Speisen haben die Kraft, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten zu vereinen, und Food-Fotos und Videos haben die Menschen schon immer begeistert – besonders seit dem Aufstieg von Social Media. Es ist jedoch gar nicht so einfach, Speisen in bewegten Bildern festzuhalten – das weiss Content Creator Jessica Marsden-Urquhart nur zu gut.
Auf ihrem Social-Media-Account Jessie Bakes Cakes, der mehr als 100.000 Follower hat, erstellt Jessie kurze Videos, die den kreativen Prozess und die stundenlange Arbeit bei der Herstellung von Speisen zeigen. Sie begann während des Lockdowns mit der Food-Fotografie. „Ich habe schon immer gerne gebacken, und ich erinnere mich, dass ich 2013 fürchterliche Fotos mit meinem Handy gemacht habe“, lacht Jessie. „Im Jahr 2020 habe ich dann angefangen, ernsthafter darüber nachzudenken, indem ich mich gefragt habe: ‚Was mache ich gerne?‘. Ich fing an, meine Rezepte zu verbessern, aber ich begann auch, mich mehr auf den Aspekt der Aufnahme selbst zu konzentrieren.“
Hier beschreibt Jessie ihren Weg von der Food-Fotografie zum Video und verrät praktische Tipps und Tricks für alle, die darüber nachdenken, ebenfalls Videos von Speisen aufzunehmen.
VIDEOS
Food in Bewegung: Der Einstieg in das Aufnehmen von Food-Videos
Der Übergang von der Food-Fotografie zu Video
Man muss nicht unbedingt ein Video machen, um bei der Aufnahme von Speisen Bewegung auszudrücken. Das Fotografieren von Zimtschnecken, die mit Frischkäseglasur überzogen sind, reicht aus, um die Wahrnehmung des Betrachters zu verändern. Die Umstellung auf Video verleiht den Inhalten jedoch eine ganz neue Dimension. Der Genuss von Speisen wird in hohem Masse davon beeinflusst, wie sie aussehen, und das Aufzeigen von Textur und Grösse ist mit Videos viel einfacher. Im Grunde sehen wir uns gerne Bilder von Speisen an, weil wir sie essen wollen, und Videos machen uns noch mehr Lust darauf.
Auch für Content Creator ist es wichtig, sich an die veränderte Landschaft von Social Media anzupassen. „Tatsächlich hat mich die Veränderung des Trends zum Wechsel von Foto- zu Videoaufnahmen bewegt“, sagt Jessie. „Ich wusste, dass ich lernen musste, wie man Videos einsetzt, um meine Karriere und mein Geschäft voranzubringen.“
Mit der richtigen Ausrüstung wird die Speise zum Star
Die Ausrüstung, die du für Food-Videos verwendest, hat einen grossen Einfluss auf deine Arbeit – du musst aber nicht Unmengen von Geld ausgeben, um grossartige Ergebnisse zu erzielen. Jessie ist der Meinung, dass die Auswahl des Objektivs wichtiger ist als die der Kamera, und empfiehlt ein 50mm-Objektiv mit hoher Lichtstärke wie das Canon RF 50mm F1.8 STM. „Das gibt mir die Auflösung und Qualität, die ich brauche“, sagt sie. Die geringe Schärfentiefe hebt die Speisen hervor und sorgt dafür, dass sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen.
Jessie hat bei diesem Shooting auch das Canon RF 100mm F2.8 L MACRO IS USM Objektiv eingesetzt und meint, sie habe sich sofort in dieses Objektiv verliebt. „Es ist ideal, um nah an die Speise heranzukommen, und die Schärfe der Aufnahmen ist erstaunlich“, sagt sie. „Ich verwende es gerne, um die köstlichen Texturen eines Backwerks zu zeigen. Mit dem AF/MF Schalter kann ich ganz einfach zwischen manuellem Fokus, wenn ich das Motiv scharfstellen möchte, und Autofokus, wenn ich Bewegungen in einer Szene verfolgen möchte, wechseln.“ Ausserdem kann Jessie durch die Verwendung einer grossen Blendenöffnung die Speise hervorheben und einen verträumten, verschwommenen Hintergrund erzeugen. Zur Kompensation von Verwacklungsunschärfen bietet das Objektiv einen optischen Bildstabilisator für bis zu 5,5 Belichtungsstufen, der mit einer kamerainternen Bildstabilisierung (IBIS) wie bei der Canon EOS R6 Mark II auf bis zu 8 Stufen erweitert wird. Zwei Nano USM-Motoren sorgen ausserdem für einen präzisen und schnellen Autofokus, der nahezu geräuschlos arbeitet, so dass die Objektivgeräusche deine Videoaufnahme nicht beeinträchtigen.
Das vielseitige Canon RF 24-105mm F4-7.1 IS STM ist eine kompaktere und leichtere Option. „Der grosse Brennweitenbereich ermöglicht es mir, das gesamte Motiv mit einer längeren Brennweite ins Bild zu bekommen. Für Nahaufnahmen von Details kann ich ohne das Objektiv zu wechseln oder das Stativ bewegen zu müssen heranzoomen, und die Auflösung bleibt erhalten“, sagt Jessie. „Ausserdem reagiert es schnell auf Bewegungen und fokussiert das Motiv, ohne dabei Geräusche zu verursachen – perfekt für Videoaufnahmen mit Ton.“ Dieses Objektiv verfügt über einen optischen 5-Stufen-IS. Wenn du das Objektiv bei aktiviertem IS schwenkst, schaltet es automatisch von Standard IS auf Panning IS um. So kannst du die Videos auch aus der freien Hand aufnehmen und die Kamera bewegen, um jedes Detail zu erfassen.
Was ihre Kamera betrifft, so verwendete Jessie bis Anfang 2023 eine APS-C-DSLR, bevor sie auf die spiegellose Canon EOS R8 umstieg. „Ich verwende künstliches Licht, also muss man das in der Kamera entsprechend einstellen, sonst bekommt man einen Grün- oder Rosastich“, sagt sie. „Das ist bei Lebensmitteln besonders wichtig, denn man will ja nicht, dass weisse Sahne gelb aussieht. Die EOS R8 hat mir dabei sehr geholfen, denn sie ermöglicht mir, einen benutzerdefinierten Weissabgleich zu definieren, mit dem ich genau die Farben erhalte, die mir vorschweben.“
Die EOS R8 ist besonders gut für Videos geeignet, da sie 4K-Aufnahmen mit bis zu 60p aus Oversampling der 6K-Sensordaten aufnimmt. Das führt im Vergleich zu nativen 4K-Aufnahmen zu einer höheren Qualität der 4K-Videos Ausserdem musst du dir keine Sorgen machen, dass du eine Sequenz verpasst, denn die EOS R8 verfügt über eine Pre-Recording-Funktion, die bereits 3-5 Sekunden Filmmaterial aufnimmt, bevor du die Aufnahmetaste ganz drückst.
Den Workflow bei Food-Videoaufnahmen optimieren
Es ist wichtig, eine Lösung zu finden, die für dich geeignet ist. Wenn man die Rezepte zum Backen oder Kochen selbst entwickelt und dann auch noch aufnimmt, kann das eine Herausforderung sein und viel Zeit in Anspruch nehmen, weshalb Jessie ständig mehrere Dinge parallel macht. „Wenn ich ein Rezept entwickle, denke ich bereits darüber nach, wie ich es in einem Video umsetzen werde“, sagt sie. „Wenn ich zum Beispiel ein Brownie-Rezept schreibe, denke ich: ‚Hier kommen die Schokoladensplitter rein, das ist ein gutes Motiv‘. Du wirst wahrscheinlich bis zu 30 Minuten Videomaterial aufnehmen, das du später auf ca. 30 Sekunden zusammen schneidest. Darum ist es sinnvoll, die wichtigsten Momente zu notieren.“
Jessies Inhalte sind in erster Linie auf Social Media ausgerichtet. Darum werden sie im Hochformat aufgenommen, damit sie auf einem Smartphone betrachtet werden können. Sie ist der Meinung, dass es sinnvoll ist, sie auch auf dem Handy zu bearbeiten. „Ich verwende keine ausgefallene Fotobearbeitungssoftware“, erklärt sie. „Ich übertrage meine Videos mit der Canon Camera Connect App auf mein Handy und bearbeite sie dort. Es gibt viele kostenlose Apps, die man dafür verwenden kann. Du brauchst kein Geld für ein grosses Abonnement auszugeben.
Sie verwendet auch die Canon EOS Utility Software, um auf ihrem Laptop in Echtzeit zu sehen, was die Kamera sieht. „Das Kamerabild auf einem viel grösseren Bildschirm zu sehen, ist wirklich hilfreich. Nicht nur beim Einrichten der Szene, sondern auch während der Aufnahme meiner bewegten Food-Videos“, sagt Jessie. „Ich verwende die Gitteranzeige in der Software, um die genaue Platzierung von Objekten in der Szene zu erleichtern. Ausserdem habe ich die volle Kontrolle über die Farbtemperatur, was bei der Verwendung von Kunstlicht wichtig ist, um die optimale Farbgenauigkeit zu erzielen.“
Sowohl die EOS R8 als auch die EOS R50 haben eine Funktion zur Anzeige von Seitenverhältnis-Markern, so dass du die Bildkomposition genau an die Social Media Plattform anpassen kannst, auf der du das Video veröffentlichen willst. Das gesamte Bild ist zwar noch sichtbar, aber die Hilfslinien zeigen an, wo es später zugeschnitten wird.
Beste Einstellungen und Techniken für Food-Videos
Jessie sagt, dass einer der häufigsten Fehler bei Videoaufnahmen darin besteht, nicht zu wissen, wann man zwischen dem manuellen und dem AF-Modus umschalten sollte. „Wenn du z.B. etwas aus dem Bild nimmst und möchtest, dass der Fokus auf das dahinter liegende Objekt gelenkt wird, verwendest du den Autofokus“, erklärt sie. „Meistens nehme ich jedoch im manuellen Modus auf, um das Umspringen des Fokus zu vermeiden, da es ablenkend wirkt.“
Es ist auch wichtig, bei der Aufnahme eines Kochvideos mit verschiedenen Blickwinkeln zu experimentieren. „Ein Flatlay, also eine Aufnahme von oben nach unten, eignet sich zum Beispiel perfekt für eine Aufnahme, bei der Kuchenteig in einer Schüssel angerührt wird, weil man so die Bewegung veranschaulichen und den Betrachter gut einbeziehen kann“, sagt sie. „Der Wechsel zwischen Nah- und Weitwinkelaufnahmen ist ebenfalls nützlich, da man so die unterschiedlichen Texturen der Lebensmittel oder ihre Grösse zeigen kann.“
Auch wenn du viele der Videos in Echtzeit streamst, hat das Experimentieren mit einer Verlangsamung oder Beschleunigung einen grossen Einfluss auf das Endergebnis. Bei der Bearbeitung kannst du sogar bestimmte Abschnitte deines Social Media Posts beschleunigen und andere verlangsamen. „Man kann eine Aufnahme in Zeitlupe machen und sie als Eröffnung verwenden, denn in Zeitlupe sieht alles luxuriös aus“, sagt Jessie. Im Gegensatz dazu sagt sie, dass „das Beschleunigen von Videos ihnen eine Menge Energie verleiht“. Bei zeitlich begrenzten Beiträgen trägt die Beschleunigung des Videos auch dazu bei, mehr Inhalte in einer kürzeren Zeitspanne unterzubringen: „Zeitraffer ist auch praktisch, wenn man eine Aufnahme in ein Zeitfenster von fünf oder zehn Sekunden einpassen muss“, sagt Jessie.
Lasse Trends für dich arbeiten – und vertraue deinem Instinkt
Die Trends verändern sich auf Social Media ständig. In der einen Woche sind die Menschen besessen von Videos von Bananenbrot, in der nächsten von Fondant und Zuckerguss. Das kann für die Content Creator eine echte Herausforderung sein. „Trends kommen und gehen“, sagt Jessie. „Es geht darum, das zu nehmen, was einem an diesem Trend gefällt, und zu denken: ‚Wie kann ich das in meine eigene Arbeit einbringen?‘ und nicht: ‚Ich muss das Gleiche machen‘.“
Jessie betont auch, wie wichtig es ist, den eigenen Stil und Ansatz bei der Aufnahme von Food-Videos zu bewahren. „Das ist es, was die Marken oder Kunden, mit denen du zusammenarbeitest, mögen: Sie haben dich wegen deiner Individualität ausgewählt“, erklärt sie. „Man fühlt sich leicht von Leuten mit mehr Followern eingeschüchtert, aber der Versuch, ihnen und ihren Zahlen nachzueifern, ist nicht der Weg zum Erfolg. Konzentriere dich darauf, warum du das tust, was du tust. Tue das, wofür du dich begeisterst, denn diese Leidenschaft wird sich in deiner Arbeit widerspiegeln. Als ich meinen ersten Kunden gewann, hatte ich nur 2.000 Follower – man braucht also gar kein grosses Publikum. Man kann auch mit weniger Followern ein florierendes Unternehmen führen.
„Es ist aber immer in Ordnung, sich selbst in Frage zu stellen“, fährt sie fort. „Es gibt so viele Inspirationen da draussen, und wenn man versucht, etwas zu kopieren, denkt man vielleicht: ‚Das passt nicht ganz zu meinem Stil‘ oder ‚Gefällt mir das wirklich?‘. Verlasse dich einfach auf dein Bauchgefühl. In den meisten Fällen zahlt sich das aus.“
Wenn du also das nächste Mal einen Kuchen backst oder ein Abendessen zubereitest, experimentiere doch einfach mit den Videofunktionen deiner Kamera und den Tipps in diesem Artikel, um zu sehen, was du erreichen kannst.
Geschrieben von Nikita Achanta
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