Jeder hat eine Geschichte zu erzählen – und was wäre dazu besser geeignet, als eine hochwertige Videodokumentation, die mit einer Canon EOS Kamera aufgenommen wurde? Der Canon Ambassador und preisgekrönte Filmemacher und Fotograf Joel Santos entdeckt mit Leidenschaft faszinierende Geschichten und erweckt sie auf dem Bildschirm zum Leben. Er hat mehr als 50 Fernsehdokumentationen gedreht und produziert – sowohl in seinem Heimatland Portugal als auch auf der ganzen Welt. Hier verrät er seine besten Tipps für alle Video-Begeisterten, die ihre eigenen Dokumentarfilme drehen wollen.
Dokumentaraufnahmen: eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zu professionellen Dokumentaraufnahmen
1. Finde deine Story
Der einfachste Weg, mit der Erstellung von Dokumentarfilmen zu beginnen, besteht darin, eine Geschichte zu erzählen, die einem nahe geht und am Herzen liegt. Joel schlägt vor, mit Menschen aus dem weiteren Familienkreis zu sprechen und sie nach ihrer Vergangenheit zu befragen. „Wenn es sich um eine ältere Person handelt, kannst du sie fragen wie ihr Leben aussah, als sie in deinem Alter war, oder du fragst sie nach einem Abenteuer, das sie erlebt hat“, sagt er. „Es könnte auch jemand sein, der in einem anderen städtischen oder ländlichen Umfeld lebt als du selbst.“ Angesichts der Tatsache, dass sich das Leben der meisten von uns im letzten Jahr so sehr verändert hat, könnte das eine ergreifende Geschichte sein.
„Du musst etwas finden, das deine Neugierde weckt und dich dazu bringt, mehr herausfinden zu wollen. Wenn das passiert, gibt es eine Geschichte zu erzählen. Mir gefällt die Idee, Dokumentarfilme zu erstellen, die auf den Erfahrungen von Freunden und Familienmitgliedern basieren. Manche Leute sagen, dass Dokumentarfilme nicht persönlich sein sollten, aber ich sage: Warum denn nicht? Wenn du eine starke Meinung zu einem Thema hast, das dich wirklich berührt, kannst du auch einen Dokumentarfilm darüber drehen.“
2. Der Standort ist entscheidend
Drehort und Beleuchtung sind die Eckpfeiler eines jeden Dokumentarfilms, aber man braucht keinen exotischen Ort, um eine Geschichte zu erzählen. „Es geht nicht darum, eine malerische Kulisse zu haben, denn jede Geschichte ist grundlegend mit dem Ort verbunden, an dem sie spielt“, erklärt Joel. „Bei einem Dokumentarfilm ist es viel wichtiger, den Schauplätzen der Geschichte treu zu bleiben – egal ob es sich um die Wohnung einer Person oder ein Bürogebäude handelt.
Genau wie bei der Fotografie muss man beim Filmen darauf achten, wo alles in der Szene positioniert ist“, fügt er hinzu. „Stimmen die Farben? Ist da ein Telegrafenmast, der wirkt, als käme er aus dem Kopf von jemandem? Auch wenn du bei Dokumentarfilmen die Geschichte nicht aktiv inszenierst, musst du in der Lage sein, die Bildkomposition der Aufnahmen bestmöglich zu gestalten. Erzielen alle Elemente der Aufnahme zusammen den richtigen Effekt?“
Für Joel ist das Licht der wichtigste Aspekt, auf den man bei Videoaufnahmen genauso achten muss wie bei Fotos. „Es ist in erster Linie das Licht, das ein Motiv, den Standort und alles, was daraus entsteht, prägt. Alles fliesst in das magische Bildrechteck, das die Zuschauer anzieht und sie dazu bringt, es sich ansehen zu wollen.“
Aber denke daran, dass man überall lebendige Bilder darstellen kann – wo auch immer du bist und was auch immer dir zur Verfügung steht. So kann man auch natürliches Licht so verwenden, dass es ein Motiv von hinten beleuchtet oder tiefe Schatten erzeugt, die das Bild noch geheimnisvoller machen.
3. Den Handlungsstrang visualisieren
Der Schlüssel zu einer effektiven Erzählung liegt darin, immer zu bedenken, wie die einzelnen Aufnahmen später zusammen wirken werden. Das ist etwas, das man gut üben kann, auch wenn man gerade erst damit beginnt, zuhause Dokumentarfilme zu drehen. „Man braucht zunächst eine Einleitungsaufnahme, die zeigt, wo die Handlung spielen wird“, sagt Joel. „Dann muss man das Motiv präsentieren – das Gesicht, den Körper, komplett oder einen Teil davon, die Person im Kontext ihrer Umgebung, dann die Aktion und Reaktion mit Armen und Gesten. Überlege dir während der Dreharbeiten, wie die verschiedenen Szenen ineinander übergehen, wenn du später alles zusammen schneidest. Ausserdem muss man die Kontinuität im Auge behalten – es kann passieren, dass man zwar verschiedene Aufnahmen macht, diese aber im Dokumentarfilm direkt nacheinander folgen.“
„Jede gute Geschichte braucht einen Höhepunkt. Ein Dokumentarfilm ist am besten, wenn er mit einer Lösung endet, die dem Zuschauer das Gefühl gibt, belohnt zu werden. Das ist etwas ganz anderes als Videos für Instagram zu machen. Du machst keinen Dokumentarfilm, um „Likes“ zu bekommen. Man muss dem journalistischen Geist folgen und dem Thema und dem Ort treu bleiben.“
4. Etwas Einzigartiges schaffen
Joel ist der Meinung, dass man als Dokumentarfilmer am Anfang so originell wie möglich sein muss. „Selbst wenn eine Geschichte an sich nicht besonders originell ist, sollte die Art und Weise, wie man sie darstellt, einzigartig sein. Konzentriere dich darauf und sei einfach du selbst, anstatt zu versuchen, den Stil eines anderen nachzuahmen.
„Eingehende Recherchen machen sich bezahlt. Gibt es etwas Besonderes an der Person, die du filmst? Es ist diese Art von Elementen, die einen herausragenden Dokumentarfilm ausmachen. Der Schlüssel dazu ist, offen zu sein, sich auf das Thema einzulassen und herauszufinden, was an ihm so faszinierend ist.“
5. Das bewegte Leben
Joel findet auch, dass Bewegungen ein wichtiges Instrument sind. „Wenn die Szene völlig statisch und ganz ohne Bewegung ist, wird der Betrachter schnell das Interesse verlieren. Du musst ein Gefühl von Fortschritt vermitteln, das Gefühl, dass die Zeit läuft und es weiter geht.
„Es lohnt sich, mit Ecken und Kanten zu spielen. Lass dich von deiner Vorstellungskraft leiten. Bleibe nicht an einer Stelle hängen, sondern bewege dich während der Aufnahmen frei“, fährt er fort. „Wenn zwei Personen in einer Szene zu sehen sind, kann ein Wechsel der Aufnahmeposition helfen, die Aktion und die Reaktion einzufangen und die Unterschiede in der Perspektive zu verstärken. Die meisten neueren Canon Kameras verfügen über eine hochwirksame elektronische Bildstabilisierung für Videoaufnahmen, so dass du kein Stativ benötigst, um störende Kamerawackler zu vermeiden.
Canon EOS R5 und EOS R6 bieten eine Bildstabilisierung über den Kamerasensor, die jede Verwacklung kameraintern kompensiert. Zoomobjektive sind ebenfalls ein leistungsfähiges Werkzeug, um die Brennweite während der Aufnahme zu verändern, ebenso wie Objektive mit integriertem IS und einem STM, der während der Videoaufnahme nahezu geräuschlos fokussiert.
„Der häufige Wechsel der Aufnahmeposition kann ein Gefühl für den Rhythmus der Aufnahme vermitteln“, fügt Joel hinzu. „Ohne die Veränderung des Blickwinkels ist ein Dokumentarfilm weniger wirkungsvoll. Filmen ist wie kochen – manchmal muss man etwas Neues ausprobieren.“
6. Die Möglichkeiten der Canon Kamera voll ausnutzen
„Canon Kameras wie meine Canon EOS R5, aber auch günstigere Modelle wie die Canon EOS M50 Mark II, die Canon EOS 850D und die Canon EOS RP, verfügen über den Dual Pixel CMOS AF, der ideal für Videoaufnahmen ist und einen fliessenden Übergang von einem Bildbereich zum anderen ermöglicht. Ausserdem bieten sie den Movie Servo AF, der sich bewegende Motive im Bild kontinuierlich verfolgen kann.“
Joel betont jedoch, dass jede Technik, die du verwendest, deine Geschichte verbessern sollte. „Wende niemals eine Technik nur um ihrer selbst willen an. Wenn du die Aufmerksamkeit des Betrachters auf eine bestimmte Sache lenken willst, ist der Fokus einer der wichtigsten Elemente. Bei einem Fischer z.B. kannst du dich auf einen Fisch im Netz konzentrieren und dann den Fokuspunkt auf das Gesicht des Fischers verlagern, um seine Reaktion zu zeigen.“
Für den Anfang empfiehlt Joel, den Einsatz der Blende zu verstehen, um verschiedene filmische Effekte zu erzielen. „Neben Licht und Belichtung, steuert die Blende auch die Schärfentiefe. Grosse Blendenöffnungen [niedrige Blendenzahlen] können dazu beitragen, die Aufmerksamkeit mehr auf das Motiv zu lenken, indem sie den Hintergrund unscharf werden lassen“, erklärt er. „Kleine Blendenöffnungen geben dir eine grosse Schärfentiefe, mit der du nahe und ferne Objekte gleich scharf abbilden kannst.
„Bei der Ermittlung der optimalen Belichtungszeit, ist das Ideal normalerweise der Kehrwert der doppelten Bildrate. Wenn du also mit 25 Bildern pro Sekunde filmst, empfiehlt sich eine Belichtungszeit von 1/50 Sekunde. Wenn du eine kürzere Belichtungszeit verwendest, erscheinen sich bewegende Objekte eher unruhig, als dass sie sich flüssig bewegen. Wenn du bei sehr hellem Licht filmst, musst du einen ND-Filter (Neutralfilter) einsetzen, um eine eine ausreichend lange Belichtungszeit mit der gewünschten Blende wählen zu können. Bei wenig Licht kann eine längere Belichtungszeit sinnvoll sein, da sie die Bewegungsunschärfe verstärkt und eine hohe ISO-Einstellung vermeidet, welche die Bildqualität beeinträchtigen kann.“
Joels Techniken in Aktion
- Eine phantasievolle Eröffnungssequenz zieht die Aufmerksamkeit auf sich und verankert deinen Dokumentarfilm an seinem Standort. Hier montiert Joel eine Kamera auf der Motorhaube seines Autos und nutzt die kostenlose Canon Camera Connect App auf seinem Smartphone als Fernsteuerung, um den Blick des Betrachters in der Szene zu führen. Der nächste Schritt besteht darin, die Schlüsselperson, die Gegenstand des Films ist, vorzustellen und sie an den Drehort zu bringen.
- Wenn du Menschen in Bewegung filmst, sorgt der Autofokus mit Gesichtserkennung dafür, dass die Gesichter auch während dieser Bewegung scharf bleiben und stellt sicher, dass sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Mit einer relativ hohen Servo-AF-Geschwindigkeit kannst du mit der Bewegung Schritt halten. Das Gegenteil ist der Fall, wenn du den Fokuspunkt von einem Bereich einer Szene auf einen anderen verlagern willst, was durch die Verwendung einer geringen Schärfentiefe, also eine attraktive Hintergrundunschärfe, hervorgehoben werden kann. Dabei solltest du eine langsamere Servo-AF-Geschwindigkeit einsetzen, um einen sanften Übergang zu schaffen.
- Du solltest nicht davon ausgehen, dass bei einer Videoaufnahme automatisch Bewegung in der Aufnahme ist. Um das Interesse des Betrachters bei statischen Objekten aufrechtzuerhalten, solltest du die Bewegung durch Schwenken oder Neigen der Kamera generieren. Du kannst sogar Neigen und Schwenken kombinieren, um einen interessanten Rotationseffekt zu erzielen.
- In kontrastreichen Szenen besteht die Gefahr, dass helle Lichter zu Weiss verwaschen werden und dunkle Schatten zu Schwarz abfallen. Verwende die Canon HDR-Aufnahmeoption (High Dynamic Range) für eine ausgewogenere Gesamtbelichtung, bei der die Spitzlichter zurückgedrängt und die Schatten aufgehellt werden. Ein weiterer guter Trick ist die Verwendung eines Zirkularpolfilters. Dieser kann unerwünschte Reflexionen vermeiden und die Farben verstärken, während die Verringerung der Lichtdurchlässigkeit durch den Filter die Verwendung grösserer Blendenöffnungen ermöglicht und die Notwendigkeit für kürzere Belichtungszeiten reduziert.
- Und schliesslich: Beschränke dich nicht auf „sprechende Köpfe“. Wie jeder andere Film sollte auch ein guter Dokumentarfilm Tempo und Rhythmus haben. Verändere deine Position, um aus verschiedenen Blickwinkeln zu filmen und nutze den Canon Movie Digital IS, um Verwacklungen bei Aufnahmen aus der freien Hand zu minimieren. Das gibt dir die Freiheit, dich beim Filmen zu bewegen, anstatt an einer Position zu verharren. Und es bleibt nicht bei den Aufnahmen – ein kreativer Schnitt und die Art und Weise, wie du die Einzelsequenzen zusammenfügst, können eine zusätzliche Ebene von Dramatik und Interesse schaffen.
Behalte diese Tipps im Hinterkopf, wenn du das nächste Mal eine fesselnde Geschichte mit deiner Kamera erzählen willst, und du wirst im Handumdrehen ein Meister des Dokumentarfilms sein.
*Nur in ausgewählten Sprachen verfügbar.
Verfasser: Matthew Richards
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