Erinnern wir uns einmal an unser letztes Klassenzimmer. Der Raum war sicher mit Tischen gefüllt und der Lehrer stand an der Stirnseite, vielleicht mit einem Bildschirm oder einer interaktiven Tafel (oder einer Kreidetafel für diejenigen von uns, die alt genug sind, um sich daran zu erinnern). Wenn man für eine Vorführung oder einen Versuch näher zusammenrücken musste, konnte diese Raumaufteilung eine kleine Herausforderung darstellen.
Da gab es dann immer Gerangel. Alle wollten die bestmögliche Aussicht haben und ganz vorne dabei sein, wenn es eine Chance zum „Mitmachen“ gab. Dadurch war für die meisten Schüler:innen alles theoretisch und sie mussten sich damit begnügen, zuzusehen und mitzuschreiben. Natürlich ist das in vielen Fällen absolut in Ordnung. Es gibt aber Situationen, in denen es darauf ankommt, durch eigenes Tun zu lernen.
Für die Italian Society of Medical and Interventional Radiology (italienische Gesellschaft für Medizinische und interventionelle Radiologie – SIRM) wurde dies während der Pandemie deutlich: Radiolog:innen benötigten nach wie vor die aktuellste Ultraschallausbildung, konnten aber nicht mehr in grossen Gruppen unterrichtet werden. Es hat zwar einen unglaublichen pädagogischen Wert, die Studierenden direkt am Ultraschallgerät auszubilden, aber man musste entweder die Anzahl begrenzen oder mehr Geräte und klinische Ausbilder:innen bereitstellen. Beides keine optimale Lösung.
Alex Dell‘Era, Clinical & Technical Marketing Manager und Public Relations bei Canon Medical Systems Italy brachte diese Problemstellung jedoch auf eine grossartige Idee, die alles verändern sollte. „Wir lehren praktisch seit dem Mittelalter auf dieselbe Art und Weise“, erklärt er. „Wir erlernen physische Fertigkeiten immer noch anhand von Büchern, Aufzeichnungen oder PowerPoint-Präsentationen.“ Kolleg:innen bei Canon Italy machten Alex Dell‘Era mit dem Potenzial des EOS VR Systems bekannt, und sie begannen, die Möglichkeiten von Virtual Reality in der Radiologieausbildung zu erkunden.
Wie in so vielen anderen Branchen, ist die Geschwindigkeit, mit der neue Technologien in der Medizin und im Gesundheitswesen eingeführt werden, atemberaubend. Alex Dell‘Era setzte sich mit Professor Roberto Grassi, einem bedeutenden Radiologen und Präsidenten des SIRM, in Verbindung. Schnell wurde deutlich, dass auch er die Notwendigkeit sah, dass Fachkräfte im Gesundheitswesen mit den neuen Entwicklungen Schritt halten. Daher war es naheliegend, ihn und den klinischen Ausbilder Professor Vito Cantisani einzuladen, dieses ehrgeizige Projekt zu leiten: das Lernen in der Welt der Virtual Reality für Radiolog:innen.
„Wir begannen mit der Erstellung eines VR-Leitfadens für die Durchführung eines vollständigen Abdominal-Ultraschalls“, erklärt Alex Dell‘Era. „Und wir bemerkten schnell, wie einfach das Canon-VR-System zu bedienen ist. Darum haben wir beschlossen, den Einsatz weiter auszubauen. Am Ende haben wir fünf solche Leitfäden erstellt und die Nieren, die Leber, die Bauchspeicheldrüse und die Harnblase hinzugefügt.“ Die Schulungen wurden mit dem Canon Medical Aplio i800 Prism Edition-Ultraschallsystem durchgeführt und mit einer Canon EOS R5 C-Kamera und dem RF 5.2mm F2.8 L Dual Fisheye-Objektiv unter den wachsamen Augen der Professoren Grassi und Cantisani gefilmt.
Nach ihrer Fertigstellung wurden diese Leitfäden von verschiedenen Organisationen wie Universitäten, wissenschaftlichen Gesellschaften und sogar der italienischen Marine getestet. „Marinesoldat:innen durchlaufen eine harte Ausbildung. Dazu gehört auch die Durchführung eines Ultraschalls. Sie haben dabei nicht viel Zeit, um das zu erlernen“, fügt Alex Dell‘Era hinzu. Diese Schulungsform eröffnet nicht nur Militärmediziner:innen, sondern auch solchen, die in der Katastrophenhilfe und der humanitären Hilfe tätig sind, den Zugang zu einer Ausbildung ausserhalb eines Krankenhauses.
Wir waren dabei, einen VR-Leitfaden für die Durchführung eines vollständigen Abdominal-Ultraschalls zu erstellen und stellten schnell fest, wie einfach die Verwendung des Canon-VR-Systems ist.“
Technisch gesehen können die Studierenden jedes beliebige VR-Headset der Mittelklasse verwenden, um an der Schulung teilzunehmen. Damit tauchen sie dann in ein stereoskopisches 8K-Video mit einem Blickwinkel von 180° ein. Das führt zu einem wunderschönen, realen, weiten und klaren Sichtfeld mit dreidimensionaler Tiefe, und bietet dabei die getreue Erfahrung, sich in einem realen Diagnoseraum zu befinden. Die Studierenden lernen an der Seite erfahrener Operateur:innen, die sie bei der Durchführung einer Ultraschalluntersuchung genau beobachten können, und die ihnen in Einzelsitzungen genau zeigen, wie sie vorgehen müssen.
Es bedarf keiner grossen Vorstellungskraft, um zu erkennen, welche Möglichkeiten diese Art der Ausbildung in Zukunft bieten wird. Eine mögliche Anwendung wäre die Schaffung von Lerninhalten für komplexe und spezielle medizinische Geräte, die nicht so weit verbreitet sind, wie z.B. der Alphenix 4D CT. Bei diesem Gerät handelt sich um eine unglaubliche Lösung, die CT und Angiographie (eine Art Röntgenuntersuchung der Blutgefässe) kombiniert, so dass ein medizinisches Team Patient:innen in einem Raum diagnostizieren, behandeln und anschliessend untersuchen kann – sozusagen ein multimedialer Operationssaal. Mit VR könnte man diese Lösung im Rahmen der beruflichen Weiterbildung leicht einführen. So würden die Kompetenzen des medizinischen Fachpersonals erweitert und ihnen der Übergang von einem Krankenhaus zum anderen enorm erleichtert.
Die Fähigkeit, zwei Welten auf diese Weise zu verbinden, führt zu mehr Einfallsreichtum, Fantasie und der Art von Werten, die unsere Unternehmensphilosophie Kyosei – Zusammenleben und arbeiten für das Gemeinwohl – beschreibt. „Und das ist erst der Anfang“, fügt Alex Dell‘Era lächelnd hinzu. „Unsere Kreativität ist grenzenlos.“
Erfahren Sie mehr über das Canon EOS VR System.
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