Ein schneller und präziser Autofokus in Kombination mit der Motiverfassung und -nachführung machen es einfacher als je zuvor, mit der Canon EOS Kamera ein scharfes Bild eines sich bewegenden Motivs aufzunehmen. Die Entscheidung, von einem Motiv zum nächsten zu wechseln, liegt allerdings noch immer beim Fotografen und der Vorgang, zu erkennen, dass es ein neues, spannenderes Motiv gibt und dann den Daumen zu verwenden, um den Fokuspunkt zu verändern, kann eine leichte Verspätung bewirken, durch die du den entscheidenden Moment verpassen kannst.
Stell dir zum Beispiel vor, ein Gepard, der ein Tier töten will, wird plötzlich von einem Löwen attackiert oder der Favorit in einem Rennen muss scharf bremsen oder ein Demonstrant unterbricht eine politische Rede – all dies sind unerwartete Ereignisse, die eine Veränderung in der Aufmerksamkeit des Fotografen und eine Verschiebung des Fokuspunkts nötig machen. Die ersten Sekunden sind entscheidend für die Geschichte, die erzählt wird, und es ist unerlässlich, dass der Fokus sich schnell auf das neue Motiv legt. Mit dem AF-System mit Augenerkennung der Canon EOS R3 kannst du zwischen Motiven wechseln, indem du einfach den Blick dahin legst, wo du den Fokus im Sucher haben willst, statt das AF-Messfeld über den Multi-Controller dorthin zu bewegen.
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Eye Control AF erklärt
Geschichte und Entwicklung
Falls dir der Ausdruck Eye Control AF bekannt vorkommt, liegt es vielleicht daran, dass Canon mit der Canon EOS 5, einer semiprofessionellen Kleinbild-Kamera mit 35 mm, die im November 1992 auf den Markt kam, bereits eine ähnliche Technologie vorgestellt hat. Später gab es diese Funktion in der EOS 50 (1995), EOS 3 (1998) und EOS 30 (2000). Doch seither hat sich viel getan.
Seitdem hat die Abteilung für medizinische Systeme von Canon, die auf medizinische Bildverfahren spezialisiert ist, eine Reihe von Technologien zum Scannen von Augen für die Herstellung von Purkinje-Bildern entwickelt. Diese Bilder sind mit einem Fingerabdruck für Augen vergleichbar und versetzen Ärzte und Optiker in die Lage, Probleme zu diagnostizieren. Doch die gewonnenen Erkenntnisse haben der Abteilung für Fotografie von Canon auch ein besseres Verständnis für das Aussehen von Augen gegeben. Dies wiederum ist in die Entwicklung des AF-Systems mit Augenerkennung eingeflossen.
Das ursprüngliche Eye Control AF-System von Canon hat nur eine Lichtquelle verwendet, doch im Inneren des Suchers der Canon EOS R3 befinden sich 8 LEDs, die Infrarotlicht von verschiedenen Wellenlängen abgeben. Eine Vielzahl von Lichtquellen in verschiedenen Winkeln ermöglicht es dem System selbst dann zu funktionieren, wenn der Benutzer eine Brille oder Kontaktlinsen trägt.
Zusätzlich weist das Erkennungssystem eine viel höhere Auflösung auf als in der Vergangenheit – es verfügt über einen 7.560-Pixel-Scanner zum Aufnehmen von Purkinje-Bildern des Auges. Diese Bilder versetzen die Kamera in die Lage, die Position des Auges des Benutzers und die Richtung, in die es schaut, zu verstehen.
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Wie Eye Control AF funktioniert
Eines der wichtigsten Dinge, die es über Eye Control AF zu wissen gibt, ist, dass es nicht nötig ist, dass das Auge ein Motiv anschaut und ihm im Sucher folgt, damit der Fokus der Kamera es festhält. Menschliche Augen funktionieren nicht auf diese Weise – wir tasten unsere Umgebung permanent ab und sehen uns um, und wenn das AF-Messfeld diese Bewegung nachvollziehen würde, würde der Fokus permanent im Bild umherspringen.
Stattdessen ist das AF-System mit Augenerkennung darauf ausgelegt, mit der Motivnachführung der Canon EOS R3 zusammen zu arbeiten und wird verwendet, um das Motiv auszuwählen, das zu Anfang verfolgt werden soll. Sobald das erledigt ist, muss das Motiv nicht permanent angestarrt werden, denn die Kamera übernimmt die Verfolgung und bewegt den Fokus mit dem Motiv.
„Man muss sich die Nutzung des AF-Systems mit Augenerkennung wie eine Maus oder einen Cursor eines Computers vorstellen“, erklärt Mike Burnhill, Professional Imaging Product Specialist bei Canon Europe. „Du verwendest es, um auf dein Motiv zu klicken und lässt dann die Kamera-Software Ihre Arbeit machen.“
Das bedeutet, dass, obwohl die Canon EOS R3 4.779 AF-Felder aufweist, du nicht versuchen musst, auf ein bestimmtes Feld zu schauen. Schau stattdessen einfach ganz allgemein in Richtung des Motives und die Kamera setzt ihr hierarchisches Verfahren zur Motiverkennung ein, um den Fokus dort festzulegen. Wenn also die Motiverkennung im Menü auf „Human“ (menschlich) eingestellt ist, erhalten die Augen des Motivs Priorität. Wenn sie nicht sichtbar sind, sucht das System nach dem Kopf eines Menschen und wenn es diesen nicht erkennen kann, erhält der Körper die Priorität.
Unterwegs mit der Canon EOS R3
Die Nutzung des AF-Systems mit Augenerkennung
Erste Schritte
„Das AF-System mit Augenerkennung ist nicht standardmässig aktiviert“, erklärt Burnhill, „aber es kann durch ein Drücken der Taste „Set“ aktiviert werden. Wenn du dann den Auslöser zur Hälfte drückst, wenn Augen oder Gesichter in der Szene sind, siehst du ein graues Feld um sie herum. Schaue das Feld an, das dein Ziel sein soll, und drücke dann den Auslöser komplett herunter. Das Feld wird blau und die Kamera folgt diesem Motiv.“ Falls du dich im Reihenaufnahmemodus befindest, verfolgt die Kamera das Motiv, bis du den Auslöser loslässt.
Um das Motiv zu wechseln, lass einfach die Auslösertaste los, drücke sie dann zur Hälfte und sieh ein neues Motiv an, bevor du den Auslöser wieder ganz durchdrückst.
Teil des Toolkits
Obwohl das AF-System mit Augenerkennung in allen AF-Messfeldwahlmodi funktioniert, empfiehlt Burnhill, es mit der Motivnachführung zu verwenden und den Smart Controller oder Multi-Controller zu verwenden, um sehr genaue Bereiche im Single-AF-Modus auszuwählen.
Das System individualisieren
Es gibt drei Möglichkeiten, das AF-System mit Augenerkennung zu individualisieren. Die erste und wichtigste Aufgabe ist, das System auf deine Augen und jegliche Sehhilfen, die du trägst, zu kalibrieren (nachfolgend). Jede Sehhilfe braucht eine eigene Kalibrierung. Und du musst sichergehen, dass du die richtige Einstellung verwendest, wenn du die Brille wechselst.
Es ist ebenfalls möglich, eine Taste zum Aktivieren des AF-Systems mit Augenerkennung zu individualisieren. Es stehen zahlreiche Tasten zur Verfügung, aber Burnhill empfiehlt, die AF-ON-Taste als logische Wahl, da viele Fotografen bereits eine Taste auf der Rückseite der Kamera zur Fokussierung verwenden.
Schliesslich kann jede der Optionen des Autofokus und des AF-Systems mit Augenerkennung im Menü „My Menu“ zugeordnet werden. Wenn du deine Brillen häufig wechselst oder sie während der Aufnahme auf- und absetzt, ist dies ein guter Weg, die Benutzereinstellungen schnell zu erreichen.
Die Optionen des AF-Systems mit Augenerkennung
Für den Zeiger (oder Cursor) des AF-Systems mit Augenerkennung stehen zwei Formen zur Verfügung: ein Kreis oder ein Kreuz. Der Kreis kann orange, lila oder weiss sein, sodass du ihn auf eine Farbe einstellen kannst, die sich von der Szene abhebt“, erklärt Burnhill, „das Kreuz wiederum ist nützlich, wenn du kleine Details des Motives sehen willst, da es eine kleinere Fläche bedeckt.“
Die Kalibrierung des AF-Systems mit Augenerkennung
„Es ist wichtig, das AF-System mit Augenerkennung zu kalibrieren, um davon den meisten Nutzen haben“, sagt Burnhill. „Du kann es für bis zu sechs unterschiedliche Benutzer oder sechs unterschiedliche Einrichtungen kalibrieren, wie etwa mit oder ohne Brille oder Kontaktlinsen, oder für verschiedene Arten von Brillen.“ Jeder Benutzer oder jede Einstellung kann benannt werden, sodass du genau weisst, für wen oder für welche Brille es gilt.
„Wenn es aktiviert ist“, fährt Burnhill fort, „zeigt das Kalibrierungssystem einen Punkt im Sucher. Du musst bestätigen, dass du ihn ansiehst, dann bewegt er sich und du musst ihm mit den Augen folgen. Dies muss mit der Kamera in einer horizontalen und einer vertikalen Ausrichtung, sowohl drinnen aus auch im Freien, aber nicht alles in einem Durchgang durchgeführt werden. Du kannst die Kalibrierung später fortsetzen.“
Obwohl die Basiskalibrierung nur vier Durchgänge erfordert, kann sie durch ein Wiederholen des Prozesses an verschiedenen Orten und mit der Kamera in verschiedenen Winkeln verfeinert werden. Es handelt sich dabei um eine bahnbrechende Funktion, die Fotografen ein leistungsfähiges Tool zum Aufnehmen von schnellen Bewegungen in einer Vielzahl von Szenarien an die Hand gibt.
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