Das Canon EOS R System wächst kontinuierlich weiter. Mittlerweile reicht die Serie vom Profi-Powerhouse EOS R3 bis zur einsteigerfreundlichen EOS R50. Im mittleren Segment gibt es eine Reihe von Modellen mit hervorragender Leistung, aber leicht unterschiedlichen Features, die sich an leicht unterschiedliche Nutzer richten. Wie schneiden sie im direkten Vergleich ab?
Tibor Szövetes, Product Marketing Specialist und John Maurice, Product Marketing Manager bei Canon Europe, erläutern die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der EOS R8 und den nächstgrösseren Modellen im mittleren Segment des EOS R Systems, der EOS R7 und der EOS RP.
AUSRÜSTUNG
EOS R8 vs. EOS R7 vs. EOS RP: Welche spiegellose Canon Kamera ist die beste Wahl für die Bedürfnisse von echten Foto-Begeisterten?
Sensorformat: APS-C vs. Vollformat
Sowohl die Canon EOS R8 als auch die EOS RP verfügen über einen Vollformatsensor, während die EOS R7 einen etwas kleineren APS-C-Sensor hat, der einen schmaleren Bereich des vom Objektiv erfassten Motivs aufnimmt. Die Unterschiede zwischen APS-C und Vollformat kannst du in unserem ausführlichen Artikel nachlesen, aber wann ist der kleinere Sensor der EOS R7 ein Vorteil?
John: „Auflösung und Reichweite. In der Wildlife- und Sportfotografie gibt es oft Situationen, in denen das Motiv sehr weit weg ist und man nicht näher herankommen kann. Da profitiert man dann von der zusätzlichen Tele-Reichweite, die ein APS-C-Sensor bietet. Die hohe 32,5-MP-Auflösung der EOS R7 bietet ausserdem zusätzliches Potenzial, das Motiv durch Zuschneiden noch weiter zu vergrössern.“
Tibor: „Die EOS R8 mit 24,2 Megapixeln und die EOS RP mit 26,2 Megapixeln haben natürlich eine geringere Auflösung als die EOS R7, aber ihre Vollformatsensoren sind vorteilhaft für Aufnahmen bei wenig Licht, sowohl in Innenräumen wie bei Hochzeiten oder Firmenveranstaltungen als auch für Nachtaufnahmen, Landschaften in der Abenddämmerung und so weiter.“
John: „Eine Vollformatkamera wie die EOS R8 bietet wiederum bessere Low-Light-Eigenschaften als die EOS R7. So verfügt die EOS R8 über einen grossen nativen ISO-Bereich von 100-102.400, während die EOS R7 nur bis ISO 32.000 und die EOS RP bis ISO 40.000 reicht. Die EOS R8 braucht auch weniger Licht zum Fokussieren.“
Tibor: „Mit den Vollformatkameras EOS R8 und der EOS RP haben wir ausserdem mehr kreative Kontrolle über die Schärfentiefe. Porträtfotografen bevorzugen oft das Vollformat, weil es damit einfacher ist, eine sehr geringe Schärfentiefe zu erreichen. Porträtaufnahmen finden meist in Innenräumen statt. Dafür bietet der Vollformatsensor der EOS R8 einen höheren Dynamikumfang und weniger Bildrauschen als der APS-C-Sensor der EOS R7.“
Besitzt du eine Canon Ausrüstung?
Grösse, Design und Bedienelemente
Canon EOS R8, EOS R7 und EOS RP sind alle deutlich kompakter als ihre DSLR-Schwestermodelle. Alle drei Kameras verfügen über das gewohnte EOS Layout der Bedienelemente mit einer Reihe konfigurierbarer Tasten und einem dreh- und schwenkbaren Touchscreen. Wenn du also von einer EOS DSLR umsteigst, fühlt sich alles sofort vertraut an. Es gibt jedoch ein paar feine Unterschiede in der Haptik und der Handhabung der beiden Kameras.
John: „Die EOS R7 wiegt ca. 612 g mit Akku und Speicherkarte, während die EOS RP nur 485 g mit Karte und Akku wiegt. Sie sind alle recht leicht, und wenn man sie auf der Schulter trägt und ein Objektiv angebracht ist, spürt man keinen grossen Unterschied mehr. Vergleicht man das jedoch mit einer DSLR plus Objektiv, merkt man den Unterschied schon.“
Tibor: „Mit nur ca. 461 g ist die EOS R8 noch leichter. Tatsächlich ist sie die leichteste Vollformatkamera, die Canon bisher hergestellt hat. Der Gewichtsunterschied zwischen der EOS R7 und den beiden anderen Kameras ist hauptsächlich auf den Akku zurückzuführen. Die EOS R7 arbeitet mit Akkus des Typs LP-E6, während die EOS R8 und die EOS RP Akkus des Typs LP-E17 verwenden, die viel kleiner und leichter sind – wobei die Reichweite des LP-E6 Akkus grösser ist als die des LP-E17 Akkus.“
John: „Sowohl die EOS R8 als auch die EOS R7 verfügen über einen speziellen Schalter für die Umschaltung von Fotos auf Video, was sehr praktisch ist, wenn man viel hybrid arbeitet. So ein Schalter ist bei der EOS RP nicht vorhanden, da ihr Gehäuse einer älteren Generation entspringt.“
Tibor: „Bei der EOS R7 hast du zwei Kartensteckplätze – ein Profi-Feature, das die beiden anderen Kameras nicht bieten. Ausserdem hat sie das neue Wahlrad für die Bedienung mit dem Daumen, das in Kombination mit dem AF-Controller als Scrollrad dient. So kann man sehr schnell Anpassungen vornehmen.“
Videofunktionen
Die Videoleistung ist eine der Hauptstärken der Canon EOS R8, womit sie in einigen Situationen eine bessere Wahl ist als EOS R7 oder EOS RP.
Mit EOS R7 und EOS R8 kannst du länger aufnehmen, da es keine 30-Minuten-Begrenzung für die einzelnen Clips gibt. Dafür bietet die EOS R8 höhere Bildraten: Du kannst in Full HD bis 180 B/s aufnehmen und sie dann mit 25 oder 30 B/s abspielen, was unglaubliche Zeitlupeneffekte ergibt. Die EOS R7 nimmt in Full HD bis 120 B/s auf und die EOS RP bringt es in Full HD auf 60 B/s.
John: „Die EOS R7 bietet die Möglichkeit von 4K 60p, plus einen 4K Crop-Modus, der praktisch für das Filmen von Wildlife und Sportarten ist, an die man nicht nah herankommt. Ausserdem gibt es einen 4K 30p Fein-Modus. Dieser Modus entsteht durch das Oversampling der 7K-Sensordaten und bietet so einer deutlich bessere Qualität.“
Tibor: „Mit der EOS R8 hast du ebenfalls die Möglichkeit, sehr hochwertige 4K 60p aus Oversampling der 6K-Sensordaten aufzunehmen. Der 4K Fine-Modus der EOS R7 klingt zwar besser, aber man darf nicht vergessen, dass die 7K-Daten von einem kleineren Sensor kommen. Der Vollformatsensor der EOS R8 bietet einen künstlerischeren Look und bessere Ergebnisse bei wenig Licht. Wenn du also Videos aufnimmst, bei denen diese Aspekte wichtig sind, dann ist die EOS R8 die bessere Wahl.“
John: „Die EOS RP verfügt zwar nicht über die fortschrittlichen Videofunktionen der beiden anderen Kameras, aber sie liefert 4K-Aufnahmen, wenn auch mit Crop, und Full HD bis 60p. Sie bietet eher grundlegende Videofunktionen, ist aber damit für die gelegentliche Aufnahme von Videos bestens geeignet.“
Autofokus und Motivnachführung
Die Canon EOS R8 bietet den modernsten Autofokus der drei Kameras, da sie die intelligente Motivnachführung der nächsten Gerenation von der EOS R6 Mark II übernommen hat.
John: „Je weiter das Deep-Learning fortschreitet, desto mehr Motive kann es zuverlässig erkennen. Die EOS R8 bietet die neueste Version dieser Motiverkennung. Die EOS R8 und EOS R7 können Menschen, Autos, Motorräder, Katzen, Hunde und Vögel erkennen und den Fokus auf sie nachführen. Die EOS R8 kann zusätzlich auch Züge, Flugzeuge und Pferde erkennen und nachführen.“
Tibor: „Die EOS R8 verfügt auch über die automatische Motiverkennung der EOS R6 Mark II, die das Motiv analysiert und auswertet, ob es sich um eine Person, ein Tier oder ein Fahrzeug handelt. Sie wird dann auf das erkannte Motiv fokussieren.“
John: „Verglichen mit dem Dual Pixel CMOS AF II von EOS R8 und EOS R7 ist das Dual Pixel CMOS AF System der EOS RP nicht ganz so leistungsstark. Es bietet zwar auch Augenerkennung, nur nicht auf demselben Niveau wie die beiden anderen. Die Kamera ist allerdings nicht wirklich für die Aufnahme von schnellen dynamischen Motiven ausgelegt.“
RAW-Burst-Modus und Pre-Shooting
Im direkten Vergleich der Aufnahmegeschwindigkeit schlägt die EOS R8 die EOS R7 und die EOS RP. Sie kann mit ihrem elektronischen Verschluss bis zu 40 B/s aufnehmen, im Vergleich zur EOS R7 mit 30 B/s und der EOS RP mit 5 B/s Darüber hinaus verfügen EOS R7 und EOS R8 beide über einen RAW-Burst-Modus mit 30 B/s und die Pre-Shooting-Funktion. Mit dieser Funktion nimmt die Kamera bereits RAW-Dateien auf, wenn der Auslöser halb gedrückt ist, und speichert die Dateien aus dem Pufferspeicher sobald der Auslöser ganz gedrückt ist – bis zu einer halben Sekunde an Aufnahmen. Das ist ideal für das Fotografieren von unvorhersehbaren Motiven.
Wenn man nur die Spitzengeschwindigkeiten vom EOS R8, EOS R7 und EOS RP vergleicht, erhält man allerdings nicht die ganze Wahrheit.
Tibor: „Obwohl die EOS R8 mit dem elektronischen Verschluss Reihenaufnahmen bis 40 B/s aufnimmt, erreicht sie mit dem elektronischen Verschluss auf den ersten Vorhang nur 6 B/s. Der elektronische Verschluss der EOS R7 ist zwar langsamer als der der EOS R8, jedoch kann die EOS R7 mit dem mechanischen Verschluss bis 15/B/s aufnehmen. Bei Kameraschwenks oder Aufnahmen mit schnellen Bewegungen – das klassische Beispiel ist die Aufnahme des Schwungs eines Golfschlägers – kann bei einem elektronischen Verschluss der so genannte „Rolling-Shutter“ Effekt auftreten, so dass man vielleicht doch lieber den mechanischen Verschluss verwenden möchte. Ist das der Fall, ist die EOS R7 schneller als die EOS R8.“
John: „Allerdings ist die EOS R8 so konstruiert, dass diese Rolling-Shutter-Effekte minimiert werden – genau wie auch die EOS R6 Mark II. Das macht natürlich die Entscheidung schwieriger, welche Kamera die richtige für dich ist. Du musst dir wirklich Gedanken über deine Aufnahmeanforderungen machen und darüber, ob der Rolling-Shutter-Effekt für dich tatsächlich ein Problem darstellen könnte. Er tritt meist nur in extremen Situationen auf, z.B. bei sehr schnellen Motorsportarten, bei denen die Bewegung parallel zum Fotografen verläuft, oder wenn du bei künstlichem Licht fotografierst, das einen Stroboskopeffekt erzeugt. Er wird nicht auffallen, wenn du ganz gewöhnliche Bewegungen aufnimmst, wie z.B. einen Tänzer, der sich dreht, oder einen Hund, der springt, um einen Ball zu fangen.
Tibor: „Die EOS RP ist zwar langsamer, aber sie ist auch nicht auf Geschwindigkeit ausgelegt. Sie ist die kleine, leichte und preisgünstige Option für alle, die gerne Landschaften oder Porträts aufnehmen oder ihre Reisen mit einer guten Kamera festhalten wollen.“
Erste Aufnahme der EOS R8: die Vollformat-Challenge in Paris
Alle drei Kameras können mit Objektiven verwendet werden, die mit einem optischen Bildstabilisator (IS) ausgestattet sind, um Kamerawackler zu kompensieren. Die enorme Kommunikationsgeschwindigkeit des RF Bajonetts ermöglicht das Zusammenführen der Bewegungsdaten des Kamerasensors mit dem optischen IS, was zu einer noch höheren Stabilisierung führt.
Canon EOS R8, EOS R7 und EOS RP bieten alle auch den 5-achsigen Movie Digital IS. Der sorgt für noch ruhigere Videoaufnahmen. Wenn ein IS-Objektiv verwendet wird, lassen sich das digitale und das optische IS-System kombinieren, um noch stabilere Aufnahmen zu erzielen.
Die EOS R7 geht jedoch noch einen Schritt weiter.
John: „Die EOS R7 ist die einzige dieser drei Kameras, die über einen kamerainternen Bildstabilisator (IBIS) verfügt. Dieser arbeitet mit dem optischen IS des Objektivs und mit Movie Digital IS zusammen und führt so beim Filmen aus der freien Hand zu erstaunlich ruhigen Aufnahmen.
Tibor: „Realistisch gesehen könnte die Kombination aus optischem IS und Movie Digital IS für vorsichtige Schwenks und handgeführte Aufnahmen ausreichen, während der zusätzliche IBIS es ermöglichen könnte, Videos zu drehen, während man sich vorsichtig mit der Kamera bewegt, auch wenn dies nicht ganz an die professionelle Lösung mit einem Gimbal heranreicht. IBIS macht auch bei Foto-Aufnahmen ohne Stativ einen grossen Unterschied aus, und bietet in der Kombination mit bestimmten Objektiven eine Stabilisierung bis zu 8 Belichtungsstufen.“
Welche EOS R Systemkamera des mittleren Segments ist die richtige für dich?
Die preisgünstige EOS RP ist ein grossartiger Begleiter für diejenigen, die ihre ersten Schritte in die Welt der Vollformatfotografie machen, und ideal für Foto-Begeisterte, die eine kleine, leichte und intuitive spiegellose Vollformatkamera für Reisen oder allgemeine Landschafts- und Porträtaufnahmen suchen.
Die enorm schnelle EOS R7 richtet sich vor allem an die Anforderungen bei der Wildlife- und Sportfotografie. Ihr APS-C-Sensor gibt Objektiven eine grössere Reichweite, was ideal ist, wenn man nicht näher herankommt, um scheue Tiere oder die Action auf dem Spielfeld einzufangen. Sport- und Wildlife-Fotografen profitieren ausserdem von Profi-Features wie zwei Kartensteckplätzen, IBIS und automatischer Belichtung im Burst-Modus, die dabei helfen, ein ganz einzigartiges Foto zu machen.
Die EOS R8 ist die ideale Hybridkamera für Content Creator, die neben Fotos auch Videos aufnehmen. Sie verfügt über professionelle Videofunktionen und den intelligenten Autofokus der nächsten Generation, der mit der EOS R6 Mark II eingeführt wurde. Für die Aufnahme von Landschaften, Porträts und Events bietet sie die Schärfentiefe, den grösseren Bildwinkel und die Low-Light-Eigenschaften eines Vollformatsensors sowie Reihenaufnahmen bis 40 B/s mit elektronischem Verschluss.
Erfahre mehr über das spiegellose Canon EOS R System und alle herausragenden Kameras dieser Serie.
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