KAMERAFUNKTIONEN

Kamerainterne Objektivkorrekturen

Erfahre mehr über kamerainterne Objektivkorrekturen. Erfahre, wie dadurch deine aufgenommenen Bilder angepasst und die Objektivleistung maximiert werden kann.

Mithilfe digitaler Technologien kannst du Bilder direkt in der Kamera bearbeiten oder sie nach der Aufnahme am Computer bearbeiten. Das kann sich unter anderem bei der Korrektur von Defiziten und Eigenheiten der optischen Leistung als nützlich erweisen.

Bei der Entwicklung von Objektiven bestimmen die optische Physik, der Preis des Objektivs und die Aufwendungen zur Herstellung, was möglich ist. Es ist grundsätzlich nicht möglich, das perfekte Objektiv zu entwickeln – basierend auf dem Design wird jedes Objektiv grössere oder kleinere optische Unregelmässigkeiten aufweisen. Normalerweise handelt es sich dabei um Vignettierung, bei der die Ecken des Bildes aufgrund eines Lichtabfalls etwas dunkler als die Mitte sind, um chromatische Aberrationen oder um Farbsäume an kontrastreichen Kanten, wobei das Objektiv unterschiedliche Farben oder Wellenlängen des Lichts nicht gleich fokussiert.

Allerdings hat jedes Objektivdesign seine ganz eigenen Eigenarten und Fehler. Durch das Erfassen der Leistung jeder konkreten Kamera und jedes Objektivs bei verschiedenen Brennweiten, Fokusentfernungen und Blenden können diese Unregelmässigkeiten ausgeglichen werden und die Objektivleistung wird nahezu perfekt.

Diese Korrekturen wurden erstmals im Rahmen der Digital Photo Professional (DPP) Software von Canon zur Verfügung gestellt. Durch die zunehmende Verarbeitungsleistung von Kameras können Korrekturen direkt in der Kamera bei der Aufnahmen der Bilder gemacht werden, wenn du JPEG-Aufnahmen machst oder während der kamerainternen RAW-Verarbeitung, wenn du RAW-Aufnahmen machst. Du musst einfach nur jede Korrektur im Kameramenü „Objektivabweichungskorrektur“ aktivieren.

Gestapelte Steine, die in der Nähe des Meeres aufeinandergeschichtet wurden. In den Ecken des Bildes gibt es eine dunkle Vignettierung und eine leichte tonnenförmige Verzeichnung.

Dieses Bild, das mit einem Canon EF 17-40mm f/4L USM Objektiv mit 19 mm aufgenommen wurde, weist Aberrationen auf, die typisch für Weitwinkelobjektive sind, insbesondere die Vignettierung in den Ecken des Bildes und einige leichte tonnenförmige Verzeichnungen.

Dasselbe Bild gestapelter Steine ohne Vignettierung und tonnenförmige Verzeichnung.

Indem du die Vignettierungskorrektur und die Korrektur der Verzeichnung direkt in der Kamera oder in DPP anwendest, kannst du solche Probleme beheben. Wenn du RAW-Aufnahmen machst, kannst du in der Postproduktion in DPP stärkere Korrekturen vornehmen.

Vignettierungskorrektur

2008 führten die EOS 5D Mark II und die EOS 50D die Vignettierungskorrektur ein. Sie passt die Bilder bei der Aufnahme an, um Vignettierung oder Randabschattungen auszugleichen, indem die Helligkeit in der gesamten Szene gleichmässiger gemacht wird.
Diese Korrektur wurde entwickelt, damit sie mit Canon-Objektiven funktioniert. Wenn du ein nicht von Canon stammendes Objektiv verwendest, kann das zu unerwünschten Artefakten führen. In diesem Fall ist es am besten, wenn du die „Vignettierungskorrektur“ deaktivierst.

Korrektur der chromatischen Aberration

2012 haben die EOS-1D X und die EOS 5D Mark III die chromatische Aberrationskorrektur eingeführt, um Farbsäume und Halo-Effekte an kontrastreichen Kanten zu entfernen. Sie verbessert die allgemeine Bildqualität und maximiert die Leistung von Canon Objektiven.

Kontrastreiche Kanten mit magentafarbenen Farbsäumen gegen den blauen Himmel und dasselbe Bild ohne die Farbsäume.

Chromatische Aberrationen machen sich als Farbsäume oder als Halo-Effekt an kontrastreichen Kanten (links) bemerkbar. Mit der Funktion zur Korrektur der chromatischen Aberration kann dieser Bildfehler wirksam behoben werden (rechts).

Ein Foto einer Steinmauer mit einigen tonnenförmigen Verzeichnungen und die Korrektur des Fehlers.

Objektivverzeichnungen können besonders in Aufnahmen von künstlichen Strukturen mit regelmässigen oder geometrischen Mustern, wie Steinmauern, sehr auffällig sein. Selbst wenn die Verzeichnungen nur gering sind, fällt dem Auge auf, dass etwas nicht stimmt. Deshalb lohnt es sich, diese zu korrigieren.

Beugungskorrektur

Bei der Beugung handelt es sich um das Brechen des Lichtpfades, wenn dieser durch das Objektiv kommt. Dies ist bei einer kleinen Blendenöffnung ein Problem, da ein Grossteil des Lichts gebeugt wird (anders als bei Aufnahmen mit grosser Blendenöffnung), was zu einer geringeren Bildschärfe führt. Das ist frustrierend, da man sich normalerweise für eine kleine Blendenöffnung entscheidet, um die Schärfentiefe zu erweitern und die maximale Schärfe im gesamten Bild zu erzielen. Komischerweise wird durch die Beugung jedoch die Schärfe reduziert. Bei der Landschaftsfotografie muss man oft einen Kompromiss zwischen diesen beiden im Konflikt stehenden optischen Phänomenen finden.

2016 führte die EOS-1D X Mark II die Beugungskorrektur ein, durch die der Schärfenverlust bei einer kleinen Blendenöffnung ausgeglichen wird. Sie gleicht auch den kleinen Verlust in Bezug auf die Auflösung aus, der als Folge eines Tiefpassfilters im Sensor auftreten kann. Ein Tiefpassfilter ist wichtig, um Moirè-Störungen in Bildern mit feinen wiederkehrenden Mustern zu vermeiden.

Ein Bild einer traditionellen Kirche mit Wolkenkratzern, die im Hintergrund in den Himmel ragen.

Wenn du Bilder im JPEG-Format mit einer Kamera aufnimmst, die über die Funktion zur digitalen Objektivoptimierung verfügt, kann die Kamera Bildkorrekturen vornehmen, die andernfalls nur in der Postproduktion oder im Rahmen der kamerainternen RAW-Bildbearbeitung zur Verfügung stehen.

Dasselbe Bild einer Kirche vor Wolkenkratzern, wobei die Verzeichnungen mithilfe der digitalen Objektivoptimierung korrigiert wurden.

Die kamerainterne digitale Objektivoptimierung unterstützt die präzise Korrektur einer Vielzahl an Verzeichnungen, einschliesslich Fehlern, die nicht vom Objektiv sondern von anderen optischen Faktoren, darunter Tiefpassfilter und Primärfarbfilter der Kamera, herrühren.

Objektivkorrekturdaten

Anfangs wurden Verzeichnungskorrekturdaten für einige Objektive auf der Kamera gespeichert und wenn man andere Objektive verwenden wollte, mussten die optischen Korrekturdaten für diese Objektive über die EOS Utility Software heruntergeladen und auf der Kamera registriert werden. Seit der Einführung der EOS 5DS und des EF 11-24 mm f/4L UMS-Objektivs im Jahr 2015 werden diese Daten jedoch im Objektiv selbst gespeichert. Das bedeutet, dass die Kamera auf die Objektivdaten zugreifen kann und diese bei der kamerainternen Verarbeitung von JPEGs anwenden kann. Wenn du jedoch RAW-Aufnahmen machst, musst du auf deinem Computer immer noch das entsprechende Objektivprofil herunterladen.

Digital Lens Optimizer

Canon führte seine digitale Objektivoptimierung erstmals als Funktion in Digital Photo Professional (DPP) ein. Sie kann eine Vielzahl von Aberrationen einschliesslich Koma, Astigmatismus, sagittalem Halo, Bildfeldwölbung und sphärischer Wölbung korrigieren, die normalerweise nicht behoben werden können.

In der EOS-1D X Mark II war die digitale Objektivoptimierung als kamerainterne Nachbearbeitungsfunktion verfügbar. Als die EOS 5D Mark IV 2016 auf den Markt kam, wurde die digitale Objektivoptimierung jedoch als Aufnahmefunktion eingeführt.

Bei der kamerainternen digitalen Objektivoptimierung werden die Korrekturen auf JPEG-Dateien angewendet. Wenn sie aktiviert ist, können die Korrektur der chromatischen Aberration und die Beugungskorrektur nicht im Hauptmenü ausgewählt werden, sondern sind Teil der Korrekturen der digitalen Objektivoptimierung. Du kannst die Vignettierungskorrektur beispielsweise auch deaktivieren, wenn du den Rahmeneffekt der Vignettierung in einem Porträt nutzen möchtest.

Alle EOS R Systemkameras verwenden Objektivkorrekturdaten (und andere Daten), die auf dem Objektiv gespeichert sind. Dank der extrem schnellen Kommunikationsgeschwindigkeit des RF-Bajonetts, insbesondere bei der Verwendung von RF-Objektiven, wird die maximale Bildrate bei Reihenaufnahmen, anders als es in früheren Kameras wie der EOS 5D Mark IV der Fall war, nicht reduziert, wenn die digitale Objektivoptimierung aktiviert ist.

Angela Nicholson

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