Licht ist eine entscheidende Komponente der Fotografie, so dass Aufnahmen bei Nacht oder bei wenig Licht eine besondere Herausforderung darstellen. Allerdings bietet die Nachtfotografie auch jede Menge kreative Möglichkeiten. Dezent beleuchtete Porträts vor einem dunklen Hintergrund können eine magische Wirkung haben und gleichzeitig das Hauptmotiv in einer Szene wirksam isolieren. Nachtaktive Tiere geben der Wildlife-Fotografie einen ganz neuen Aspekt und nächtliche Stadtlandschaften erstrahlen in ihrer ganz eigenen Lichtstimmung.. Für eine wahrhaft majestätische Pracht richtest du die Kamera gen Himmel und fotografierst die Milchstrasse.
Die blaue Stunde der Dämmerung vor dem Sonnenaufgang oder nach dem Sonnenuntergang ist zum Fotografieren äusserst beliebt. Es gibt immer noch etwas natürliches Licht, um Details hervorzuheben, während die Lichter der Stadt die Szenen in ein warmes Licht tauchen. Das tiefe Blau des Himmels verleiht dem Ganzen noch einen dramatischen Touch. Allerdings kann die blaue Stunde je nach geografischer Breite deines Standorts und der Jahreszeit sehr kurz sein, und du hast vielleicht nur ein paar Minuten Zeit, um die optimalen Lichtverhältnisse auszunutzen. Am besten planst du im Voraus, indem du die Zeiten für Sonnenauf- und -untergang ermittelst und die Orte, an denen du fotografieren möchtest, im Voraus auskundschaftest.
Denke auch daran, dass du mit Frost und Tau zu kämpfen haben könntest, und rüste dich deshalb mit warmer, bzw. wasserfester Kleidung aus. Auch wenn viele Canon Kameras und Objektive mit umfassendem Witterungsschutz ausgestattet sind, so empfiehlt sich auch ein grosser Regenschirm, um dich und deine Ausrüstung trocken zu halten.
Die beste Einsteiger-Ausrüstung für Nacht- und Astro-Aufnahmen
Merkmale, die bei Nachtaufnahmen hilfreich sind
Spiegellose Kameras haben bei der Nachtfotografie einen deutlichen Vorteil gegenüber DSLRs. Ihr elektronischer Sucher passt die Anzeigehelligkeit automatisch an und zeigt das Bild mit allen Einstellungen zur Belichtung. Das bringt im wahrsten Sinne des Wortes Licht ins Dunkel, und du kannst eine Vorschau der Belichtung des resultierenden Bildes für jede beliebige Belichtungseinstellung sehen, noch bevor du auf den Auslöser drückst.
Es ist grossartig, nachts uneingeschränkt fotografieren zu können, ohne ein Stativ mitnehmen zu müssen. Kameras wie EOS R6 und EOS R7 bieten eine kamerainterne Bildstabilisierung (IBIS), die dich dabei unterstützt, Aufnahmen ohne Verwacklungsunschärfen zu machen. In Kombination mit dem optischen IS bestimmter Objektive wird sogar eine Bildstabilisierung von bis zu 8 Belichtungsstufen erreicht – perfekt für Aufnahmen aus der freien Hand mit längeren Belichtungszeiten.
Auch ein schneller und durchgängig präziser Autofokus ist ein enormer Vorteil. Das AF-System der EOS R6 arbeitet bei fast völliger Dunkelheit bis -6,5 LW (Lichtwert). Dies entspricht einer Landschaft, die nur von einem Viertelmond beleuchtet wird. Bei der EOS R7 sind das -5 LW und -4 LW bei der EOS R10, was in etwa der Halbmond- bzw. Dreiviertel-Mond-Beleuchtung entspricht.
Objektive mit einer hohen Lichtstärke lassen mehr Licht auf den Kamerasensor, so dass du auch in den dunklen Nächten fotografieren kannst, wobei ein Weitwinkelobjektiv dir auch die Möglichkeit zu längeren Belichtungszeiten bietet. Objektive mit optischem IS sind vorteilhaft, um bei Freihandaufnahmen Verwacklungsunschärfen zu vermeiden.
Astrofotografie
Für die Astrofotografie sind Vollformatkameras besser geeignet, als ihre APS-C-Format Gegenstücke, weil man den nächtlichen Himmel in seiner enormen Weite abbildet. Wenn du allerdings nur den Mond fotografieren willst, ist die Kombination einer APS-C-Kamera mit einem Teleobjektiv ideal, um so den Erdtrabanten detailreich abzubilden.
Die Canon EOS R6 ist besonders gut für Nachtaufnahmen geeignet. Die Kombination aus Vollformat-Bildsensor und moderaten 20,1 Megapixeln sorgt für vergleichsweise grosse Einzelpixel und hat damit ein grösseres Potenzial zur Erfassung von Licht. Das Ergebnis ist ein minimiertes Bildrauschen bei hohen ISO-Einstellungen, die sich nicht vermeiden lassen, wenn man bei wenig Licht mit kürzeren Belichtungszeiten arbeiten will. Der Standard-Empfindlichkeitsbereich reicht je nach Kamera von ISO 100 bis ISO 102.400.
Für die Astrofotografie wird in der Regel die manuelle Fokussierung bevorzugt. Die spiegellosen Kameras des Canon EOS R Systems bieten die Funktion „Fokus-Peaking“, die in der Sucheranzeige oder auf dem rückseitigen Display die Umrisse des fokussierten Bereichs farblich markiert.
Lichtstarke Objektive mit grosser Blendenöffnung sind vorzuziehen, um so viel Licht wie möglich hereinzulassen. Das Canon RF 16mm F2.8 STM Objektiv erfüllt beide Anforderungen und ermöglicht zudem die Astrofotografie mit den APS-C-Kameras EOS R7 und EOS R10, mit denen die effektive Brennweite von 25,6mm immer noch ein grosszügiges Sichtfeld bietet.
Das Canon RF 24mm F1.8 MACRO IS STM ist eine weitere hervorragende Option für die Aufnahme von Sternenspuren und Naturwundern wie den Nordlichtern. Die hohe Lichtstärke von 1:1,8 sowie die 9-Lamellen-Irisblende sorgen für hervorragende Low-Light-Eigenschaften und eine attraktive Hintergrundunschärfe.
Nachtporträts
Die Canon EOS R10 mit 24,2 MP und die EOS R7 mit 32,5 MP liefern eine beeindruckende Bildqualität für Nachtaufnahmen mit einer Standard-Empfindlichkeit von ISO 100 bis 32.000. Das gibt dir einen grossen Spielraum bei der Wahl ausreichend langer Belichtungszeiten für Nachtaufnahmen aus der freien Hand. Die Canon EOS RP ist ebenfalls eine nützliche Option. Sie verfügt über einen Vollformat-Bildsensor mit 26,2 Megapixeln und einen Empfindlichkeitsbereich, der bis zu ISO 40.000 reicht, so dass Aufnahmen ohne Blitz möglich sind und trotzdem Details und Farben erhalten bleiben.
Bei einer Vollformatkamera ist eine Brennweite von 85mm im Allgemeinen ideal für Porträtaufnahmen. Das Canon RF 85mm F2 MACRO IS STM Objektiv ermöglicht dir mit seiner hohen Lichtstärke, die Bewegung des Motiv selbst in dunklen Umgebungen mit einer kurzen Belichtungszeit einzufrieren. Dazu brauchst du die ISO-Einstellung deiner Kamera nicht allzu sehr zu erhöhen, so dass du eine optimale Bildqualität erhältst, die sich durch feine Details und minimiertes Bildrauschen auszeichnet.
Ein weiterer Vorteil der hohen Lichtstärke ist die Möglichkeit einer geringen Schärfentiefe, mit der du einen störenden Hintergrund in eine attraktive Unschärfe setzt, um das Hauptmotiv zu isolieren, und Stadtlichter oder Lichterketten in weiche Bokeh-Kreise verwandelst.
Bei der Canon Canon EOS R7 und der EOS R10 führt eine 50mm-Festbrennweite zu einer effektiven Brennweite von 80mm und hat damit ungefähr das selbe Bildfeld wie ein 85mm-Objektiv an einer Vollformatkamera. Das Canon RF 50mm F1.8 STM Objektiv mit seiner hohen Lichtstärke ist kompakt, leicht und bietet ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis, während das noch lichtstärkere RF 50mm F1.2 L USM das Objektiv der Wahl für Profis ist.
Nächtliche Stadtansichten
Wenn du nächtliche Stadtansichten aus der Hand fotografieren willst, ist die Bildstabilisierung für verwacklungsfreie Aufnahmen von Vorteil. Die EOS R7 bietet mit kompatiblen Objektiven eine Stabilisierung bis zu 7 Belichtungsstufen. Um Stadtansichten bei Nacht zu fotografieren, brauchst du allerdings ein Stativ oder eine geeignete stabile Unterlage, auf der du deine Kamera abstellen kannst. Ausserdem musst du eine lange Belichtungszeit oder sogar die Langzeitbelichtung wählen.
Wie bei der Astrofotografie ist ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv die beste Wahl, um ausgedehnte Stadtlandschaften und Nachtszenen ins Bild zu bekommen. Das Canon RF 16mm F2.8 STM und das Canon RF 24mm F1.8 MACRO IS STM sind zwei starke Optionen.
Die Möglichkeit, in eine Szene hinein oder herauszuzoomen wird besonders dann wichtig, wenn du dich z.B. in einer Stadt nicht selbst an die optimale Position bewegen kannst. Das Canon RF 24-105mm F4L IS USM Objektiv ist eine gute Wahl, vor allem, wenn du eine grössere Reichweite im Telebereich benötigst, um grössere Entfernungen zu überbrücken oder kleinere Bereiche einer Stadt- oder Nachtlandschaft scharf abzubilden.
Sich bewegende Motive bei Nacht fotografieren
Eine gute Telereichweite hilft dir beim Aufnahmen sich bewegender Motive wie z.B. nachtaktiver Tiere. Extender wie der Extender RF 1.4x oder der Extender RF 2x können ebenfalls sehr nützlich sein, um die Reichweite noch mehr zu erhöhen.
Bei geringeren Abständen zum Motiv erhältst du mit den Objektiven Canon RF 24-105mm F4 L IS USM oder RF 85mm F2 MACRO IS STM erstklassige Ergebnisse. Das ist besonders dann der Fall, wenn du mit einer Canon EOS R7 oder einer EOS R10 fotografierst, deren 1,6-fach Crop-Faktor die Telereichweite der Objektive auf 168mm bzw. 136mm verlängert.
Der vielseitige Weitwinkel- bis Telezoombereich des RF 24-105mm F4 L IS USM Objektivs eignet sich auch ideal für Aufnahmen von bewegtem Verkehr, um Lichtspuren mit Langzeitbelichtung zu erhalten. Wenn du ein einzelnes Fahrzeug fotografierst und den Blitz eines Canon Speedlite verwendest, um die Szene aufzuhellen, solltest du die Blitzsynchronisation auf den 2. Verschlussvorhang wählen. Dadurch scheinen sich die Lichtspuren hinter dem Fahrzeug zu erstrecken, anstatt vor dem Fahrzeug zu verlaufen. Während einer Langzeitbelichtung kannst du auch den Zoombereich des Objektivs durchlaufen (Zoom-Burst), um eine andere Art von Lichtspur mit der Drehung am Objektivring erzeugen.
Die neuesten spiegellosen Kameras von Canon und die dazugehörigen Objektive bieten dir jede Menge kreative Freiheit und Flexibilität, während die Bedienung nach wie vor ganz einfach bleibt. Nach Sonnenuntergang gibt es viel zu entdecken, und mit der richtigen Canon Ausrüstung, gepaart mit etwas Recherche, Geduld und Übung, gelingen dir garantiert grossartige Bilder.
Verfasser: Matthew Richards