Wie man die Natur im Bild einfängt und dabei etwas für den Naturschutz tut: Einblicke und Tipps zur Wildlife-Fotografie

Einblicke von den Naturschutz-Fotografen Christine Sonvilla und Marc Graf sowie Tipps und Techniken, mit denen du deine Wildlife-Fotografie auf ein neues Niveau bringen kannst.
Ein eurasisches Eichhörnchen, das direkt in die Kamera blickt, während es über einen Teppich aus getrockneten Blättern und abgefallenen Blütenblättern läuft. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5. © Robert Marc Lehmann

Die österreichischen Naturschutzfotografen Christine Sonvilla und Marc Graf haben Wildtiere auf der ganzen Welt fotografiert – vom österreichischen Alpenluchs bis zum schwer fassbaren bengalischen Tiger. Die beiden haben sich an der Universität Wien kennen gelernt, wo sie sich mit dem Thema Naturschutz beschäftigten. Sie entdeckten ihr gemeinsames Interesse an der Fotografie und erkannten, dass sie damit der Natur eine Stimme geben konnten.

Marc gibt ein Beispiel dafür, wie man damit etwas bewirken kann: „Ende 2016 veröffentlichten wir das erste hochauflösende Foto eines in den österreichischen Bergen aufgenommenen Alpen-Luchses. Das war für uns sehr aufregend, denn es gab über ganz Österreich verteilt nur 10 bis 15 Exemplare zu dieser Zeit und obendrein zwei Fälle von Luchswilderei. Wir haben versucht, unsere Botschaft vom Luchsschutz über alle möglichen Medien in Österreich zu verbreiten.“

Christine erzählt weiter: „Wir gehen davon aus, dass etwa 2,2 Millionen Menschen mit diesem Thema in Berührung gekommen sind, was etwa ein Fünftel der österreichischen Bevölkerung ist. Ausserdem hatten wir auch viele Live-Auftritte, bei denen wir unsere Bilder und Videos zeigen konnten. Bei unserer Arbeit geht es darum, die Kluft zwischen der Öffentlichkeit und den Hilfsorganisationen, den NGOs, den Wissenschaftlern und den vielen Menschen zu überbrücken.“

Hier teilen Christine und Marc ihre Erkenntnisse und Ratschläge, wie du deine Wildlife-Fotografie für den Naturschutz einsetzen kannst, gefolgt von unseren 10 besten Tipps für grossartige Wildlife-Fotos.

Das erste hochauflösende Kamerafallenfoto eines Alpenluchses in Österreich; aufgenommen mit Canon Kamera und Objektiv von den Wildlife-Fotografen Christine Sonvilla und Marc Graf.

Das erste hochauflösende Kamerafallenfoto eines wildlebenden Alpenluchses in Österreich; aufgenommen im Jahr 2016 von Christine Sonvilla und Marc Graf. „Dieses Bild wurde verwendet, um für die Rückkehr des Luchses in die österreichischen Alpen zu werben“, erklärt Marc. „Dieses einzelne Tier war daher sehr wichtig für die Handvoll Tiere, die jetzt dort leben.“ Aufgenommen in einer automatischen Kamerafalle mit einer Kamera und einem Objektiv von Canon. © Christine Sonvilla und Marc Graf

Finde eine Story und einen kreativen Ansatz

Man muss nicht an ein weit entferntes Ziel reisen, um eine Story über die Widerstandsfähigkeit der Natur zu finden. Ein Projekt, das näher am eigenen Wohnort liegt, ermöglicht es dir, dein Wissen über das Thema zu vertiefen und es leichter unter verschiedenen Bedingungen zu erfassen.

„Wir haben uns in den letzten Jahren auf Mitteleuropa konzentriert und gesehen, wie sich Ökosysteme und Wildtiere erholen können, wenn man ihnen Zeit und Raum gibt“, berichtet Christine. „Im Nationalpark Bayerischer Wald zum Beispiel hat die Artenvielfalt unglaublich zugenommen, weil die Behörden massenhaft Bäume, die durch einen grossen Sturm entwurzelt wurden, als Totholz belassen haben. Normalerweise hätte man sie entfernt, um die Gefahr von Schädlingen und Krankheiten zu verringern. Aber man kann sehen, welch wunderbare Auswirkungen das auf die Artenvielfalt gehabt hat.“

Deine Idee muss auch nicht von epischem Ausmass sein. Der Kurzfilm von Christine und Marc „Flowing: My Dream of More Freedom“ (Fliessend: Mein Traum von mehr Freiheit) erzählt aus der Perspektive des Flusses, wie das Leben in einem Fluss aufblühen kann, wenn Dämme, Wehre und andere Hindernisse beseitigt werden. Unten kannst du dir den Film ansehen.

„Es war eine recht einfache Produktion“, erzählt Marc, „und das zeigt, dass eine Idee nicht immer komplex sein und eine jahrelange Produktion erfordern muss. Wir haben das Ganze in 6-7 Wochen an Orten in ganz Mitteleuropa gedreht.“ Christine und Marc benutzten hauptsächlich die Canon EOS R5 (mittlerweile ersetzt durch das Nachfolgemodell Canon EOS R5 Mark II), und ein RF 100-500mm F4.5-7.1 L IS USM sowie einige Canon Weitwinkelobjektive.

Christine fügt hinzu, dass der Film, obwohl er nur vier Minuten dauert, ein grosser Erfolg beim Publikum war. Der Film wurde auf internationalen Filmfestivals ausgezeichnet und lief sogar im Europäischen Parlament während eines Diskussionstages über die Finanzierung der Flussrenaturierung.

Ein Netzwerk aufbauen

Vielleicht gibt es in deiner Nähe ein lokales Wiederansiedlungs- oder Naturschutzprojekt, an dem du vielleicht schon beteiligt bist. Darüber hinaus kannst du dich mit Wissenschaftlern und Fachleuten aus dem Bereich des Naturschutzes in Verbindung setzen, die sich mit den Themen befassen, die dich vielleicht interessieren. Durch den Aufbau eines Netzwerks von Kontakten kannst du nicht nur interessante Stories finden, die es wert sind, erzählt zu werden, sondern möglicherweise auch neue Wege entdecken, sie zu erzählen.

Eines der Projekte von Christine und Marc, bei dem die sich erholende Natur an den ungewöhnlichsten Orten eingefangen wurde, war nur dank ihrer Kontakte in der wissenschaftlichen Welt möglich. Einer ihrer Kontakte war ein ehemaliger Kommilitone, der in der im Stadtbereich von Durban, Südafrika, Kronenadler studierte.

„Wer hätte gedacht, dass einer der grössten Raubvögel Afrikas in einer Stadt mit 4 Millionen Einwohnern lebt?“ bemerkt Christine.

„Aufgrund der Abholzung der Wälder überall in Südafrika kämpfen diese Adler um ihr Überleben und müssen sich an städtische Gebiete anpassen“, fügt Marc hinzu. „Aber die Leute pflanzen Bäume in ihren Gärten und freuen sich, wenn die Adler darin nisten.“

Christine erklärt: „Ein Ehepaar hatte direkt vor ihrem Wohnzimmerfenster ein Kronenadlernest. Jeden Morgen überprüfte die Dame des Hauses als Erstes, ob es den Vögeln gut ging. Wir haben all diese verschiedenen Aspekte dokumentiert.“

Ein Mann wird dabei fotografiert, wie er durch das Wohnzimmerfenster seines Hauses einen in seinem Garten nistenden Kronenadler in Durban, Südafrika, beobachtet. Aufgenommen mit einer Kamera und einem Objektiv von Canon.

Christine und Marc haben ein Paar fotografiert, das die nistenden Kronenadler in ihrem Garten beobachtet. Die Umgebung des Wohnzimmers fügt sich in den Kontext ein, während der Kontrast zwischen dem warmen Licht der Zimmerbeleuchtung und dem kühlen Aussenlicht ein beeindruckendes Ergebnis erzeugt. © Christine Sonvilla und Marc Graf

Beherrsche deine Kamera und sei kreativ mit deinen Objektiven

Wenn du Wildtiere fotografierst, kannst du vielleicht nur einen ganz kurzen Blick auf das Motiv erhaschen. Mache dich mit den Bedienelementen deiner Kamera vertraut, um das Beste aus solchen spontanen Momenten herausholen.

„Als Erstes empfehle ich, mit der Kamera zu üben und zu lernen, wie man die Blende und so weiter einstellt, damit man es ganz intuitiv tun kann – als ob man Auto fährt“, sagt Christine.

„Dann kommt es darauf an, hartnäckig zu bleiben, Ausdauer zu zeigen und nicht so schnell aufzugeben. Manchmal gibt es einfach Tage, an denen man nicht ein einziges Mal auf den Auslöser drückt, weil nichts passiert. Du musst einfach weitermachen.

„Entscheidend ist auch, dass man offen ist für alles, was auf dem Bild zu sehen ist. Konzentriere dich nicht nur auf das Motiv, sondern auch auf die kleinen Details im Hintergrund. Selbst wenn dieser etwas unscharf ist, kann sich dein Foto durch genau so einen Hintergrund von anderen Fotos desselben Motivs abheben.“

Auch die Art und Weise, wie du das Objektiv einsetzt, kann dazu beitragen, Details des Motivs auf fesselnde Weise zu vermitteln. Ein Teleobjektiv holt nicht nur weit entfernte Motive nah heran, sondern lässt auch Hintergrunddetails grösser und näher am Motiv erscheinen als bei Aufnahmen mit einem Weitwinkelobjektiv. Dieser Effekt lässt sich hervorragend nutzen, um eine Pflanze oder ein Tier als durch ihre Umgebung „bedroht“ erscheinen zu lassen.

Foto eines Kronenadlers auf seinem Nest in Durban, Südafrika; aufgenommen mit einem Canon 300-mm-Teleobjektiv in der Dämmerung von den Wildlife-Fotografen Christine Sonvilla und Marc Graf.

Ein weiteres Bild eines nistenden Kronenadlers in Durban, aufgenommen mit einer Canon Kamera und einem Canon 300-mm-Teleobjektiv. „Wie bei einem Weitwinkelobjektiv bringt man das Motiv und die Informationen aus dem Hintergrund in ein einziges Bild – allerdings in einer sehr komprimierten Form“, erklärt Marc. Hier trägt das dazu bei, die Welten von Mensch und Vogel einander näher zu bringen. © Christine Sonvilla und Marc Graf

Deine Story veröffentlichen

Das Teilen von Bildern aus der Tierwelt in den sozialen Medien kann ein nützlicher Weg sein, um das Bewusstsein zu schärfen und Menschen zu inspirieren, mehr darüber zu erfahren. Du kannst mit deinen Aufnahmen die Widerstandsfähigkeit der Natur zeigen, oder die Bedrohung und den Druck auf die natürliche Welt darstellen.

„Wir denken immer über die Story nach, die wir erzählen wollen, und über die zentralen Bilder, mit denen wir das erreichen wollen“, erklärt Marc. Das Ziel ist es, ein Bild zu machen, das die ganze Story erzählt. Er sagt: „Das ist das Herzstück dieser Arbeit.“ Es ist also wichtig, einen Plan zu haben, dann kann man alle technischen Aspekte wie Blende und Brennweite, den Kamerawinkel, die Komposition des Hintergrunds und so weiter anpassen.

„Wenn es um soziale Medien geht, konzentrieren wir uns immer auf den positiven Aspekt des Storytelling. Wir teilen selten Bilder, die eine negative Seite einer Story zeigen. Wenn wir das doch einmal tun, dann zeigen wir, was war und wie gut es sich entwickelt hat – also immer mit einem positiven Fokus.“

Ein Braunbär, fotografiert von den Wildlife-Fotografen Christine Sonvilla und Marc Graf mit Canon Kamera und Objektiv an einem Berghang in Europa, mit den Lichtern der Dörfer im Hintergrund.

Christina und Marc erzählen, dass ihr Fotoprojekt über Braunbären im Herzen Europas eine enorme Wirkung erzielt hat. „Es ist inspirierend zu sehen, dass auf dem Kontinent mit einer der dichtesten menschlichen Populationen auf dem Planeten, die Population grosser Raubtiere wie Bären, Wölfe und Luchse so schnell wieder zunimmt.“ Ein historisches Bild, das mit einer automatischen Kamerafalle mit einer Kamera und einem Objektiv von Canon aufgenommen wurde. © Christine Sonvilla und Marc Graf

10 Tipps für noch bessere Wildlife-Aufnahmen

Tiere, die sich unvorhersehbar schnell, unregelmässig und plötzlich bewegen, gehören zu den Motiven, die am schwierigsten zu fotografieren sind.

Das Fotografieren von Wildlife ist jedoch ähnlich wie die Sportfotografie – zu den wichtigsten Aspekten gehören eine gute Vorbereitung, die Wahl des richtigen Standorts, das Wissen, welche Ausrüstung man braucht (und wie man sie einsetzt), und die Vorbereitung auf unerwartete Ereignisse.

Hier sind unsere 10 Top-Tipps für grossartige Wildlife-Aufnahmen.

1. Mit dem Motiv vertraut machen

Ein iberischer Luchs auf einem Felsen, der den Fotografen im Andujar-Nationalpark in Spanien direkt anschaut. Der Hintergrund ist in eine attraktive Unschärfe getaucht. Aufgenommen mit einer Canon EOS R7.

Es ist hilfreich zu lernen, wie sich Tiere in freier Wildbahn bewegen, verhalten und agieren, damit du herausfinden kannst, wie du sie am besten fotografierst. Aufgenommen mit einer Canon EOS R7 bei 1/1.600 Sek., F2.8 und ISO 1.250. © Dani Connor

Es ist wichtig, den Standort und die Verhaltensweise des Tieres, das du fotografieren willst, zu kennen, denn das spart viel Zeit vor Ort. Kennt man die Jahres- und Tageszeit, zu der das Tier aktiv ist, hilft das bei der Planung der Aufnahme. Gute Wildlife-Aufnahmen entstehen selten ohne das nötige Wissen und eine gute Planung.

2. Wähle die richtige Wildlife-Kameraausrüstung

Eine Canon EOS R7 in einer Waldumgebung.

Verwendet man das Canon RF-S 18-150mm F3.5-6.3 IS STM Zoomobjektiv mit einer spiegellosen APS-C-Kamera wie der EOS R7 erhält man einen effektiven Brennweitenbereich von 28,8-240 mm. So kannst du aus der Szene heraus zoomen, um das grosse Ganze zu sehen – ideal für die Aufnahme von Wildtieren vor grossartiger Kulisse – oder um näher heranzuzoomen und Details zu erfassen.

Eine Kombination aus Kamera und Objektiv, die relativ leicht ist, lässt sich bequemer transportieren, wenn du an entlegenen Orte unterwegs bist. Dank des zuverlässigen Autofokus und der hohen Serienbildgeschwindigkeit (eine hohe Anzahl von Bildern pro Sekunde) kannst du Aufnahmen in schneller Folge machen und so das Verhalten der Tiere leichter einfangen. Eine Kamera mit einem dreh- und schwenkbaren LC-Display erleichtert das Fotografieren aus kreativen Blickwinkeln, z.B. von unten für Aufnahmen auf Augenhöhe mit Tieren.

3. Das richtige Objektiv wählen

Ein Porträt der Graueule, aufgenommen vom Wildlife-Fotografen Guy Edwardes mit einem Canon RF 200-800mm F6.3-9 IS USM Telezoomobjektiv.

Für die Vogelfotografie sind in der Regel Superteleobjektive erforderlich. Dieses Foto hat der Wildlife-Fotograf Guy Edwardes mit einer Canon EOS R5 und einem Canon RF 200-800mm F6.3-9 IS USM Objektiv bei 500 mm, 1/250 Sek., F14 und ISO 6.400 aufgenommen. © Guy Edwardes

Mit einem Teleobjektiv kannst du die Wildtiere aus grösserer Entfernung fotografieren. Es lohnt sich aber, auch andere Objektivtypen für die Wildlife-Fotografie in Betracht zu ziehen. Mit einem Weitwinkelobjektiv kannst du Tiere und Pflanzen in einem grösseren Landschafts- oder Stadtzusammenhang festhalten, während du mit Makroobjektiven beeindruckende Nahaufnahmen von Insekten und anderen kleinen Objekten machen kannst.

Das Canon RF 100-400mm F5.6-8 IS USM hat einen leistungsstarken Zoombereich, der eine grosse Vielseitigkeit bietet. Eine noch grössere Superteleobjektiv-Reichweite mit einer spiegellosen Vollformatkamera wie der Canon EOS R8 ermöglichen die Festbrennweiten-Objektive Canon RF 600mm F11 IS STM und RF 800mm F11 IS STM.

Wenn du eine APS-C-Kamera wie die EOS R7 besitzt und ein kompaktes und preisgünstiges Objektiv suchst, solltest du dir das RF-S 18-150mm F3.5-6.3 IS STM ansehen.

Da der Sensor einer APS-C-Kamera kleiner ist als der einer Vollformatkamera, wird das Motiv im Bildausschnitt grösser dargestellt, so dass eine APS-C-Kamera das Bild um den Faktor 1,6 vergrössert. Kombiniert man beispielsweise das RF 100-400mm F5.6-8 IS USM Objektiv mit einer EOS R7 kann man eine effektive Brennweite von 160-640 mm nutzen. Mehr darüber erfährst du in unserem umfangreichen Leitfaden zu Brennweiten.

Erfahre mehr über die Auswahl der optimalen Wildlife-Objektive.

4. Kameraeinstellungen: richtig fokussieren

Ein Raubvogel, der hoch am Himmel fliegt.

Mit etwas Geschick schaffst du es, Vögel und andere empfindliche Lebewesen nicht zu verscheuchen. Dann kannst du verschiedene Techniken ausprobieren, um deine Fähigkeiten zu verbessern. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 und einem Canon RF 100-500mm F4.5-7.1 L IS USM Objektiv bei 451 mm, 1/8.000 Sek., F6.3 und ISO 4.000. © Robert Marc Lehmann

Bei der Wildlife-Fotografie ist es wichtig, dass dein Motiv gestochen scharf ist. Die spiegellosen Kameras des Canon EOS R Systems verfügen über ein hocheffektives Autofokussystem mit der Canon Dual Pixel AF Technologie. Bei einer spiegellosen Kamera des EOS R Systems ist jede Stelle des Sensors für den Autofokus und die Bildgebung geeignet. Das bedeutet unter anderem, dass Motive überall im Bild erfasst und verfolgt werden können.

Kameras wie die Canon EOS R7 und die EOS R6 Mark II bieten AF mit Augenerkennung auch für die Augen von Tieren, sodass diese im Bild automatisch erkannt, fokussiert und verfolgt werden. Der AI-Servo-Autofokus verfolgt Wildtiere in Bewegung kontinuierlich, auch wenn sie sich sehr schnell bewegen, und sorgt so für scharfe Aufnahmen. Wenn du im Modus Reihenaufnahmen bei höchster Bildfrequenz fotografierst, ist die Chance sehr gross, dass du den perfekten Moment festhältst.

5. Kameraeinstellungen: immer schön ruhig

Ein Fuchsjunges auf einem moosbewachsenen Hügel, fotografiert mit einer Canon EOS R Systemkamera und einem Objektiv mit Bildstabilisator, der eine scharfe Aufnahme gewährleistet.

Meist hat man bei der Wildlife-Fotografie keine Zeit, ein Stativ aufzustellen. Der Bildstabilisator sorgt selbst mit einem Tele- oder einem Makroobjektiv für gleichbleibend scharfe Aufnahmen aus der freien Hand.

Bei der Verwendung von Teleobjektiven ruinieren Verwacklungsunschärfen oft das perfekte Bild.

Die meisten Teleobjektive von Canon verfügen daher über einen hochwirksamen optischen Bildstabilisator der das für 3 bis 5 Belichtungsstufen kompensiert. Dies kann bei der Fotografie von Wildtieren aus der Hand einen enormen Unterschied ausmachen, da kurze Belichtungszeiten nur bei hellem Umgebungslicht eingesetzt werden können. Der 5-Stufen-Bildstabilisator des Canon RF 600mm F11 IS STM sollte bei 1/20 Sekunde genauso scharfe Aufnahmen wie bei 1/640 Sek. ermöglichen.

Verwende also bei der Tele- oder Makrofotografie den Bildstabilisator immer, wenn du Aufnahmen aus der freien Hand machst. Solltest du deine Kamera allerdings auf einem Stativ montiert haben, ist es besser, den Bildstabilisator zu deaktivieren.

6. Kameraeinstellungen: Kurze Belichtungszeit verhindert unscharfe Bilder

Ein Graureiher, der mit einem Fisch im Schnabel über die Oberfläche eines Sees flattert, fotografiert mit einer Canon EOS R Systemkamera mit einer kurzen Belichtungszeit, um die Wassertropfen einzufrieren.

Mit einer kurzen Belichtungszeit frierst du die Bewegungen in deinen Fotografien ein. Wenn du mehr darüber erfahren willst, wie man Bewegung am besten im Bild festhält, solltest du dir unsere Top-Tipps für die Fotografie von sich bewegenden Motiven anschauen. Aufgenommen mit einer Canon EOS R5 und einem Canon RF 100-500mm F4.5-7.1 L IS USM Objektiv bei 400 mm, 1/3.200 Sek., F6.3 und ISO 12.800. © Robert Marc Lehmann

Der logische Schritt bei der Aufnahme von sich schnell bewegenden Motiven ist eine möglichst kurze Belichtungszeit. In der obigen Aufnahme hat eine Belichtungszeit von 1/3.200 Sek. den Reiher in seiner Bewegung und auch die Wassertropfen in der Luft eingefroren. Eine Belichtungszeit von etwa 1/2.000 Sek. oder kürzer ist ein guter Ausgangspunkt. Mit einer etwas längeren Belichtungszeit bekommt dein Motiv jedoch etwas Bewegungsunschärfe, beispielsweise an den Flügelspitzen, was das Gefühl von Bewegung im Bild verstärkt. Bei kleineren, sich schnell bewegenden Vögeln ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Flügelspitzen selbst bei einer relativ kurzen Belichtungszeit von 1/1.000 Sek. unscharf werden.

Wenn du weiter fortgeschritten bist, kannst du die Belichtungszeit weiter verlängern, möglicherweise bis auf 1/10 Sekunde, und auch die Technik des Schwenks ausprobieren, um dem Bild noch mehr Dynamik zu verleihen.

Als Faustregel gilt, dass du eine Belichtungszeit benötigst, die mindestens so lang ist wie die reziproke Vollformat-Brennweite. Verwendest du also ein 600-mm-Objektiv wie das Canon RF 600mm F11 IS STM, sollte deine Belichtungszeit mindestens 1/600 Sek. betragen, wenn du ohne Bildstabilisator arbeitest – bei den meisten Kameras entspräche das 1/640 Sek.

7. Kameraeinstellungen: Die Schärfentiefe steuern

Ein Reh hebt seinen Kopf über einen Teppich aus Farn, der leicht verschwommen erscheint. Diese geringe Schärfentiefe ist auf die lange Brennweite des verwendeten Canon RF 100-400mm F5.6-8 IS USM Objektivs zurückzuführen.

Auch wenn ein Teleobjektiv in der Regel nicht so lichtstark ist, kann man damit eine attraktive Hintergrundunschärfe in den Aufnahmen erreichen, da die lange Brennweite selbst bei einer relativ kleinen Blendenöffnung den Eindruck einer geringen Schärfentiefe vermittelt. Das liegt an der Eigenschaft von Teleobjektiven, Entfernungen zu komprimieren und den unscharfen Hintergrund so näher an das Motiv heranzubringen. Aufgenommen mit einer Canon EOS RP (mittlerweile abgelöst von dem Nachfolgemodell EOS R8) und einem Canon RF 100-400mm F5.6-8 IS USM Objektiv bei 400 mm, 1/60 Sek., F8 und ISO 1.250. © Ben Hall

In der Alltagsfotografie wird häufig im Modus Zeitautomatik (Av auf dem Modus-Wahlrad der Kamera) gearbeitet. Bei einem Makroobjektiv wird die Blende aufgrund der geringen Entfernung zum Motiv auf einen Wert zwischen F16 oder F22 oder noch weiter geschlossen, um die maximale Schärfentiefe zu erzielen und sicherzustellen, dass das gesamte Motiv scharf abgebildet wird.

Du kannst deine Wildlife-Fotografie oft verbessern, indem du die unscharfen Bildbereiche (auch Bokeh genannt) ausnutzt, um das Motiv hervorzuheben. Wenn du jedoch Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung fotografieren möchtest, solltest du auf eine solche Hintergrundunschärfe verzichten.

Eine längere Brennweite kann zu einer stärkeren Hintergrundunschärfe führen. Das ist der Grund, warum gern Telezooms eingesetzt werden, um ein Motiv zu isolieren und den Hintergrund in eine attraktive Unschärfe zu tauchen. Wenn man also die Unschärfe verstärken und das Bokeh verbessern möchte, geht man ein paar Schritte zurück und zoomt mit einer längeren Brennweite hinein.

8. Bildkomposition und Licht

Ein Reh steht im hohen Gras.

„Goldene Stunde“ ist eine treffende Bezeichnung. Die Sonne steht in der ersten Stunde nach dem Sonnenaufgang und in der letzten Stunde vor dem Sonnenuntergang sehr tief am Himmel, was der Lichtstimmung eine goldene Wärme verleiht. Aufgenommen mit einer Canon EOS RP (mittlerweile abgelöst von dem Nachfolgemodell EOS R8) und einem Canon RF 100-400mm F5.6-8 IS USM Objektiv bei 373 mm, 1/1.250 Sek., F8 und ISO 1.250. © Ben Hall

Deine Bilder werden noch besser, wenn du deine Motive bei optimaler Beleuchtung fotografierst. Je nach Verhaltensmuster des Tieres solltest du versuchen, die Sonne am frühen Morgen oder am späten Abend auszunutzen. Dann hat sie ein besonderes warmes Licht, das die Farben schöner wirken lässt und interessante Schatten wirft.

Arbeite mit der Drittel-Regel, um eine dynamische Bildkomposition zu erreichen. Die Aktivierung eines 3x3-Gitters im elektronischen Sucher einer Canon EOS R Systemkamera ist dabei sehr hilfreich. Lasse vor dem Motiv mehr Platz als dahinter, damit es so aussieht, als ob das Tier in das Bild hineinschaut oder sich dorthin bewegt, anstatt aus dem Bild heraus.

Wichtig ist dabei, den Hintergrund immer auf Ablenkungen zu überprüfen. Ein helles Objekt in der Ferne oder ein Ast, der aus dem Kopf eines Tieres herauszuwachsen scheint, lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters vom Hauptmotiv ab.

9. Die Tiere in Ruhe lassen

Ein Canon RF 100-500mm F4.5-7.1 L IS USM Zoomobjektiv, das auf den getarnten Beinen eines Wildlife-Fotografen ruht.

Verwende ein Canon Teleobjektiv – egal ob Festbrennweite oder Zoom – wie dieses RF 100-500mm F4.5-7.1 L IS USM, um nicht zu nahe an die Tiere herangehen zu müssen, und nimm alle notwendigen Einstellungen an der Kamera vor, bevor du dich näherst. © Robert Marc Lehmann

Um Tiere in ihrem natürlichen Verhalten zu erfassen, solltest du so leise wie möglich sein und dich im Zickzackkurs nähern, anstatt direkt auf sie zuzugehen. Achte darauf, dass der Wind dir entgegen kommt, wenn du dich näherst, damit dein Geruch von den Tieren weggetragen wird. Nutze vorhandene Bäume, Felsen und andere Elemente in der Landschaft als Deckung und und vermeide auf jeden Fall, dass deine Silhouette sich gegen den Himmel absetzt.

Vergewissere dich, dass deine Kamera eingeschaltet und korrekt eingestellt ist, bevor du dich näher heran begibst. Kameras des EOS R Systems sind viel leiser als DSLR-Kameras, da sich zwischen den einzelnen Aufnahmen kein Spiegel im Gehäuse auf und ab bewegt. Bei Canon EOS R7, EOS R10 und einigen anderen Kameras der Reihe kannst du die Funktion „Leise Aufnahme“ auswählen, wenn du in einem der Kreativzonen-Modi fotografierst. Dadurch werden verschiedene Kamerafunktionen deaktiviert, die sonst ein Tier auf deine Anwesenheit aufmerksam machen könnten, z.B. das Auslösegeräusch, das Auslösen des Blitzes und das AF-Hilfslicht.

Bei vielen Kameras des EOS R Systems lässt sich der Verschlussmodus unabhängig von der Funktion „Leise Aufnahme“ auf elektronisch einstellen. Die Signaltöne der Kamera lassen sich auch im Hauptmenü deaktivieren.

10. Extreme Nahaufnahmen

Nahaufnahme einer Libelle auf einem Zweig vor einem unscharfen Hintergrund, aufgenommen mit einer Canon EOS R50 Kamera und einem Canon RF-S 55-210mm F5-7.1 IS STM Zoomobjektiv.

Mit der richtigen Ausrüstung und viel Geduld kannst du mit der Makrofotografie wirklich hervorragende Bilder von winzigen Motiven aufnehmen. Aufgenommen mit einer Canon EOS R50 und einem Canon RF-S 55-210mm F5-71 IS STM Objektiv bei 210 mm, 1/50 Sek., F7.1 und ISO 100.

Bei Fotografieren von kleineren Motiven, wie z.B. Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten sind Aufnahmen aus extremer Nähe für das endgültige Bild effektiver, weil das Motiv in einer Weitwinkelaufnahme verloren ginge. Eine sehr gute Option für die Aufnahme ist hier ein Makroobjektiv oder auch das Canon RF 100-400mm F5.6-8 IS USM, das eine 0,41-fache Vergrösserung und eine gute Nahfokussierung bietet, mit der du Bilder machen kannst, die einer Makroaufnahme sehr nahe kommen.

Die aktuellen Canon Makro-Objektive verfügen in der Regel über eine hybride Bildstabilisierung, die sie für Aufnahmen aus der Hand bei extremen Nahaufnahmen besonders geeignet macht. Canon RF 35mm F1.8 IS Macro STM und RF 85mm F2 Macro IS STM sind sehr gute Beispiele für entsprechende Festbrennweiten: Sie bieten an der Naheinstellgrenze eine 0,5-fache Vergrösserung für Makroaufnahmen.

Weitere Informationen findest du in unseren Leitfäden zur Auswahl der Ausrüstung für den Einstieg in die Makrofotografie und zu den besten Objektiven für die Wildlife-Fotografie.



Geschrieben von Matthew Richards, Natalie Denton und Marcus Hawkins

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