Ein erstklassiges Portfolio ist für jeden aufstrebenden Fotografen das A und O. Dein Portfolio kann entscheidend dafür sein, ob du den wichtigen ersten Auftrag bekommst, mit dem du deine Karriere ankurbeln kannst, oder ob du in einem weniger kreativen Job festhängst und immer noch auf eine Chance wartest.
Das Portfolio ist das grösste Kapital von Fotografen. Es präsentiert ihre Arbeit und zeigt, was sie können. Um die vielbeschäftigten Mitglieder einer Redaktion in möglichst kurzer Zeit zu überzeugen, brauchst du ein makellos gestaltetes Portfolio, das mit echter Leidenschaft präsentiert wird und heraussticht. Wie sollte also ein Fotografie-Portfolio aussehen?
Tipps für die Erstellung eines Portfolio erhältst du hier von vier Experten: dem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Fotojournalisten Daniel Etter, dem Porträt- und Dokumentarfotografen Travis Hodges und der Chefredakteurin des Huck Magazine, Andrea Kurland, die alle Mentoren des Canon Student Development Programme (CSDP) waren, sowie von Junior Art Director und ehemaliger CSDP-Teilnehmerin Sarah Köster.
Erstellung eines perfekten Fotografie-Portfolio
- Wähle die Arbeiten aus, die dich am besten repräsentierten
- Finde die Essenz einer Story, um eine Erzählung aufzubauen
- Was macht ein gutes Fotografie-Portfolio aus?
- Wie viele Fotos sollte ein Fotografie-Portfolio enthalten?
- Erstelle ein digitales Portfolio und sei kreativ
- Aber unterschätze nicht den Wert von Drucken
- Zeige deine kreativen Fähigkeiten durch Videos
- Scheue dich nicht, um Hilfe zu bitten
- Knüpfe Kontakte und pflege sie
1. Wähle die Arbeiten aus, die dich am besten repräsentieren
Egal, ob du dein Fotografie-Portfolio digital per E-Mail verschickst oder es einem Interessenten direkt präsentierst – wähle nur Bilder aus, auf die du stolz bist, und verzichte auf Lückenfüller. „Du solltest unbedingt deinen einzigartigen Stil zum Ausdruck bringen – wofür du bekannt sein willst und was du weiterhin tun willst“, rät Köster.
Nachdem du eine erste Auswahl getroffen hast, solltest du eine zweite Meinung von Kommilitonen oder Mentoren einholen, empfiehlt Sarah. „Als Fotografin oder Fotograf kannst du zu emotional sein, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen. Du triffst deine Wahl eventuell aufgrund von Erinnerungen und nicht, weil es das beste Foto ist“, erklärt sie.
Wenn du ein Portfolio für einen bestimmten Zweck vorbereitest, sollte es aber auch so gestaltet sein, dass es relevant ist. „Wenn du deine Arbeit bei einem Wettbewerb präsentierst, bei dem die Jury tausende von Bildern durchsieht, ist es wichtig, dass das erste Bild besonders aussagekräftig ist und ihr Interesse weckt“, rät Andrea. „Wenn du aber dein Portfolio einem Redakteur einer bestimmten Publikation präsentierst, muss dieses auch relevant sein. Du kannst ein paar aussagekräftige Bilder als Grundlage haben, aber ändere dein Portfolio abhängig davon, wen du mit deiner Arbeit ansprechen möchtest und zu welchem Zweck.“
2. Finde die Essenz einer Story, um eine Erzählung aufzubauen
„Gute Storys erfordern normalerweise viel Zeit und Geduld, denn die Leute sollen vergessen, dass du da bist – je mehr sie dich vergessen, desto besser wird das Bild“, sagt Daniel. Als Beispiel führt er das Fotografieren von Einsamkeit an: „Einsamkeit kann Traurigkeit, Langeweile und Verzweiflung bedeuten, aber sie kann auch etwas sein, das einsame Menschen zu bekämpfen versuchen, indem sie einen Tanzkurs besuchen. Versuche also einfach, diese Momente zu finden, die die wesentlichen Charakterzüge einer Person und ihrer Geschichte herauskristallisieren.“
Eine Story mit Fotos zu erzählen, kann komplizierter sein als sie mit Worten zu erzählen. Trotzdem musst du versuchen, alle Elemente abzudecken. „Du stellst den Schauplatz und die Personen vor, erzählst die Geschichte und präsentierst dann eine Pointe“, erklärt Daniel. „Bei der Fotografie funktioniert das nicht immer so. Trotzdem musst du versuchen, mit deinen Bildern eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen.
Manchmal geht es bei diesen Geschichten um Orte oder Ereignisse, manchmal um Personen, also musst du diese Szenarien auf unterschiedliche Weise angehen“, ergänzt er. „Am Anfang ist es am einfachsten, wenn du dich auf eine Person konzentrierst und versuchst, das zu fotografieren, was ihr Leben einzigartig macht.“ Eine aussagekräftige Story in deinem Portfolio hilft, den Interessenten zu beeindrucken.
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3. Was macht ein gutes Fotografie-Portfolio aus?
Zu Travis' Kunden gehören Time Out, The Big Issue und Cancer Research, daher hat er im Laufe der Jahre viele Portfolios durchgesehen bzw. selbst präsentiert. „Die stärksten Portfolios , die ich gesehen habe, sind die, die eine Absicht erkennen lassen. Die Fotografen wissen, was sie sagen wollen, und sowohl ihre Bilder als auch ihre Texte sind klar und prägnant“, sagt er.
Daniel hat als CSDP-Mentor viele Teilnehmende beraten und ist davon überzeugt, dass auch aus den einfachsten Erzählungen starke Storys entstehen können. „Ich hatte einen Schüler aus Galizien, Spanien, und ich habe seine Geschichte über ein kleines Dorf betreut“, erinnert er sich. „Dort passiert nicht viel, aber genau das macht es interessant. Es ist ein kleines Dorf und es herrscht dort enge Verbundenheit und Vertrautheit. Da stehen nur ein paar Häuser auf einem Hügel, aber sobald du dich verbunden fühlst und den Zugang findest, kannst du so ziemlich jeden Ort interessant machen. Du musst eine Story haben, aber wenn du Zeit an einem Ort verbringst und deine Augen offen hältst, kannst du so ziemlich alles in eine gute Story verwandeln.“
4. Wie viele Fotos sollte ein Fotografie-Portfolio enthalten?
In der Fotografie schreitet die Spezialisierung voran, du musst also nicht jedes Genre abdecken. Wenn er ein Portfolio bewertet, erwartet Etter ein oder zwei starke Geschichten oder Projekte im Detail zu sehen. Mehr kann man nicht aufnehmen. „Überfordere die Leute nicht mit zu vielen Bildern. Halte es kurz und bündig und vergiss nicht, was du eigentlich rüberbringen willst“, rät er.
Für eine grosse Story brauchst du wahrscheinlich 15 Bilder, für etwas Kürzeres vielleicht sieben bis 12 Bilder, empfiehlt er. „Wenn du seit Jahren an etwas arbeitest, kannst du natürlich auch mehr zeigen, aber das würde ich nicht tun. Auch wenn du mehr anstrebst und wenn du mehr Vielfalt hast, so dass deine Zusammenstellung theoretisch länger werden könnte, ist es hilfreich, kurz und präzise zu bleiben, und nur die besten Bilder zu verwenden.“
Du kannst auch mehrere Versionen deines Portfolios haben, so wie Sarah. „Ich habe eine kürzere Version, die nur meine besten Arbeiten zeigt und eine längere Version – die ich während des CSDP entwickelt habe. Darin konzentriere ich mich zu Beginn auf zwei bis drei Projekte und zeige danach eine weitere Auswahl meiner besten Arbeiten“, erklärt sie. „Die Auswahl sollte ausgewogen sein und neugierig auf mehr machen. Trotzdem sollten die Leute sehen können, wer du bist und worum es dir geht.“
5. Erstelle ein digitales Portfolio und sei kreativ
Im digitalen Zeitalter ist der Versand von Portfolios per E-Mail immer beliebter geworden. Sarah hat PDF-Portfolios, die sie aus der Ferne präsentieren oder an potenzielle Kunden schicken kann. PDFs bieten mehr Anpassungsmöglichkeiten und Kontrolle. Ein digitales Portfolio bietet einen einzigartigen Vorteil: Du kannst das Layout nach Belieben anpassen. „Es ist wichtig, dass du mit deinen Bildern spielst, um sie bestmöglich zu präsentieren“, sagt Sarah.
Denk aber daran, die Dinge nicht zu verkomplizieren. Es kann leicht passieren, dass man sich beim Experimentieren mit dem Layout verzettelt. „Am Anfang packst du vielleicht zu viel hinein, zu viel Typografie oder zu viele Fotos auf einer Seite“, erklärt sie. „Aber du solltest versuchen, es einfach und minimalistisch zu halten. Das Layout und die Fotos sollten voneinander profitieren und das Portfolio stärker machen, nicht schwächer.“
6. Aber unterschätze nicht den Wert von Drucken
Ein gedrucktes Portfolio ist eine Investition, wenn du am Anfang stehst, aber es ist es wert, wenn du deine Arbeit optimal präsentieren willst. Mit dem einfach zu bedienenden Canon PIXMA PRO-200 lassen sich Farb- und Schwarz-Weiss-Bilder in hoher Qualität drucken. Der Canon imagePROGRAF PRO-1000 ist ein A2-Desktopdrucker mit einem fortschrittlichen 12-Tintensystem für aussergewöhnliche Ergebnisse.
Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit an der Universität erstellte Sarah ein Fotobuch und veröffentlichte es selbst. „So ein Fotobuch kann auch als Portfolio dienen oder eine tolle Ergänzung für dein eigenes Archiv sein“, sagt sie. „Ich habe dafür bei den German Art Directors Club Talent Awards Gold gewonnen, und so hat die Jury, zu der auch der Creative Director gehörte, meine Arbeit gesehen.“
Ausserdem hat Sarah auch Postkarten mit verschiedenen Motiven gedruckt. Auf jeder Postkarte befand sich ein attraktives Bild sowie alle wichtigen Informationen. „Wenn ich mich mit jemandem treffe, zum Beispiel mit einem Redakteur, hinterlasse ich auf der Rückseite eine kleine handschriftliche Notiz“, sagt sie. „Ich weiss, dass einige Redaktionen diese Karten gerne in ihrem Büro ausstellen.“ Das kann helfen, deine Arbeit bekannt zu machen, und ist eine kleine Werbung.
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7. Zeige deine kreativen Fähigkeiten durch Videos
Obwohl Sarahs Hauptaugenmerk auf der Fotografie liegt, zeigt sie auf ihrer Website eine kleine Auswahl an Videos. „Wenn du zeigst, dass du auch Videos machst und beides kannst, hast du einen Vorteil gegenüber anderen“, sagt sie. „Auf diese Weise können die Kunden sehen und verstehen, wie ich die Welt sehe und wie ich einen Moment festhalte. Ausserdem kannst du dem Kunden zeigen, dass er keinen separaten Videofilmer buchen muss, wenn er dich engagiert. Das kann ein Vorteil sein, ist aber nicht unbedingt notwendig, um als Fotograf erfolgreich zu sein.“
Dem stimmt Daniel zu. Er betont aber, dass du nur dann Videos einbinden solltest, wenn du von deinen Fähigkeiten überzeugt bist.
8. Scheue dich nicht, um Hilfe zu bitten
Man kann von anderen eine Menge lernen. Egal, ob es sich um Kollegen oder Mentoren handelt, jeder hat eine einzigartige Sichtweise. Die Teilnahme an einem Programm wie dem CSDP, so wie Sarah es getan hat, kann sich auf deinem Weg als Fotograf als nützlich erweisen. „Der Austausch mit erfahrenen Fotografen hat mir wirklich geholfen“, sagt sie. „Ich habe gelernt, wie man alles in einem Portfolio zusammenfasst und wie man zeigt, wofür die eigene Arbeit steht, wofür man bekannt sein möchte und wofür man gerne gebucht werden würde.“
Travis ergänzt: „Hol dir den Rat von Leuten, deren Meinung du vertraust. Lass dein Portfolio probeweise von Leuten durchsehen und verfeinere dadurch sowohl deine Zusammenstellung als auch deine persönliche Story. Denk aber daran, dass die Leute verschiedene Meinungen haben. Bitte also mehrere Personen, denen du vertraust, um ihre ehrliche Meinung.“
9. Knüpfe Kontakte und pflege sie
Ein Portfolio ist ein Marketinginstrument, mit dem du dir ein Netzwerk aufbauen kannst. Gib den Interessierten deine Visitenkarte, damit sie dich später kontaktieren können. „Das Treffen ist der Anfang einer Beziehung“, meint Andrea. „Bemüh dich daher um sympathisches Auftreten, und melde dich regelmässig.
Es ist auch wichtig, sich von einer Absage nicht entmutigen zu lassen. Es kann sein, dass in der Redaktion gerade nicht nach deiner bestimmten Story gesucht wird. Das schliesst dich aber nicht für immer aus.“ „Sei nach einem Treffen nicht enttäuscht, wenn nicht alles sofort funktioniert hat“, sagt Andrea. „Die Redaktion kommt womöglich in ein paar Jahren mit einer Story auf dich zurück, die perfekt zu dir passt.“
Du solltest aber nicht nach dem Giesskannenprinzip vorgehen, rät Daniel. „Versuche, ein Gefühl dafür zu bekommen, was die Person braucht, was sie will und was du ihr bieten kannst. Und wenn du bereit bist, nimmst du Kontakt auf. Warte, bis du etwas anzubieten hast.“
Mit diesen Tipps kannst du dein Fotografie-Portfolio auf ein neues Niveau heben. Sei selbstbewusst, enthusiastisch und engagiert – und, so Travis: „Sei auf die Frage vorbereitet, woran du gerade arbeitest.“
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