Reisefotografie ist eines der reizvollsten Genres in der Fotografiebranche. Sie gehört jedoch auch zu den Genres, mit denen sich nur sehr schwer ein Lebensunterhalt verdienen lässt. Die Branche ist hart umkämpft, weshalb Fotografen ein starkes Portfolio aufbauen, es vielseitig gestalten und sich auf sozialen Medien von der Masse abheben müssen.
Viele Reisefotografen haben verschiedene Einnahmequellen. Diese reichen vom Erstellen von Videoinhalten bis hin zum Anbieten von Workshops. Wir sprechen mit drei Reisefotografen, um herauszufinden, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Matthew Vandeputte hat sich auf Zeitrafferfotografie spezialisiert. Er hat verschiedene Möglichkeiten gefunden, um in seiner Nische Geld zu verdienen. Annapurna Mellor ist eine britische Reisefotografin, die gelernt hat, flexibel zu sein, insbesondere als es aufgrund der Covid-19 Pandemie so gut wie keine Reisemöglichkeiten gab. Die Canon Botschafterin Lucia Griggi reist um die Welt und fotografiert Tiere und Abenteuer. Ihr Portfolio baut sie mit weiteren Fähigkeiten, wie dem Filmen aus.
Hier findest du sechs Tipps dieser professionellen Fotografen, wie du deinen Lebensunterhalt mit Reisefotografie verdienen kannst.
REISE
Geld verdienen als Reisefotograf – so machen es die Profis
1. Preise einzigartige Reisen dem richtigen Abnehmer gegenüber an
Im Bereich der Reisefotografie ist es besonders wichtig, den richtigen Abnehmer zu finden. Dafür sind so viele Nachforschungen wie möglich nötig, um nicht nur den Abnehmer zu finden, der sich höchstwahrscheinlich für die Arbeiten interessiert, sondern auch um seine Reise auf eine ganz einzigartige Weise anzupreisen.
Wie Griggi sagt: „Mache deine Hausaufgaben und nutze einen einzigartigen, überzeugenden Ansatz.“
Am einfachsten geht das durch intensive Recherche in verschiedenen Zeitschriften und Online-Ressourcen zum Thema Reisen. „Du solltest mit den verschiedenen Features, die der Anbieter veröffentlicht, vertraut sein und solltest seinen Stil kennen“, so Mellor. „Wenn du eine Idee vorschlagen möchtest, kann es nützlich sein, nachzusehen, ob vor kurzem schon einmal etwas Ähnliches oder etwas aus derselben Region veröffentlicht wurde.“
Einige Reiseziele sind für bestimmte Redakteure interessanter als andere. „Ort, an denen es politische Unruhen gibt oder deren Besuch gefährlich ist, bieten keinen grossen Anreiz für Reisemagazine. Sie könnten die Orte nämlich nicht als mögliches Reiseziel für die Leser präsentieren“, fährt Mellor fort. „Magazine und Zeitungen, die Dokumentarfotografie veröffentlichen, könnten jedoch interessiert sein.“
Sie rät auch, bei Vorschlägen für Leitartikel Terminvorgaben zu berücksichtigen. „Die meisten Zeitschriften arbeiten einige Monate im Voraus. Wenn deine Story beispielsweise vom europäischen Winter handelt, musst du diese Idee ungefähr am Ende des Sommers vorschlagen, um sicherzugehen, dass sie für die Winterausgabe in Betracht gezogen wird.“
Besitzt du eine Canon Ausrüstung?
Für Auftragsarbeiten empfiehlt Vandeputte, einfach die Marken zu fragen, was sie benötigen. „Wenn eine Marke beispielsweise ein neues Produkt veröffentlicht und Aufnahmen von diesem Produkt in einem Lifestyle- oder Reise-Setting benötigt, dann sprich darüber, wohin du das Produkt gegen eine Gebühr mitnehmen und wie viel Inhalte du ihnen dafür liefern würdest“, rät er.
2. Entwickle eine Nische
Reisefotografie ist bereits eine ganz eigene Nische. Es lohnt sich jedoch, so viele Möglichkeiten wie möglich innerhalb des Genres zu erkunden. Vandeputte hat regen Gebrauch von seinem Können in Bezug auf Zeitraffer- und Hyperlapse-Videos (siehe Beispiel oben) gemacht. Er hat für grosse internationale Marken, darunter Google und Ford, gearbeitet.
„Ich sage immer, dass es wichtig ist, eine Nische zu haben. In der Reisefotografie hast du hunderte Nischen, in denen du tätig sein könntest. Alles von Solo-Reisen bis hin zu veganen und nachhaltigen Reisen ist möglich“, meint er. „Es gibt für alles eine Nische und in jeder Nische gibt es jemanden an der Spitze, der Inhalte erstellt. Wenn du Glück hast, dann bist du das.“
Auch Griggis Bilder wurden unter anderem von National Geographic, Condé Nast Traveller und der BBC auf internationaler Ebene veröffentlicht. Ausserdem zählen Unternehmen wie Jeep und Patagonia zu ihren Kunden. Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit Reisefotografie verdienen möchten, empfiehlt sie, herauszufinden, welche Reiseziele am gefragtesten sind. „Für mich sind es die Arktis und die Antarktis. Beides sind abgelegene Orte, an die nicht jeder ohne weiteres gelangen kann“, sagt sie.
Die besten Orte für Vandeputte sind Orte, die bislang noch nicht ständig durch soziale Medien angepriesen werden. „Mir gefallen all jene Orte, über die noch nicht zigtausende Male auf Instagram gepostet wurde“, sagt er. „Mein Fokus liegt häufig auf der natürlichen Schönheit einer Gegend oder des Himmels. Ich muss mir keine allzu grossen Gedanken über Klischees oder zu oft genutzte Orte machen. Einige meiner Lieblingsbilder habe ich in entlegenen Teilen von Vanuatu im südlichen Pazifik gemacht.“
3. Reagiere und sei flexibel
Als Reisefotograf musst du unterwegs flexibel sein. Es gibt zahlreiche verschiedene Untergattungen, von der Landschaftsfotografie bis hin zur Porträtfotografie und alles dazwischen. Du musst auch flexibel sein, wenn Reisemöglichkeiten nur begrenzt verfügbar oder schwer zu bekommen sind.
Mellor ist eine Reise- und Dokumentarfotografin, die in der Vergangenheit für Zeitschriften wie National Geographic und kommerzielle Kunden, zum Beispiel Intrepid Travel, gearbeitet hat. „Es ist sehr schwierig, in dieser Branche Fuss zu fassen. Da die Reisebranche aufgrund der Pandemie in den letzten paar Jahren in Aufruhr war, ist es eine besonders schwierige Zeit“; erklärt sie. „Als sich die Pandemie ausbreitete, verlor ich viele meiner internationalen Aufträge. Ich arbeite jetzt mit einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz im Vereinigten Königreich, dem National Trust, zusammen. Diese befasst sich mit dem Denkmalschutz. So reise ich nur mehr im Vereinigten Königreich umher.“
Auf der Suche nach Aufträgen ist es ausserdem wichtig, dazu bereit zu sein, sich auch mit anderen Genres zu befassen. „Ich würde niemandem raten, ausschliesslich Auftrage aus der Reisebranche anzunehmen“, fährt Mellor fort. „Achte drauf, dass du deine Fähigkeiten auch in anderen Bereichen der Fotografie anwenden kannst und suche nach Arbeit in diesen Bereichen.“
4. Erlerne weitere Fähigkeiten und investiere in deine Ausrüstung
Die Arbeiten der heutzutage erfolgreichsten Reisefotografen umfassen auch Videos. „Obwohl Fotografen und Fotos immer noch ihren Platz haben“, so Griggi, „haben Fotografen, die sich weiterentwickeln können, im digitalen Zeitalter mehr Möglichkeiten. Dazu muss man sich nur Content-Marketing oder Online-Publikationen ansehen.“
„Eine natürliche Weiterentwicklung des Fotografierens ist die Arbeit mit Videos. Du könntest Videoclips für Kunden machen oder sogar eine Art Asset Management anbieten. Heutzutage muss alles schneller gehen, und du musst dazu bereit sein, mit diesem Tempo mitzugehen.“
Es ist auch besonders wichtig, die beste Ausrüstung für Reisefotografie zu besitzen. Die Ausrüstung muss vielseitig, flexibel und zuverlässig sein. Dieser letzte Punkt ist vor allem für Reisefotografen wichtig, die im Freien arbeiten. Aus diesem Grund eignen sich Kameras wie die Canon EOS R3, die EOS R5 und die EOS R6 so hervorragend für das Genre. Mit ihr kannst du sowohl Videos als auch Fotos mit hoher Auflösung aufnehmen. Die Kameras bieten eine hervorragende Leistung bei wenig Licht und sind gleichzeitig so klein und leicht, dass sie ganz einfach rund um die Welt mitreisen können.
„Die Canon Systemkameras sind toll. Auch wenn deine Sammlung an Objektiven wächst, ist die Ausrüstung immer noch leicht“, ergänzt Mellor.
5. Aufbauen einer Fangemeinde in den sozialen Medien
Heutzutage kommen viele Aufträge und andere Arbeitsangebote aufgrund einer grossen Fangemeinde in sozialen Medien zustande. „Wenn ich darüber nachdenke, ein Team für einen lukrativen Auftrag zusammenzustellen, sehe ich mir hauptsächlich die Instagram-Kanäle der Personen an. So bekomme ich eine Vorstellung von den Arbeiten dieser Personen, bevor ich mit ihnen Kontakt aufnehmen“, so Griggi. „Soziale Kanäle sind extrem wichtig.“ Die Antwort auf die Frage, welche Plattformen die wichtigsten sind, ändert sich ständig. Es ist also durchaus sinnvoll, bestmöglich auf dem Laufenden zu bleiben und mit der Zeit zu gehen.
Vandeputte, dessen Einkommen zu „einem erheblichen Teil“ aus sozialen Medien stammt, ist der Meinung, dass es vor allem darum gehe, wie stark die Interaktion in den eigenen Kanälen in sozialen Medien ist. „Ich habe mich selbst im Vergleich zu meinen Kollegen immer als eine Art Aussenseiter gesehen“, sagt er. „Ich habe Freunde mit Millionen an Followern. Ich selbst habe jedoch nur rund 92.000 Follower auf Instagram. Mir ist jedoch ein kleinerer Account mit treuen Followern lieber als ein grösserer Account mit Followern, denen man egal ist und die es nicht kümmert, was man tut und wer man ist.“
Seiner Meinung nach sollten Fotografen so oft wie möglich etwas posten. Bei den Posts muss es sich jedoch nicht um ausgearbeitete und perfekte Arbeiten handeln. „Achte darauf, auch einige Inhalte mit Blick hinter die Kulissen festzuhalten. Den Menschen gefällt es, wenn sie sehen, wie etwas abläuft“, rät er. „Du könntest auch Arbeiten posten, die noch nicht fertig sind, oder du könntest posten, während du dich auf eine bestimmte Reise vorbereitest. Viele Menschen interessieren sich besonders für Kameraausrüstung. Trau dich also, auch etwas darüber zu posten.“
Den Lebensunterhalt mit Landschaftsaufnahmen verdienen
6. Schaffe weitere Produkte, die du verkaufen kannst
Neben Fotos und Videos gibt es noch viele weitere Produkte – egal ob in physischer oder digitaler Form –, die Reisefotografen verkaufen können, um Geld zu verdienen. Von Drucken und anderen bedruckten Artikeln wie Kleidung, Lesezeichen und Bechern bis hin zu digitalen Produkten wie herunterladbaren Voreinstellungen und Online-Tutorials.
Vandeputte ist zu einem wahren Experten in diesem Bereich geworden und verkauft sogar E-Books, in denen er anderen Fotografen erklärt, wie sie sich eine passive Nebeneinnahmequelle aufbauen können. Andere E-Books beinhalten Anleitungen darüber, wie Zeitraffer-Aufnahmen erstellt werden. Er verkauft auch andere Produkte wie Kurse und Voreinstellungen, die als Downloads verfügbar sind. Er sagt: „Schlussendlich läuft es darauf hinaus, Menschen Wissen zu bieten.“
Mit einer schnellen Google-Suche lässt sich ganz einfach herausfinden, was sich gut verkauft. „Ich suche auf Google nach ‚Wie mache ich Zeitraffer mit...‘ und dann nutze ich die Autocomplete-Funktion“, erklärt Vandeputte. „Ein Ergebnis war ‚Wie mache ich Zeitraffer mit der Canon EOS R5‘. Da es das Ergebnis der Autocomplete-Funktion ist, weiss ich, dass viele Menschen danach gesucht haben. Wenn niemand diese Inhalte erstellt, kann ich das tun. Wenn jemand die Inhalte jedoch erstellt hat, kann ich diese verbessern.“
Affiliate-Links sind eine weitere tolle Möglichkeit, mit der Reisefotografen ihr Einkommen steigern können. Laut Vandeputte machen sie circa 20 % seines passiven Nebeneinkommens aus. Indem du ein bestimmtes Produkt in deinen Social-Media-Feeds oder auf deiner Webseite erwähnst und noch wichtiger, wo es erhältlich ist, kannst mit deinen Inhalten auf tolle Weise Geld verdienen. Die meisten grossen Online-Händler haben ein Affiliate-Link Programm. Du musst nur danach suchen.
Ganz egal, ob du Reisebilder für kommerzielle oder redaktionelle Kunden machst oder vielleicht sogar andere Einnahmequellen hast. Vandeputte zufolge gibt es immer Möglichkeiten, in dieser Branche tätig zu sein. „Reiseziele, Hotels und andere Marken aus der Reisebranche sind immer auf der Suche nach neuen Inhalten und Content-Erstellern“, sagt er. Griggi ist auch überzeugt, dass es möglich ist, mit Reisefotografie seinen Lebensunterhalt zu verdienen. „Rund 80–90 % meiner Arbeit findet in der Reisefotografie statt“, sagt sie. „Es handelt sich um einen grossen Markt. Du musst nur deine eigene Nische oder eine andere Perspektive finden, um die Geschichten verschiedener Orte zu erzählen.“
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