In der wettbewerbsorientierten Mode- und Beauty-Branche erhalten Fotografen häufig Aufträge aufgrund ihrer charakteristischen Ästhetik. Doch wie geben Profis ihrer Marke den Feinschliff, sodass sie ihre Traumkunden anlocken?
Die tschechische Art-Direktorin und Fotografin Eliška Sky und die norwegische Geschichtenerzählerin und Porträtfotografin Julie Pike haben einen unterschiedlichen Stil, dennoch haben sie beide auf dem überfüllten Markt ihre Stimme gefunden. Hier geben die Canon-Botschafterinnen Ratschläge, wie du einen authentischen Stil entwickelst – und wie du diese Vision in bezahlte Arbeit umwandelst.
Modefotografie: Wie du deinen Stil findest und deine kreative Vision verkaufst
1. Schaffe eine Marke mit dir als Herzstück
Fotografin Julie Pike, die in Oslo lebt und einen poetischen, von starken Geschichten geprägten Stil hat, begann ihre Karriere vor 20 Jahren. Sie ist der Meinung, dass es angesichts der heutzutage viel grösseren Zahl an aktiven Fotografen in der Branche wichtiger denn je ist, eine authentische Marke zu entwickeln. „Es ist wichtig, einen eigenen Stil zu haben, weil es so viele gute Fotografen gibt“, so Julie. „Wenn du geduldig bist, hart arbeitest und dir selbst treu bleibst, dann werden die Kunden zu dir kommen.“
Ebenso wie Julie ist auch Eliška Sky – deren Werke in Magazinen wie 1883 und Elle sowie online bei Vogue Italia, Dazed und i-D veröffentlicht wurden – der Ansicht, dass es wichtig ist, einen Teil deiner Persönlichkeit in deine Bilder einfliessen zu lassen. „Versuch nicht, andere Leute nachzuahmen: Konzentriere dich auf deine eigenen Interessen“, rät sie. „Welche Art von Literatur und Musik magst du? Interessierst du dich für Politik? Oder vielleicht für das Reiten von Pferden? Du kannst für deine Fotos aus deinen persönlichen Interessen schöpfen, um zu zeigen, wer du bist und wofür du stehst. Die besten Bilder entstehen häufig, wenn du etwas Unerwartetes tust, weil es dadurch einzigartig wird.“
Besitzt du eine Canon Ausrüstung?
Zu Eliškas Einflüssen gehören die niederländische Fotografin Viviane Sassen, der Schweizer Künstler Olaf Breuning und die freigiebige Verwendung von Farben. „Als ich mit dem Fotografieren anfing, verfolgte ich unzusammenhängende Projekte, experimentierte mit verschiedenen Lichtverhältnissen und machte Aufnahmen in Schwarzweiss. Aber mit der Zeit habe ich bemerkt, dass ich lebendige Farben besonders mag“, schildert sie.
Licht ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil ihrer Ästhetik und auch verschiedene Blickwinkel. „In den meisten Fällen verwende ich Studioblitzgeräte oder Dauerbeleuchtung“, erklärt Eliška. „Ich arbeite gerne mit verschiedenen Lichtmodifikatoren, um die Stimmung des Fotos zu verstärken. Ausserdem platziere ich verschiedene Objekte wie Spiegel, Kristalle, Farbfilter und reflektierende oder transparente Materialien in der Szene oder zwischen die Kamera und das Model.
„Vor jedem Shooting denke ich über verschiedene Bildwinkel nach, die ich einfangen könnte – von oben, unten und auf Augenhöhe. Ausserdem versuche ich bei den von mir verwendeten Brennweiten kreativ zu sein und zwischen Weitwinkel und Tele zu wechseln“, fügt sie hinzu.
2. Hole das Beste aus deinen Moodboards heraus
Laut Julie, zu deren Kunden Elle, Nylon und VICE gehören, muss man von Anfang an vorbereitet sein, wenn man seine fotografische Vision an Kunden verkaufen will. „Ich gehe niemals mit leeren Händen zu einem Meeting“; erklärt sie. „Ich recherchiere immer, um herauszufinden, wer der Kunde ist. Wenn es sich um einen Schmuckdesigner handelt, recherchiere ich, wie viele Jahre der Kunde schon mit Schmuck arbeitet, und was für Kampagnen er hatte. Dann entwickle ich eine Verkaufspräsentation und ein Moodboard und stelle mir dabei vor, dass ich den Auftrag bereits habe. Das mache ich jedes Mal, wenn ich mich mit einem neuen Magazin oder Kunden treffe. Ich habe immer einen konkreten Plan für eine Kampagne oder für einen Beitrag dabei. Ich präsentiere all meine Ideen, und meistens setzen wir es am Ende dann genau so um.“
Eliška nutzt ein sehr ausführliches Moodboard, sodass das gesamte Team, mit dem sie zusammenarbeitet, kreativ zusammenarbeiten kann. „Ich versuche sehr detailiert zu sein, weil ich möchte, dass sie verstehen, worauf ich hinaus will und was die Inspiration für die Stimmung ist, aber auch für Make-Up, Haare, Styling und Setdesign“, erklärt sie. „Wenn es ein umfangreicheres Projekt ist, sind womöglich 25 Menschen am Set. Ich versuche grossartige Menschen auszuwählen, deren Visionen ich vertrauen kann. Ich schlage definitiv eine Inspiration oder eine Idee vor, aber ich freue mich auch über den Input und die Kreativität der anderen.“
3. Geh mit der richtigen Einstellung an die Arbeit
Julies Geheimnis für die Entwicklung eines Modebeitrags, der eine überzeugende Geschichte erzählt, liegt neben einem Moodboard und der gründlichen Vorbereitung darin, „präsent zu sein“. Das bedeutet zum Beispiel, dass sie mit der richtigen Einstellung das Studio betritt. „Egal ob es sich um einen Modebeitrag, ein Albumcover oder eine Porträt-Geschichte handelt, ich versuche immer bereits im Voraus Inspiration zu finden. So höre ich vielleicht die Nacht davor die entsprechende Musik und schaue mir entsprechende Bilder als Slideshow auf meinem Computer an“, erklärt Julie. „Auf diese Weise bin ich in der richtigen Stimmung für das Shooting. Ich plane keine Kompositionen – ich würde es eher als ‚Stimmungsplanung‘ bezeichnen.
„Am Anfang, als ich noch unsicherer war, habe ich jede einzelne Bildeinstellung des Modebeitrags aufgezeichnet“, fügt sie hinzu. „Aber inzwischen versuche ich einfach, in der richtigen Stimmung und offen für das zu sein, was sich an dem Tag womöglich ergibt.“
10 Tipps von einem professionellen Mode-Fotograf
4. Probiere dich aus und kombiniere Fähigkeiten
Eliška, die am London Institute of Photography lehrt, verbindet Fotografie teilweise mit Artdirection. Sie hat festgestellt, dass das Experimentieren und Ausdehnen von Grenzen ihre Begeisterung für Neues am Leben erhält.
„Letztens habe ich einen Auftrag als Art-Direktorin für eine Ausstellung auf der Prager Fashion Week angenommen“, erzählt Eliška. „Ich musste Pläne für die Funktionsweise der Einrichtung entwerfen – Ideen für den kompletten Raum. Das war etwas ganz Neues und sehr aufregend.“
Ausserdem ist sie eine Verfechterin davon, Eigeninitiative zu zeigen. „Ich kontaktiere Herausgeber und Marken, mit denen ich zusammenarbeiten möchte, oder andere Künstler, mit denen ich gerne zusammenarbeiten würde“, erklärt sie. „Zusätzlich schaue ich mir an, was die Kunst- und Modewelt aktuell bewegt. Das inspiriert mich und hilft mir, mich als Teil des Geschehens zu fühlen.
„Man braucht einfach diese erste Person, die einem ihr Vertrauen schenkt. Das nächste Mal ist es dann viel einfacher, weil neue Kunden deine bisherige Arbeit sehen und dir mehr Freiheit geben“, fügt sie hinzu. „Ich habe grosses Glück, weil der Grossteil meiner Kunden mich aufgrund meiner Arbeit auswählt. Sie suchen speziell nach meinem Stil.“
5. Gestalte deine Ausrüstung und Arbeitsweise unkompliziert
„Ich arbeite schnell, daher brauche ich eine Kamera, die ebenfalls schnell ist“, sagt Julie, die eine Canon EOS 5D Mark IV benutzt. Darüber hinaus bevorzugen beide Modefotografinnen ein Objektiv: das Canon EF 24-105mm f/4L IS USM. „Ich hatte früher drei Objektive – eines mit 50 mm, eines mit 85 mm und ein Weitwinkelobjektiv – aber ich habe festgestellt, dass ich sie die ganze Zeit wechsle“, erklärt Julie.
Eliška schätzt dieses Objektiv aufgrund seiner Vielseitigkeit. „Das Canon EF 24-105mm f/4L IS USM eignet sich durch seine Reichweite perfekt für das Fotografieren von Mode“, sagt sie. „Ich liebe es, auf die Weitwinkel- und Teleeigenschaften zurückgreifen zu können, und die Möglichkeit zu haben, Menschen mit dieser Weitwinkelverzerrung zu fotografieren.“
Julie lehrt jetzt an der Bilder Nordic School of Photography, einer der führenden Einrichtungen ihrer Art in Skandinavien. Anfangs fotografierte sie analog und daher weiss sie, wie man Effekte vor der Kamera zu erzeugt. „Ich versuche immer, alles mit der Kamera umzusetzen“, sagt sie. „Wenn ich ein Gefühl von Weichheit möchte, bringe ich vor dem Objektiv ein durchscheinendes Material an. Ich würde keinen Filter in der Nachbearbeitung hinzufügen.“
Ausserdem begrenzt sie die Bearbeitung auf ein Minimum, damit ihre Bilder lebensecht bleiben. Normalerweise geht es nur darum, dem Bild ein bisschen Körnigkeit zu verleihen, sowie die Farben und den Kontrast ein bisschen anzupassen“, erklärt sie. „Ich möchte, dass Schrammen und Sommersprossen sichtbar sind. Ich möchte, dass die Realität zu sehen ist.“ Julie ist der Überzeugung, dass auch die Intuition entscheidend ist: „Ich nutze natürliches Licht, und ich drücke den Auslöser nicht 10.000 Mal“, sagt sie. „Ich warte, bis es sich richtig anfühlt.“
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