Elektronischer oder optischer Sucher: Welcher ist besser?
Während einige Fotografen die natürliche Ansicht schätzen, den ein optischer Sucher bietet, hat ein elektronischer Sucher den Vorteil, dass man damit die Auswirkungen der angewandten Einstellungen für Belichtung, Weissabgleich und Bildstil sehen kann. Wenn du z. B. den monochromen Bildstil anwendest, ist das Bild im elektronischen Sucher monochrom, während es im optischen Sucher farbig bleibt. Das bedeutet, dass du anhand des Bilds im elektronischen Sucher beurteilen kannst, ob deine Einstellungen zur Szene passen. So kannst du dich davon überzeugen, dass du das gewünschte Ergebnis erhältst, bevor du den Auslöser drückst. Das ist besonders hilfreich, wenn das Motiv zum Beispiel im Gegenlicht liegt und du eventuell eine Belichtungskorrektur vornehmen musst.
Ein elektronischer Sucher ist somit besonders für relativ unerfahrene Fotografen nützlich, denn man kann damit die Auswirkungen der Kameraeinstellungen schon während der Aufnahme sehen und nicht erst im Nachhinein beurteilen. Viele Benutzer finden, dass das Fotografieren damit intuitiver wird.
Ein weiterer Vorteil eines elektronischen Suchers besteht darin, dass er schlechte Lichtverhältnisse kompensieren kann und du so immer eine klare Sicht auf das Motiv hast. Im Gegensatz dazu siehst du mit einem optischen Sucher die Szene mit der Umgebungshelligkeit, und bei schlechten Lichtverhältnissen kann es schwierig werden, einen Bildausschnitt auszuwählen oder zu fokussieren.
Da das Bild, das du in einem elektronischen Sucher siehst, andererseits erst verarbeitet werden muss, bevor es angezeigt werden kann, kommt es bei allen elektronischen Suchern zu einer gewissen Verzögerung. Elektronische Sucher der neuesten Systemkameras wie der EOS R5 besitzen zwar eine Bildwiederholfrequenz von 120 B/s, das heisst, die Verzögerung ist nur eine Sache von Millisekunden, das kann aber trotzdem eine Rolle spielen, wenn du schnelle Action fotografierst und Sekundenbruchteile entscheidend sind. Im Zuge des technologischen Fortschritts wird die Verzögerung wahrscheinlich immer kürzer werden, aber ein optischer Sucher arbeitet nun mal mit Lichtgeschwindigkeit, d. h. im Grunde ohne jegliche Verzögerung. Deshalb bevorzugen viele Fotografen, die Sport, Tiere oder andere Motive mit schneller Action fotografieren, nach wie vor eine Spiegelreflexkamera.
Ausserdem blickst du bei einem elektronischen Sucher auf einen kleinen Bildschirm, und auch wenn dieser eine sehr hohe Bildwiederholfrequenz hat, ist ein optischer Sucher über einen längeren Zeitraum hinweg womöglich komfortabler. Das heisst, wenn du Tiere oder Sportarten fotografierst, die du sehr lange im Sucher beobachten musst, bis etwas passiert, mag ein optischer Sucher die bessere Wahl sein.