Wie bei allen einträglichen Karrieren ist auch die Fotografie ein hart umkämpftes Geschäftsfeld. Doch das Canon Student Development Programme gibt der nächsten Generation von Fotografen einen Vorsprung.
Bei der jährlichen Veranstaltung bekommen Studenten praktische Tipps von einigen der einflussreichsten Experten der Fotobranche. Beim Programm 2021, das virtuell stattfand, waren Rickey Rogers von Reuters Pictures, Magnum Kandidat Lindokuhle Sobekwa und Fiona Shields vom Guardian sowie die Canon Botschafter Laura El-Tantawy, Gulshan Khan, Gabriele Galimberti, Ilvy Njiokiktjien und viele weitere dabei.
Wie immer drehte sich die Veranstaltung um die vielen Herausforderungen, denen Fotografiestudenten gegenüberstehen, und wie sie diese meistern können, um letztendlich die nächste Stufe ihrer Karriereleiter zu erreichen. Hier erfährst du, welche Schwierigkeiten angesprochen wurden und welche Tipps die führenden Experten der Branche hatten.
ARTIKEL
Fünf Probleme von Fotografiestudenten – und wie sie sich meistern lassen
1. Der Druck, Multimedia-Geschichten liefern zu müssen
„Wenn du heutzutage als Fotograf im Bereich „Nachrichten“ arbeiten möchtest, musst du dich auf jeden Fall mit Video auskennen“, sagt Canon Botschafter und Fotojournalist Magnus Wennman. „Du wirst nie einen Job finden, wenn du keine Videoaufnahmen machen kannst. Es gehört heutzutage einfach zum Beruf des Fotografen dazu, weil Zeitungen kaum noch gedruckt werden, und alles online ist. Deshalb brauchen wir Videoaufnahmen, um mit anderen Nachrichtenmedien mithalten zu können.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele Studenten sich bereits besser mit den technischen Aspekten von Videos auskennen als ich, aber mein Tipp ist trotzdem, die Journalistenarbeit von der Pike auf zu lernen: wie du einzigartige Geschichten findest, die Zielgruppen ansprichst und ihre Aufmerksamkeit auf sie ziehst. Wenn es etwas gibt, von dem wir mehr benötigen, dann ist es das: einzigartige Geschichten aus der ganzen Welt.“
Magnus Wennman
2. Eine ansprechende Idee vorstellen
Es war noch nie so leicht, seine Arbeit einem begeisterungsfähigen Onlinepublikum zu zeigen, aber eine erfolgreiche Geschichte einem Redaktionsleiter zu präsentieren, ist etwas ganz anderes.
Der Trick ist, klar und prägnant zu sein, so Fiona Shields, Head of Photography beim Guardian in London. „Baue deine Präsentation in der Form einer Pyramide auf. Gib ihr eine Überschrift, eine Kurzdarstellung, und gehe dann im dritten Element ausführlich darauf ein, was das sein könnte. Überzeuge uns, warum etwas aktuell oder genau zum jetzigen Zeitpunkt nützlich ist. Und dann lege eine PDF deiner Bilder vor, sodass jeder Fotoeditor auf den ersten Blick die Qualität deiner Arbeit sehen kann.
Fiona Shields
„Zeig eine breite Palette von Stilen, aber erbringe auch den Nachweis, dass du Vorgaben befolgen kannst. Ich glaube, jede Zeitschrift, die deine Arbeit in Auftrag geben würde, möchte sehen, dass du zu ihrem Fotografiestil passt. Gleichzeitig solltest du auch etwas riskantere Arbeiten zeigen, die du möglicherweise machen möchtest, also etwas, das vielleicht etwas künstlerischer ist.“
3. Dafür sorgen, dass deine Arbeit heraussticht
Dein Bildportfolio ist dein Sprungbrett, um Fuss zu fassen, aber das, was du auslässt, ist genauso wichtig wie das, was du zeigst. „Fotografie muss in gewisser Hinsicht wie Essen gesehen werden“, meint Thomas Borberg, Photo Editor-in-Chief bei der Zeitschrift Politiken in Dänemark.
„Die Bilder sind mit Zutaten zu vergleichen. Du musst die besten nehmen, sie in einen Topf werfen und köcheln lassen, das ist der Redaktionsprozess. Und dann musst du sie schön anrichten. Aber du benötigst richtig gute Zutaten. Wenn du Bilder hast, die nicht gut genug sind, dann sollten sie nicht Teil dieses Gerichts sein. Du musst sie auf eine Art servieren können, die mich richtig neugierig macht. Du willst sofort meine ungeteilte Aufmerksamkeit gewinnen.“
Thomas Borberg
Rickey Rogers, Global Editor bei Reuters Pictures, meint auch, dass du mit deiner Auswahl sparsam sein solltest, wenn du nicht das Interesse eines vielbeschäftigten Redakteurs verlieren möchtest: „Wir haben Leute aufgrund eines Portfolios mit fünf Bildern eingestellt, weil sie so unglaublich waren. Und manchmal sehen wir Portfolios mit 50 Bildern, und das ist, ehrlich gesagt, sehr mühsam, sich da durchzuarbeiten. Du musst also deine besten Werke präsentieren – und weniger ist mehr.“
Rickey Rogers
4. Den Überblick über soziale Netzwerke zu behalten
Die sozialen Netzwerke sind natürlich unerlässlich dabei, deiner Fotografie Kraft zu verleihen, mit einer sorgfältig ausgewählten Bildsammlung, mit der du deine Marke definieren kannst. Aber wie kannst du dafür sorgen, dass dein Profil auffällt?
„Mir ist das Design total egal“, sagt Lars Lindemann, Director of Photography beim GEO Magazin. „Es kommt nur auf die Fotografie an. Videos können eine gute Ergänzung sein, da sie dir besser zeigen können, wie jemand arbeitet. Aber es ist nicht das Design oder wie du deine Posts gliederst oder wie oft du etwas postest, sondern es die Qualität der visuellen Arbeit selbst.
„Mir ist aufgefallen, dass einige Leute auf Instagram oder Facebook richtig komische Namen verwenden, was wohl noch aus der Zeit stammt, als viele versuchten, in den sozialen Netzwerken anonym zu bleiben, was ich verstehe. Aber wenn du es professionell nutzt, dann solltest du für dein Profil deinen richtigen Namen verwenden.“
Lars Lindemann
Canon Botschafterin Laura El-Tantawy betont den Wert des Texts, mit dem du deine Fotos in den sozialen Netzwerken beschreibst. „Es ist wichtig, sich die Worte neben unseren Posts gut zu überlegen, da diese oft problematisch sein können, wenn du etwa den falschen Hashtag für etwas benutzt, mit dem andere nicht einverstanden sind. Ich finde, es gibt eine Verantwortung, die mit den Bildern einhergeht, aber auch mit den Wörtern, die wir verwenden.“
Laura El-Tantawy
Höre dir auf Shutter Stories weitere unbequeme Wahrheiten für Fotografiestudenten auf Shutter Stories an:
4. Staying on top of social media
Social media is, of course, vital to powering your photography, with a carefully curated collection of images helping to define your brand. But how do you make your profile stand out?
"I don't care at all about the design," says Lars Lindemann, Director of Photography at GEO magazine. "It's all about the photography. Videos can be a good addition, where you can get a better idea of how he or she works. But it's not the design or how you arrange your posts or how often you post, it's the quality of the visual work itself.
"What I find important is that some people on Instagram or Facebook use really strange names, which I think goes back to a time where many people tried to be more anonymous when using social media, which I understand. But I think if you use it professionally you should use your real name for your profile."
Lars Lindemann
Canon Ambassador, Laura El-Tantawy, underlines the value of the text included with your images on social platforms. "It's important to put some weight on the words that we put next to our posts because oftentimes those can be problematic, if you use the wrong hashtag referring to something that somebody else disagrees with. So I think there's a responsibility that comes with the imagery, but also the words that we use."
Laura El-Tantawy
5. Grenzen setzen und deine psychische Gesundheit schützen
Wenn du in eine Geschichte abtauchst, die dich persönlich betrifft, oder wenn du dich auf ein Thema konzentrierst, für das du dich mit Leidenschaft engagierst, kannst du deinem Werk Tiefe und Bedeutung verleihen. Es erfordert auch ein Mass an Verantwortung, für deine Probanden und für dich selbst. Wie weit solltest du deine persönlichen Grenzen überschreiten, wenn du nach diesen Momenten der Wahrheit suchst?
„Wenn ich meine Aufnahmen bearbeite und ich ein Bild sehe, bei dem ich mich nicht wohl fühle, dann stelle ich mir zuerst mich selbst auf dem Bild vor. Würde ich mich wohl fühlen, wenn ich von jemand anderem so dargestellt würde?“ sagt der südafrikanische Dokumentarfotograf Lindokuhle Sobekwa, der auch Mitglied von Magnum Associate ist. „Nach dem Gespräch gehe ich zurück zu den Leuten, die ich aufgenommen habe. Wie denken sie über dieses Foto? Meistens haben sie ihre eigenen Ideen, und dann folgt die Zusammenarbeit.“
Lindokuhle Sobekwa
Canon Botschafterin Bieke Depoorter sagt, dass sie oft Grenzen überschreitet, vor allem bei der Arbeit an ihrem Langzeitprojekt Agata, das sich mit der komplexen Beziehung zwischen Fotograf und Motiv beschäftigt und sich auf eine Frau konzentriert, die Depoorter in einem Stripclub in Paris kennengelernt hat. „Es hat sich zu etwas entwickelt, womit ich nie gerechnet hätte. Auf dem Umschlag des Buchs sage ich, dass ich aufhören möchte, weil es mir zu nah geht. Aber dir wird natürlich immer erst bewusst, dass es zu viel ist, nachdem du die Grenze überschritten hast. Ich denke, es ist wichtig, Pausen zu machen und nicht auf den Druck von ausserhalb zu achten, etwas zeigen zu müssen.
Lindokuhle ist der Meinung, dass er den Druck etwas herausnehmen kann, wenn er zwei oder drei Projekte gleichzeitig bearbeitet. „Wenn ich merke, dass mir ein Projekt zu viel wird, dann wende ich mich einem anderen Projekt zu. Und dann, wenn ich mich wieder mit dem ersten Projekt beschäftige, kann ich es mit einem unverstellten Blick betrachten. Du musst dich um dich selbst kümmern. Du könntest meditieren und Dinge aufschreiben. Es hilft auch, wenn du mit jemandem über die Herausforderungen deiner Arbeit sprechen kannst. Es gibt immer Hilfsmittel, die einem Fotografen dabei helfen können, damit umzugehen.“