjektiv Canon RF 100mm F2.8 L Macro IS USM in ihre Ausrüstung übernehmen. Es ist als weltweit erstes AF-Makroobjektiv in der Lage, Motive in 1,4-facher Lebensgrösse zu erfassen und es hat zudem einen Hybrid IS. Die Bildstabilisierung sowohl im Objektiv als auch im Kameragehäuse macht das Arbeiten ohne Stativ noch einfacher.
2. Positionierung des Blitzes im Bezug zur Brennweite
Tinas Wahl des Blitzes und dessen Positionierung hängen stark von Objektiv und Brennweite ab. Obwohl sie die kurze Naheinstellgrenze von 31 cm des Canon EF 100mm f/2.8 Macro USM sehr schätzt, liebt sie die lange Brennweite auch wegen der Flexibilität bei der von ihr gewählten Beleuchtung, da diese genug Raum zwischen Objektiv und Motiv lässt, um die Ausleuchtung fein abzustimmen. Häufig ist sie weit genug von ihrem Motiv entfernt, um einen externen Blitz zu positionieren. Sie passt den Beleuchtungswinkel, die Intensität und die Einstellungen danach an, wie intensiv Lichter und Schatten sein sollen. Sie fotografiert oft mit ca. 1/125 bis 1/200 Sek., verwendet eine relativ kleine Blendenöffnung, um die benötigte Schärfentiefe zu bekommen und verlässt sich bei der Belichtung auf den Blitz.
Wenn Makroaufnahmen mit kürzeren Brennweiten gemacht werden, sollte man die Verwendung eines Ringblitzes in Betracht ziehen. Das Canon Macro Ring Lite MR-14EX II zum Beispiel bietet vielseitige Ausleuchtungsmöglichkeiten bei Makroaufnahmen. Es ermöglicht, extrem nah an ein Motiv heranzugehen und sorgt gleichzeitig für eine gleichmässige Lichtverteilung, die harte Schatten vermeidet.
3. Verwendung des AI Servo Autofokus
Die Verwendung des AI Servo bedeutet für die Makrofotografie, dass die Kamera den Fokus automatisch anpasst und den Fokuspunkt im Bildausschnitt verfolgt, um alle Motiv- oder Kamerabewegungen zu berücksichtigen und das Motiv gestochen scharf zu halten. Der Autofokus mit Augenerkennung bei der Canon EOS R5 ist ein weiterer Grund, warum Tina darüber nachdenkt, die Kamera in ihre Ausrüstung aufzunehmen. „Der Autofokus mit Augenerkennung bei der EOS R5 bietet bei der Beauty- und Makrofotografie und bei Selbstporträts ganz neue Möglichkeiten“, sagt sie. „In einem Genre wie Beauty und besonders im Makrobereich ist es von grösster Wichtigkeit, dass wir die Bereiche der Schärfe in unseren Bildern sicher kontrollieren können und in der Lage sind, die Augen eines Motivs präzise abzubilden.“
Tina geht überlegt an jedes Bild heran und vermeidet den Modus Reihenaufnahmen, stattdessen verwendet sie den Einzelbildmodus. Für sie verdient jedes einzelne Foto die volle Aufmerksamkeit. „Ich mag es, jede Aufnahme sorgfältig zu optimieren, indem ich die Bildkomposition und -winkel anpasse – und wenn es wenige Millimeter sind“, erklärt sie. „Ich bearbeite, lenke und überdenke jedes Bild und finde es am angenehmsten und persönlichsten, jedes Bild einzeln so zu nehmen, wie es kommt.“
Tina Eisens Ausrüstung
Das Kit, das die Profis für ihre Fotos verwenden
Kameras
Canon EOS 5D Mark IV
Speziell für beste Leistung in jeder Situation konzipiert, ist die EOS 5D Mark IV eine erstklassig konstruierte Allround-Kamera, die in jeder Hinsicht überzeugt. „Ich verwende eine Canon EOS 5D Mark IV und für 95% meiner Arbeit ein Canon 100mm Makro-Objektiv“, sagt Tina.
Canon EOS R5
Nimm sensationelle 45-MP-Fotos mit bis zu 20 Bildern pro Sekunde oder kinoreife 12-Bit 8K-RAW-Videos über die gesamte Sensorbreite der Kamera auf.
Objektive
Canon EF 100mm f/2.8L Macro IS USM
Das Objektiv der L-Serie ermöglicht einen Abbildungsmassstab von 1:1. Das bedeutet, dass das Motiv in Lebensgrösse auf dem Kamerasensor abgebildet wird.
Canon EF 100mm f/2.8 Macro USM
Das EF 100mmm f/2.8 Macro USM ist sowohl im Bereich der Porträtfotografie, als auch für die Makrofotografie bis zum Abbildungsmassstab 1:1 die ideale Besetzung.
Canon RF 100mm F2.8 L Macro IS USM
Ein Makroobjektiv der L-Serie mit Hybrid IS, einer Lichtstärke von 1:2,8 und einem schnellen Dual Nano USM Autofokussystem.