Die meisten Sportfotos erreichen die Öffentlichkeit über Agenturen wie Getty Images, Reuters und die European Pressphoto Agency, und doch wissen nur wenige von uns mehr über die Fotografen, die die Fotos machen. Was sind die guten und die schlechten Seiten der Agenturarbeit? Warum entscheiden sich Fotografen dafür? Wie lange sind sie von zu Hause weg und wie viel kreative Freiheit wird ihnen ermöglicht?
Richard Heathcote, erfahrener Sportfotograf bei Getty Images, ist einer der routiniertesten aktiven Agenturfotografen. Seit 25 Jahren ist er professioneller Fotograf und hat von unzähligen Sportveranstaltungen berichtet, darunter die bekanntesten internationalen Fussball- und Rugbyturniere sowie weitere Sportturniere. Im Jahr 2019 wurde er von der Sports Journalist Association mit dem Titel „Photographer of the Year“ ausgezeichnet und war im Jahr 2020 der Gesamtsieger bei den World Sports Photography Awards.
Hier gibt Heathcote Einblicke in sein Leben als Agenturfotograf, spricht über seinen Workflow bei der Berichterstattung von grossen Sportveranstaltungen und verrät, welchen Einfluss das EOS R System von Canon auf seine Arbeit hat.
Lange Aufträge und pfeilschnelle Lieferzeiten: Das Leben als Sportfotograf in einer Agentur
Das gesamte Gespräch findest du in dieser Episode des Canon Podcasts „Shutter Stories“:
Die Vorteile der Agenturarbeit
Heathcote beendete das College im Jahr 1996 und war rund ein Jahr lang freiberuflich tätig, bevor er sich Action Images als festangestellter Fotograf anschloss. Er wechselte 2004 zu Getty Images und ist seitdem dort tätig. „Es gefällt mir, wie Agenturen arbeiten“, erklärt er. „Es gibt mehr Möglichkeiten dort: Gewöhnlich gibt es nur einen Sportfotografen pro Zeitung, wohingegen wir 25 bis 30 festangestellte Fotografen allein in Grossbritannien haben müssen. Hinzu kommen noch die ganzen Freiberufler. Wenn du für eine Zeitung arbeitest, kann es sein, dass du öfter bei hochkarätigen Veranstaltungen tätig bist, aber als Agenturfotograf reist du viel mehr und berichtest über unterschiedliche Sportarten.“
Die meiste Arbeit erhält er von seinen auftraggebenden Redakteuren, die sich um die tagtägliche, gleichmässige Abdeckung der redaktionell betreuten Veranstaltungen kümmern, aber die Agenturfotografen werden auch ermuntert, ihre eigenen Ideen einzubringen. „Es kann etwas sein, das ein wenig anders ist als das, woran wir interessiert sind, oder etwas, das ein paar schöne Bilder ergeben würde“, sagt er. „Wenn es vielversprechend ist, wird uns die Freiheit eingeräumt, es in unseren Zeitplan einzubauen.“
Die einzige wirkliche Kehrseite des Jobs, sagt er, seien die langen Zeiten, in denen er nicht bei seiner Familie sein könne. „Oft bin ich zwei bis vier Wochen am Stück unterwegs“, erklärt er. „Bei Grossveranstaltungen bin ich sieben oder acht Wochen weg. Das umfasst die Planungsphase, in der ich z. B. ferngesteuerte Kameras an Orten aufbaue, an denen wir keinen Fotografen stationieren können. Ich habe jedoch wirklich Glück, weil die auftraggebenden Redakteure im selben Alter sind wie ich und Familien haben, sodass alle flexibel sind. Und heutzutage ist es so einfach, in jeder Zeitzone der Welt zu kommunizieren; du kannst immer die Zeit dazu finden, sicherzustellen, dass du mit deiner Familie in Kontakt bist.“
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Schnelle und effiziente Bildübertragung
Die Agentur nutzt laut Heathcote einen „Tag-and-Send“-Workflow, bei dem alle Ereignisse, über die die Agentur berichtet, durch das Redaktionsteam in Echtzeit bearbeitet werden. „Bei einem Fussballspiel mache ich rund 1.000 Fotos“, erklärt er. „Ungefähr 150 davon lade ich für unsere Redakteure hoch, damit sie entscheiden können, welche sie verwenden, behalten oder verwerfen wollen. Von diesen 150 landen vielleicht 75 auf der Seite oder werden veröffentlicht.
„Wenn ich Bilder aufnehme, füge ich eine Erläuterung per Sprachaufnahme und Tags hinzu und verschicke sie. Ich verwende die Memoaufnahmefunktion der Kamera, um Bildbeschreibungen für die Datei zu erfassen und anschliessend die Funktion zum Sperren der Datei, um sie zu markieren. In den Bildübertragungsoptionen wähle ich „Nicht übertragene gesperrte Dateien“ aus und lade sie dann zu dem von mir ausgewählten FTP-Ziel hoch. Dadurch spare ich Zeit, weil ich auf dem LCD-Monitor nicht Bild für Bild durch die Fotos blättern und sie einzeln verschicken muss.
„Unsere Bearbeitungssoftware läuft auf einem Cloud-Server, mit dem sich alle Redakteure während eines Zoom-Anrufs gleichzeitig verbinden. Die Bilder gehen bei den Redakteuren ein, sie wählen aus, was sie haben wollen, bearbeiten die Fotos kurz, fügen dann eine Bildbeschreibung hinzu und laden sie auf unsere Seite hoch. Wir können Bilder extrem schnell hochladen, wenn es sein muss: Ab dem Moment, an dem ein Foto von meiner Kamera auf dem FTP-Server angekommen ist, kann es in weniger als 40 Sekunden an unsere Kunden gesendet werden.“
EOS R Systemkameras von Canon wurden entwickelt, um den Austausch von Bildern so einfach und schnell wie möglich zu machen. Als Agenturfotograf nutzt Heathcote häufig die Möglichkeit der Canon EOS R5 zur sicheren Dateiübertragung. „Die Möglichkeit, Bilder direkt in „Echtzeit“ während unserer Arbeit an unsere Redakteure zu senden, hilft uns dabei, sie extrem schnell auf den Markt zu bringen“, erklärt er. „Es ist überlebenswichtig, Kunden nicht nur grossartige Bilder zu liefern, sondern auch dazu in der Lage zu sein, sie so schnell wie möglich zu liefern.“
Das Flaggschiff Canon EOS R3 verbindet sich über seinen Kabel-LAN-Anschluss und 2,4/5GHz mit Computernetzwerken, Laptops und Mobilgeräten. Die EOS R3 ist auch mit der App Canon Mobile File Transfer kompatibel, mithilfe derer professionelle Fotografen Bildern Metadaten per Eingabe- oder Sprachassistent hinzufügen können. Diese Bilder können dann von einem Smartphone aus übertragen werden. Dies kann via WLAN oder via mobile Daten geschehen.
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„Theoretisch hätte ein externer Wireless File Transmitter (WFT) ein besseres Signal, aber die interne Antenne der Canon EOS R3 scheint ausgesprochen gut zu sein“, so Heathcote. „Ausserdem ist das 5-GHz-WLAN im Gehäuse verbaut und erleichtert uns so den Alltag. Gelegentlich gibt es grosse Neuerungen in Sachen Kameratechnologien, aber meistens sind es die kleineren Innovationen in den neuen Modellen, die tatsächlich die grössten Unterschiede machen.“
Mehr Möglichkeiten
Heathcote arbeitet schon seit der Markteinführung mit der Canon EOS R5. „Es ist einfach eine fantastische Kamera“, sagt er. „Man kann sie für manche Sportarten verwenden und für andere wiederum nicht, da dort das Risiko eines Rolling-Shutter-Effekts besteht, aber so sucht man sich eben seine Themen aus. Ich habe sie zusammen mit meiner Canon EOS-1D X Mark III verwendet. Das sind meine derzeitigen Arbeitstiere.“
Der Rolling-Shutter-Effekt ist ein bekanntes Phänomen, wenn Kameras einen elektronischen Verschluss nutzen: Die Kamera liest die Daten vom Bildsensor Zeile für Zeile von oben nach unten, und in der Zeit, in der sie das tut, könnten sich sehr schnell bewegende Objekte ihre Position verändert haben. Das Ergebnis sind Objekte, die gedehnt oder verzogen erscheinen, z. B. im Falle von sich bewegenden Golfschlägern. Um dies zu verhindern, verwenden viele Fotografen lieber mechanische Verschlüsse (die gewöhnlich mit einer etwas niedrigeren Bildrate einhergehen), aber der Highspeed-Sensor in der Canon EOS R3 minimiert Rolling-Shutter-Verzerrungen, wie Motorsportfotograf Vladimir Rys beim Fotografieren einer Elektroauto-Rallye festgestellt hat.
„Ich würde definitiv sagen, dass das Canon EOS R System meine Produktionen abwechslungsreicher gestaltet hat“, so Heathcote weiter. „Der geräuschlose Verschluss und die grössere Aufnahmegeschwindigkeit ermöglichen es, Dinge zu tun, die zuvor nicht möglich waren. Beispielsweise kann bei Veranstaltungen, zu denen aufgrund von COVID-19 keine Zuschauer zugelassen waren, jeder den Verschluss einer EOS-1D X Mark III bei 16 Bildern/s hören. Macht man hingegen Aufnahmen mit einem Gehäuse des EOS R Systems, ist der Verschluss nicht hörbar. Die Sportler werden nicht abgelenkt, und man kann Bilder machen, bei denen man es sich zuvor zweimal überlegt hätte, ob man sie machen soll.“
Die Vorteile der EOS R3
Die Canon EOS R3 wurde speziell dazu entwickelt, die Bedürfnisse von Sport- und Nachrichtenfotografen zu erfüllen, und Heathcote ist beeindruckt von dem, was er bisher gesehen hat. „Sie ist ein wenig kleiner als die EOS-1D X Mark III, und obwohl sie auch leichter ist, fühlt sie sich wie ein vertrautes und angenehmes Werkzeug in der Hand an. Das bedeutet, dass man sich schneller daran gewöhnt, sie zu nutzen“, erklärt er. „Zu einem Auftrag mit etwas zu gehen, das komplett anders ist, ist wirklich das Letzte, das man will, da man dann mehr damit beschäftigt ist, darüber nachzudenken, was man mit der Kamera macht, als mit dem Objekt vor der Linse.
„Der elektronische Sucher der EOS R3 ist absolut fantastisch und eindeutig der beste, den ich bei spiegellosen Kameras gesehen habe. Das AF-System mit Augensteuerung ist eingebaut, und das ist möglicherweise einer der Gründe, warum der Sucher so gross ist, aber infolgedessen ist er wirklich angenehm zu verwenden. Die Bildfrequenz von 30 Bildern/s ist auch grossartig: Wenn ich beispielsweise eine Sequenz von Schlägen im Golf oder Tennis fotografiere, habe ich einfach mehr Bilder zur Auswahl.“
Kürzlich hat Heathcote die EOS R3 bei einem grossen Golfturnier zum ersten Mal verwendet und sagt: „Sie hat sich zu einer eigenständigen Kamera als verlässliche, spiegellose Version der EOS-1D X Mark III entwickelt.“ Er empfand den Workflow mit den beiden Kameras als fast identisch, aber die Funktionen der R3, einschliesslich des leisen Aufnahmemodus, des elektronischen Suchers und der hohen ISO-Empfindlichkeit, brachten neue Vorteile hervor, die ihm bei seiner Arbeit halfen.
„Ich konnte fotografieren, wann immer ich wollte, und musste dabei keine Angst haben, die Spieler zu irritieren. Ich konnte die AF-Messfelder ihre Arbeit machen lassen und die Gesichter/Augen im Blick behalten. Dadurch konnte ich mich darauf konzentrieren, wo im Bild sich die Person befindet und ob sie irgendwelche plötzlichen Bewegungen macht“, führt er weiter aus. „Ich konnte auch sicherstellen, dass die Belichtung perfekt war, insbesondere bei Silhouetten. Dadurch, dass ich in der Lage war, extrem kurze Verschlusszeiten zu verwenden, konnte ich eine geringere Tiefenschärfe beibehalten, um die Person hervorspringen zu lassen.“
Heathcote ist überzeugt, dass er die Canon EOS R3 regelmässig verwenden wird, geht jedoch davon aus, dass der Übergang nach und nach passieren wird. „Wenn ich beispielsweise bei einem Fussballspiel bin, weiss ich, dass ich Aufnahmen vom Tor und dem Torjubel haben muss“, erklärt er. „Du musst deiner Ausrüstung bedingungslos vertrauen, und das geht nur, indem du sie verwendest und verstehst, wie du schneller und einfacher zu besseren Ergebnissen kommst.
„Die neuesten Canon-Kameras sind fantastisch, und die Verbesserungen in Sachen AF, Bildqualität und Objektivqualität sind unglaublich. Ich denke, dass Leute in meinem Berufsfeld in den kommenden Monaten nach und nach zur EOS R3 und RF Objektiven wechseln werden. Im Rahmen meiner Arbeit versuche ich immer, nach etwas zu suchen, das ein bisschen anders ist. Ja, es gibt viele traditionelle Blickwinkel, die man immer abdecken möchte, aber man möchte auch versuchen, etwas Neues zu finden. Die EOS R3 wird mir dabei helfen, das zu tun.“
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